„Achtung, Kanone feuert!"
Man hörte einen dumpfen Aufprall. Der verspielte Connie schleuderte gnadenlos Schneebälle auf die nichtsahnende Sasha. Als diese sich umdrehte war es bereits zu spät für ein Ausweichmanöver und es trafen gleich mehrere Kugeln ihre unschuldige Gestalt. Connie brach sofort in lautem Gelächter aus und flüchtete daraufhin vor der wütenden Sasha, welche begann ihn durch den Schnee zu jagen. Viele andere taten es ihnen gleich. Lachend bewarfen sich die Rekruten des 104ten Jahrgangs gegenseitig mit Schneebällen. Einige andere bauten Schneemänner oder kritzelten wilde Muster auf den Boden. Es war eine hervorragende Ablenkung um die Nervosität zu überkommen, die jeden einzelnen von uns gerade heimsuchte. Auch bei uns war der Winter endlich ausgebrochen und schon bald würden wir für unser erstes Überlebenstraining in die Berge reiten.
Gedankenverloren saß ich abseits auf einer Bank, bereit für unsere baldige Abreise. An meiner Seite stand mein treues Pferd Chinosuke und leistete mir Gesellschaft. Verträumt fuhr ich ihm immer wieder mit meinen Fingerspitzen durch seine Mähne hindurch. Ohne jede Vorwarnung traf mich dann plötzlich ein Schneeball von hinten am Kopf. Ich hörte lautes Lachen und schnelle Schritte mehrerer Personen auf mich zu kommen, gefolgt von einem Paar Arme, die sich um mich herum warfen.
„Hilfe, Nevio! Ich werde arackiert!", die Stimme war meiner Kameradin Riri zu zuordnen. Ich richtete mich gleich an sie und versuchte sie von mir zu drücken
„Erstmal, es heißt: Attackiert. Und außerdem, klammer dich nicht so an mich. Die Anzüge sind so schon warm genug!", meiner Stimme war ein leises Knurren zu entnehmen, dies hielt Riri doch nicht davon ab mich weiter als Schutzschild zu nutzen. Schnell wich sie hinter mich als sich zwei weitere Personen auf uns zu bewegten. Es war Christa, welche von Ymir begleitet wurde. Beleidigt schielten Christas Augen durch das Fell ihrer Kapuze durch. Sie suchte die Umgebung ab, bis sie die gesuchte Person bei mir auffand.
„Riri, komm her und stell dich mir gefälligst!", mit hochrotem Gesicht stampfte die Blondine auf uns zu. Mein Blick richtete sich sofort auf das Mädchen, welches sich hinter mir zusammenkauerte. Unbeeindruckt griff ich mir ihre Jacke und schleuderte sie über meine rechte Schulter hinweg, direkt vor Christas Füße.
„Mir egal was du verzapft hast, aber zieh mich da nicht mit rein.", unbekümmert setzte ich sie Christa einfach vor. Ich nahm wieder eine gemütliche Haltung auf der Bank ein. Ymir setzte sich dabei zu mir und verfolgte wie die anderen beiden Mädels eine geladene Verfolgung starteten.
„Das ist also das Gör von damals?", bedacht richtete sie im Stillen ihre Frage an mich, damit niemand unsere Unterhaltung mitkriegen würde. Mit einem kurzen Blick um mich herum stellte ich sicher, dass sich auch wirklich niemand um uns herum befand und ging auf ihre Frage ein.
„Ja, sie hat sich allerdings ziemlich verändert. Damals konnte sie kaum sprechen und war eher mit einem wilden Tier zu vergleichen. Ich hatte noch keine Gelegenheit mit ihr über ihre Vergangenheit zu reden. Es ist mir wirklich ein Rätsel wie sie damals da draußen überleben konnte.", beim Sprechen verfolgte mein Blick stets Riri, die in geschickten Manövern den Würfen von Christa auswich. Ymir war jedoch völlig auf mich konzentriert. Ausgiebig musterte sie mein Gesicht. Sie hob spontan ihre Hand und ergriff sich meine Nase, an welcher sie dann stark zu ziehen begann. Ich biss meine Zähne zusammen und fauchte sie im rauen Ton an, woraufhin ich ihre Hand von mir schlug.
„Diese Narbe auf deiner Fresse. Wieso heilst du sie nicht?", zufrieden mit dem Gedanken, dass sie mir weh getan hatte, grinste sie mich leicht an. Eingeschnappt zog ich die Nase hoch und rieb mir diese leicht.
„Lange Geschichte...", bevor ich ins große Schweigen verfallen konnte schlug mir Ymir mit der Handfläche an den Hinterkopf, dabei schüttelte sich der verbliebene Schnee von Riris Treffer eben von meiner Kapuze. Ich schob leisen Protest und gab einfach einen Seufzer von mir. Es war klar, dass Ymir sich mit so einer Antwort nicht abfinden würde, besonders, weil wir noch mindestens eine Stunde bis zu unserer Abreise hatten. Da konnte ich mich wohl nicht raus reden. Ich stand auf, griff mir Chinosukes Zügel und befahl ihm mit einem leichten Zug mir zu folgen.
„Lass uns etwas spazieren gehen."
...
Ruhig lief ich, mit Chinosuke neben mir, an der Seite von Ymir eine Wiese nahe des Trainingsgeländes entlang. Wir hatten uns vom Rest unseres Trupps entfernt, um unerwünschten Mithörern aus dem Weg zu gehen. Erst mit einer sicheren Distanz zum Lager führten wir unser Gespräch von eben fort.
„Als wir uns damals getrennt haben bin ich mit der Kleinen wieder in den Wald hinein gegangen. Sie hat mir dort eine Hütte gezeigt. Anscheinend lebte sie dort. Sie hatte einige Lebensmittel und auch Kleidung für mich übrig, aber ich weigerte mich das Essen entgegen zu nehmen, weil sonst nichts für sie übrig geblieben wäre. Ich verbrachte die Nacht dort und beschloss am nächsten Morgen direkt den Wald nach etwas Essbarem abzusuchen. Auf einmal tauchte eine Meute Aufklärer auf, die anscheinend in Eile auf dem Weg zu den Mauern waren. Ich belauschte ein Gespräch und bekam mit, dass die Mauern wohl eingebrochen wurden. Natürlich war mein erster Gedanke den Aufruhr zu nutzen und mit Riri hinein zu flüchten, also lief ich unbemerkt zurück, um sie zu holen. Als ich wieder kam sah ich sie in einen Versorgungskarren der Aufklärer steigen, dem daraufhin der Befehl zum Aufbruch erteilt wurde. Wahrscheinlich wollte sie etwas zu Essen daraus mitnehmen. Ich begann sofort sie zu verfolgen! Doch kam ich hinter den Pferden nicht her und... verwandelte mich aus lauter Panik. In meiner Titanenform lief ich ihnen eine ganze Zeit lang hinterher. Außerhalb des Waldes verlor ich aber meine Agilität und sie setzten mich auf dem freien Gelände fest. Irgendwie habe ich es geschafft davon zu kommen und mich in den Wald zurück zu ziehen und da zurück zu verwandeln. Als ich mich auf den Weg machte, um die Verfolgung wieder auf zu nehmen... kamen mir plötzlich Titanen entgegen und ich wurde beinahe gefressen! Dabei wurde ich schwer verletzt und zog mir auch die Narbe im Gesicht zu. Dann traf die Nachhut der Aufklärer überraschend ein, die anscheinend nach meinem Titanen suchten. Zumindest brabbelten sie ständig irgendwas von einem rasenden Abnormen. Sie retteten mich und nahmen mich mit ihnen gemeinsam ins Innere der Mauern. Dort registrierten sie mich und verfolgten meinen Heilungsprozess. Um nicht aufzufallen hielt ich mich bedeckt und heilte wie ein normaler Bürger, dazu gehörte auch diese markante Narbe. Alles über mich wurde bislang streng dokumentiert. Und den Rest... naja, das weißt du ja bereits alles."
Ymir schenkte mir durchgängig Gehör. Zufriedengestellt mit meiner Erklärung und ihren Bedenken beiseite geräumt erzählte sie mir nun von ihrer Flucht in die Mauern und ihrem darauffolgendem Leben innerhalb von ihnen. Dabei erwähnte sie auch wie sie Christa kennengelernt hatte und verriet mir das Geheimnis ihrer Herkunft. Dass sie diese Information mit mir teilte hatte jedoch einen speziellen Grund. Sie bat mich darum Christa für sie zu schützen, im Falle, dass sie es eines Tages nicht mehr könne. Ich sah ihr sofort an wie ernst es ihr zu sein schien und ich gab ihr mein aufrichtiges Versprechen ihrem Wunsch zu folgen. Besorgt über ihre zukünftigen Pläne kamen Zweifel in mir hoch. Mir war nicht ganz verständlich wieso sie mich um so etwas bitten würde, aber ich nahm es als Zeichen dafür, dass sie mir vertrauen musste.
Ein lautes Signal kam aus der Richtung der Kaserne. Anscheinend war es Zeit zum Aufbruch und wir waren dabei uns zu verspäten. Schnell sprang ich auf mein Pferd auf und half Ymir mit drauf. Damit machten wir uns auf unseren Weg zurück.
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Because you can
FanfictionWir kämpften hier um Rechte von denen wir nicht einmal wussten wem sie tatsächlich zustanden. Wer also konnte entscheiden was in dieser Welt richtig oder falsch zu sein hatte? An diesem Tag, in dieser Nacht. Da wurde mir klar, dass diese Welt kein E...