Kapitel 18 - Dummheiten

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Als ich in Mystic Falls ankam, zog sich in mir sofort alles zusammen. Ich wusste immer noch nicht, wie ich Klaus alles erklären sollte. Und meinen Brüdern? Wollte ich wirklich wieder hier leben? Zumindest wollte ich alles zwischen mir und dem Urvampir klären. So durfte es einfach nicht enden.
Vor der Haustür der Mikaelson-Villa empfing mich bereits Becca. Die Blondine grinste mir breit entgegen, als sie mich sah.
„Ich hab es gewusst", erklärte sie, während sie ihre Arme um mich schlang. Auch ich musste lächeln.
„Da wusstest du mehr wie ich."
„Er ist im Salon. Die anderen sind alle unterwegs. Ihr seid also alleine. Viel Glück." Damit war auch Becca verschwunden. Kurz sah ich ihr noch nach, ehe ich tief Luft holte und über die Türschwelle trat. Das letzte Mal, als ich hier gewesen war, waren hier so viele Menschen in bunten Kleidern gewesen, aber jetzt war alles leer. Leer und ruhig. Seufzend betrat ich den Salon. Klaus stand mit dem Rücken zu mir. In seiner Hand hielt er ein Glas Whiskey, während sein Blick nur dem Feuer im Kamin galt. Er ignorierte mich. Hätte er das von Anfang an gemacht, wäre vieles einfacher gewesen.
„Klaus, ich..." Sofort wurde ich unterbrochen.
„Noch ein Wort und ich werde dich töten."
„Nik..." In Sekundenbruchteilen landete das Whiskyglas neben mir an der Wand. Ich erschreckte mich nicht, als es in tausende kleine Scherben zersprang. Manchmal glaubte ich, dass das alles zu meinem Fluch gehörte. Jedes normale Mädchen – selbst ein Vampir – wäre wenigstens zusammengeschrocken.
„Verschwinde." Niks Augen färbten sich Geld, als auch schon die blauen Adern unter seine Augen traten. So sah er also als Hybrid aus. Früher... Damals war er nur ein Vampir gewesen, dessen höchstes Ziel sich nun also erfüllt hatte.
„Nein", erwiderte ich fest, „Nicht bevor wir das alles geklärt haben."
„Was geklärt, Sam? Was? Es gibt nichts mehr zu klären als das, was ich gesehen habe." Die Wut des Hybriden schien den ganzen Raum vibrieren zu lassen.
„Was hast du denn gesehen? Er hat mich doch geküsst."
„Ich habe nicht gesehen, dass du ihn von dir gestoßen hast, Samantha. Steh doch endlich dazu."
„Wir sind nicht zusammen, Nik. Nicht mehr."
„Weil du damals mit diesem ... diesem... Sklaven abgehauen bist."
„Ich bin nicht mit ihm abgehauen. Nik, ich muss dir etwas sagen, ich..." Tausende von Gedanken kreisten durch meinen Kopf. Tausende von Formulierungen. Wie sollte ich jemandem etwas sagen, dass ich ihm hunderte von Jahren verschwiegen hatte? Nik schien meinen inneren Konflikt zu spüren, denn mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte, näherte er sich mir. Sein Gesicht wurde wieder das eines Menschen, als er nach der Whiskyflasche griff und uns zwei Gläser einschüttete. Wortlos reichte er mir das eine, welches ich ohne zu zögern, in einem Zug austrank. Bevor ich allerdings noch ein Wort der Erklärung sagen konnte, zerstörte jemand die entstandene, beruhigende Atmosphäre.
„Wo ist sie?!" Mit einem lauten Brüll stürmte Damon in den Salon. Dicht hinter ihm war Stefan. Als die beiden mich entdeckten, wurden sie sofort still. Blitzschnell war der ältere meiner Brüder bei mir.
„Wo warst du?" Wieso meinte hier eigentlich jeder, mir Vorschriften machen zu müssen?!
„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Damon. Was wollt ihr hier? Ich habe gerade etwas mit Klaus zu klären."
„Was hast du denn zu klären, was deine Bruder nichts angeht?" Stefan ließ sich auf der Couch nieder, doch da hatte er seine Rechnung ohne Klaus gemacht. Dieser packte ihn am Kragen und wirbelte ihn durch den ganzen Raum. Dann galt sein Blick Damon.
„Verschwinde", zischte der Urvampir, doch mein Bruder ließ sich nicht beirren. Mit ernster Miene baute er sich vor mir auf. Gerade als ich ihn wegschieben wollte, klingelte mein Handy. Erst dachte ich darüber nach, es einfach aus dem Fenster zu schmeißen, doch als ich Jacks Namen darauf las, wurde ich stutzig. Noch vor wenigen Stunden hatte er mir ein schönes, weiteres Leben gewünscht und nun meldete er sich schon wieder? Mein Blick fiel auf Nik, der mich argwöhnisch musterte. Ohne es weiter zu beachten, schaltete ich mein Handy aus und ließ es wieder in meine Tasche gleiten. Keine zwei Sekunden später klingelte Niks Handy.
„Was?!" Selbst Stefan zuckte zusammen, als das Gesicht des Urvampirs wieder dem eines Hybriden wich.
„Ich muss mit Sam sprechen." Jacks Stimme drang an mein Ohr. Woher hatte er Klaus' Nummer? Und wie kam er auf die lebensmüde Idee, gerade ihn anzurufen? Bevor der Urvampir weiter ausrasten konnte, schnappte ich mir sein Handy.
„Was soll das Jack?", fragte ich ohne Umschweife. Meine Brüder warfen sich fragende Blicke zu. Sie kannten Jack sicherlich noch von früher.
„Sie ist tot", flüsterte mein bester Freund. Sofort vergaß ich alles um mich herum.
„Tu jetzt nichts Dummes, Jack."
„Nichts Dummes?! Nichts Dummes?! Er hat gesagt, wenn wir mitspielen, lässt er sie am leben, Sam. Er hat gesagt, wenn du tust, was er von dir verlangt, dann tötet er Kira nicht. Und ich Blödmann habe ihm geglaubt. Dafür wird er bezahlen."
„Jack, du weißt, dass er viel älter ist. Du hast keine Chance gegen Eric."
„Das werden wir noch sehen."
„Jack!"
„Nein, Sam. Meine Entscheidung ist gefallen. Ich weiß nicht, was er vorhat, aber du bist ein Teil davon. Bleib bei Klaus. Er wird dich beschützen."
„Ich komme zu dir."
„Nein! Das erledige ich alleine. Hör mir zu, Sam. Sag ihnen die Wahrheit. Du hast dir nichts vorzuwerfen und allen anderen auch nicht. Sie konnten es nicht wissen, aber sie werden verstehen. Wenn du ihnen eine Chance gibst. Ich hab dich lieb." Mit diesen Worten brach das Gespräch ab. Das konnte er doch unmöglich tun. Ein Leben fernab mit der ätzenden Kira, damit hätte ich mich abfinden können, aber damit? Mein bester Freund war drauf und dran Selbstmord zu begehen. Ein Krachen riss mich zurück in die Realität. Klaus' Handy war mir aus der Hand geglitten und auf den Marmorboden geschlagen.
„Sam..." Der Urvampir war mir näher gekommen. Sanft legte er eine Hand an meine Wange und sah mir tief in die Augen. „Was meint er damit?" Ich setzte dazu an, ihm zu antworten, aber es kam kein Wort über meine Lippen. Das hier durfte nicht geschehen.
„Er wird ihn töten." Mit diesen Worten rannte ich los. Klaus konnte nicht mehr packen und meine Brüder auch nicht. Ich hörte noch, dass sie mir folgten, aber das war jetzt egal. Eric würde das bekommen, was ihm zustand. Aber Jack war eindeutig nicht in der Lage dazu, das allein zu schaffen.

Never forget the past... (VampireDiaries - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt