Kapitel 21 ~ Flucht

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„Wieso machst du das?", wollte Elena von Alaric wissen.

„Weil du mich brauchst", stellte er klar. „Du bist erst Achtzehn und hast keine Eltern mehr, keine Orientierung, und hast jeglichen Sinn für richtig und falsch verloren."

„Das sagst du? So was nennst du richtig?!", fuhr Elena ihn an und deutete auf Roseanne, wie sie am Tisch festhing.

„Sie ist eine Mörderin!", sagte Alaric. „Ich habe gehört, wie sie mit Damon darüber gesprochen hat, wie sie ganze Dörfer ausgelöscht hat und es toll fand. Sie genießt das! Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie viele Menschen sie getötet hat?"

„Man hört auf zu Zählen!", keuchte Roseanne durch die Eisenkrautknebel. Es tat weh, aber sie konnte nicht still bleiben. Was dachte er sich überhaupt? Sie war ein über tausend Jahre alter Vampir! Das sie nur Blümchen sammeln ging?! Sie war nun einmal ein Raubtier.

„Ist das etwa richtig?", fragte Alaric scharf. „Hör zu, Elena. Deine Eltern waren Vorsitzendes des Rates und hatten es sich zur Aufgabe gemacht, für die Sicherheit der Stadt zu sorgen. Sie waren nur sechs Monate tot und schon hast du alles zerstört, woran sie glauben."

„Du weißt gar nichts über sie", erwiderte Elena sauer.

„Was? Habe ich nicht recht?", fragte er. „Denkst du allen Ernstes, sie wären stolz auf dich? Entweder ergreifst du Partei für die Menschen, oder du bist nicht besser als sie es sind."

Er zeigte jetzt mit dem Weißeichenpfahl auf Roseanne. „Töte sie."

Entsetzt hob Elena den Kopf, als Ric hinzufügte. „Oder ich tu es für dich. Und bei mir wird es weh tun!" Er packte sie am Ellenbogen und zog sie zu sich. „Steh auf!"

Er zog sie direkt zu dem Tisch, an dem Roseanne saß und drückte der zitternden Elena den Pfahl in die Hand.

Elena drehte sich zu Alaric um und versuchte ihn zu bekämpfen, aber kam nicht gegen ihn an.

„Ich dachte, ich hätte dir das besser gezeigt!", fuhr er sie an.

„Hast du auch!", gab sie zurück und schlug ihm das Glas mit dem Eisenkraut ins Gesicht.

Alaric schrie vor Schmerzen auf und taumelte zurück. Die wenigen Sekunden die Elena dadurch gewann nutzte sie und zog bei Roseanne die Bleistifte raus. Sie hatte die Doppelgängerin eindeutig unterschätzt. Sie konnte ja doch kämpfen!

„Lauf!", rief Elena aufgeregt, als Roseanne sich bereits den Knebel abriss. „Hol Hilfe."

Das ließ sich Roseanne nicht zwei mal sagen und rannte im Vampirspeed aus dem Klassenzimmer.

In einem der Flure versuchte Roseanne sich zu orientieren, weil sie einfach panikartig los gerannt war. Deswegen wurde sie langsamer. Im nächsten Moment erschrak sie tierisch, weil sich ein Arm um sie schlang und sie an eine Brust zog. Eine Hand presste sich auf ihren Mund und nahm ihr so die Chance, überhaupt zu schreien. Ihr Herz schlug schneller, aber nicht in Panik. Sie fühlte sich sicher. Beschützt. Ihr Körper erkannte bereits, wer sie festhielt, bevor er überhaupt sprach.

„Sh", flüsterte ihr Nik ihr beruhigend ins Ohr. „Ist okay. Ich bins. Alles okay. Wir helfen dir." Seine Hand gab ihren Mund frei und er strich ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht.

Roseanne drehte sich langsam in seinem Armen um und versuchte ihm schwer atmend in die Augen zu sehen, aber er sah sie nicht an, sondern hielt nach Alaric Ausschau. Als er sicher war, dass sie alleine waren, sah er sie an. „Und wir helfen auch Elena und Caroline. Geh nach Hause, bleib da", wies er an. „Geh nicht raus. Hast du mich verstanden?" Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und brachte sie dazu ihn anzusehen. „Hast du das verstanden?"

Best Friends and TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt