Kapitel 14 - Beginnen

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„Klaus, bitte. Es ist nicht von Bedeutung.“
„Lass mich das lieber selbst entscheiden, Samantha.“ Zärtlichkeit lag in Klaus' Stimme, als er mich losließ und sanft mit seinen Fingerspitzen über mein Gesicht strich. Wie ich das doch vermisst hatte. Wie ich ihn doch vermisst hatte.
In diesem Moment warf ich alles über den Haufen. Alles, was ich mir so fest vorgenommen hatte. Die Mauer, die ich mir in all den Jahren aufgebaut hatte, begann zu bröckeln und jede einzelne meiner Poren sehnte sich nach diesem einen Mann. Niemals hätte ich ihn damals freiwillig verlassen. Niemals. Mit diesem Gedanken legte ich meine Lippen auf die seinen. Erst war der Urvampir überrascht, doch dann erwiderte er den Kuss mit der gleichen Leidenschaft, die auch ich ihm entgegenbrachte. Ohne auch nur darüber nachzudenken, sprang ich hoch und verschränkte meine Beine hinter seinem Rücken. Klaus grinste in unseren Kuss hinein, als er auch schon los rannte. Kaum nahm ich wahr, wie wir in die Villa der Mikaelsons hinein und in Klaus' Zimmer stürmten. Ich war wohl genau dorthin gerannt. Deshalb war Klaus also im Wald gewesen.
Sanft ließ der Urvampir mich auf sein Bett gleiten und sah mir tief in die Augen. Ich versank in ihnen und ich wusste, dass ich all das am nächsten Tag bereuen würde, doch das war nun egal. Mit einem Lächeln zog ich den Urvampir auf mich und küsste ihn wild, während ich sein T-Shirt zerriss. Klaus tat es mir gleich und innerhalb weniger Sekunden lagen unsere Klamotten zerfetzt am Boden.  Ich spürte seine warme Haut auf meiner und seine zärtlichen Berührungen an meinem ganzen Körper. Es erinnerte mich so sehr an früher. An die Zeiten, in denen wir noch bedingungslos zusammen sein konnten. In denen es nichts und niemanden gab, der uns trennen konnte. Fast zumindest.

Am nächsten Morgen weckte mich das Sonnenlicht. Stöhnend drehte ich mich zur Seite und ließ meine Augen geschlossen. Ein Morgenmuffel war ich wohl schon immer gewesen. Ich spürte, wie sich ein weiterer Körper an den meinen presste und die angenehme Wärme, die von ihm ausging.
„Guten Morgen, Liebste.“ Seine Stimme hinterließ eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper und ich hoffte, dass ich, wenn ich meine Augen geschlossen ließ, nun nichts sagen musste. Doch das war nur Wunschdenken. Im Bruchteil einer Sekunde saß Klaus auf mir und sah mir lächelnd in mein Gesicht.
„Ich höre an deinem Herzschlag, dass du nicht mehr schläfst, Sam. Also tu auch nicht so.“ Ich spürte weiche Lippen, die sich auf meine legten, ehe ich meine Augen öffnete.  
„Was war das gestern?“
„Ich denke, du weißt ganz genau, was das war, Klaus“, erklärte ich dem Urvampir leise.
„Ja, aber wieso? Erst weist du mich ab und dann schläfst du mit mir? Was ist es, das du vor mir verheimlichst?“
„Das, was du nicht wissen sollst“, erwiderte ich trotzig und versuchte, Klaus von mir zu schieben. Doch er ließ es nicht zu.
„Ich habe Mittel und Wege, um herauszubekommen, wieso du dich so verhältst, wie du es tust. Aber es würde mir besser gefallen, wenn du es mir von selbst aus verrätst.“ Traurig legte ich meine Hand an Klaus' Wange und war so ehrlich zu ihm, wie ich es sein konnte.
„Es tut mir leid. So vieles tut mir leid. Aber glaub mir bitte, wenn ich dir sage, dass ich damals keine andere Wahl hatte, als zu gehen. Und dass ich auch jetzt keine andere Wahl habe. Ich kann und werde nicht bei dir bleiben. Mehr kann ich dir nicht sagen.“
„Damit werde ich mich aber nicht zufrieden geben.“ Seufzend fuhr ich mir durch meine Haare.
„Ich weiß.“ Der Urvampir stieg von mir herunter und legte sich neben mich.
„Dann sag mir die Wahrheit. Wovor fliehst du?“ Erschrocken blickte ich Klaus an.
„Denkst du wirklich, dass ich die Angst in deinen Augen nicht bemerkt hätte? Ich bin das mächtigste Wesen der Welt. Wenn ich dich nicht beschützen kann, wer denn dann?“
„Niemand. Ich muss das selbst regeln.“
„Ich weiß, dass du stark bist, Samantha. Aber jemandem zu vertrauen, ist keine Schwäche. Hier in Mystic Falls sind viele, die für dich ihr Leben geben würden. Deine Brüder, ich...“
„Genau das ist das Problem!“, schrie ich den Urvampir an und sprang aus dem Bett. Er hinderte mich nicht daran. Auch nicht als ich aus seinem Schrank eine Hose und ein T-Shirt kramte.
„Ich hätte nicht hier bleiben sollen.“
„Was hat deine neue Familie, was deine alte nicht hat?“ Diese Frage überraschte mich tatsächlich. Verwundert sah ich Klaus an, der sich langsam erhob und auf mich zu schritt.
„Was hat sie, was ich dir nicht geben kann?“ Darauf wusste ich nichts zu sagen. Also schwieg ich und ging langsam auf die Tür zu. Es war nicht so, dass ich Schutz suchte. Ich wollte ihn geben. Klaus und meine Brüder in Gefahr zu bringen, war das letzte, was ich tun wollte. Auch wenn sie mich damals alle einfach aufgegeben hatten. Damals als alles um mich herum zerbrach und ich jede Hilfe gebraucht hätte.
„Geborgenheit“, antwortete ich Klaus auf seine Frage, obwohl ich wusste, dass diese Antwort ihn verletzte. Es stimmte auch nicht, doch diese Nacht mit ihm musste die letzte gewesen sein. Jack hatte recht. Ich musste weg von hier. Aus dem Land. Fern von diesem Kontinent. An einen Ort, an dem mich niemals wieder jemand finden würde.
Blitzschnell schnappte ich mir mein Handy, stürmte aus der Tür und ließ sie hinter mir ins Schloss fallen. Glas zersplitterte  und auch der kleine Tisch, der eben noch Klaus' Zimmer dekoriert hatte, flog gegen die Wand. Der Urvampir schrie auf. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Sanft legte ich noch einmal die flache Hand auf seine Zimmertür, ehe ich mich umdrehte und die Treppe nach unten flitzte.
„Du willst ihn also schon wieder verlassen.“
„Ich kann nicht anders, Elijah“, flüsterte ich dem Urvampir zu. Elijah war schon immer die Stimme der Vernunft gewesen und der einzige, der neben Jack das Zeug zu einem besten Freund gehabt hatte. Wieder zersplitterte etwas im Obergeschoss.
„Das letzte Mal, als ich ihn so gefunden habe, befand er sich in einem riesigen Haus am Meer. In eurem Haus. Allein.“
„Ich wollte ihn nie verletzen.“
„Dann hör auf damit.“ Mit diesen Worten schritt Elijah langsam die Treppe nach oben. Ich wusste, dass er seinem Bruder beistehen würde. Egal, was dieser auch immer getan hatte.
Ich hingegen verließ das Haus und das Anwesen der Mickaelsons und flitze los. Durch den Wald. Über Hügel und Felsen. Landstraßen und nah an kleinen Dörfern vorbei. Ich ließ Mystic Falls hinter mir. Tat das, was ich schon längst hätte tun sollen. Alle dort waren gut ohne mich zurecht gekommen. Und auch Klaus... Klaus hatte wieder jemand neuen gefunden, mit dem er glücklich werden konnte. Caroline war dazu in der Lage. Das wusste ich.
„Sam!“ Ich blieb stehen, als Jack auf mich zu trat. Vor mir lag das Anwesen „unserer Familie“. Und genau hier wollte ich hin. Hier würde ich damit beginnen, alles hinter mir zu lassen. Und das erste war mit großem Abstand: Eric.

Never forget the past... (VampireDiaries - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt