Kapitel 5 - Wiederkehrende Angewohnheiten

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Die nächsten fünf Jahre vergingen wie im Flug. So kam dann auch endlich der Tag des Abschlusses unserer Ausbildung. Allerdings blieb uns keine anständige Gelegenheit um dies zu feiern. Im Jahr 850. tauchte nämlich der Kolossale plötzlich wieder auf und riss ein weiteres Mal ein Loch in die Mauern hinein. Genauso wie vor 5 Jahren, war er ebenso schlagartig wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Im wirren Aufruhr wurde der Bezirk Trost evakuiert und tausende von Menschen verloren wieder einmal ihre Heimat an die Titanen. Das Gefecht zog sich über mehrere Tage. Dabei gaben unzählige Persönlichkeiten ihr Leben. Darunter unschuldige Zivilisten, wie auch tapfere Soldaten, die sich bis zum bitteren Ende gegen die Bedrohung aufgelehnt hatten. Es war nun die Aufgabe der Hinterbliebenen all die Leichen zu bergen und möglichst vielen Verstorbenen einen ordentlichen Abschied zu gewähren.

Die Trauer heftete sich für die kommenden Zeiten vorerst an die Menschheit, doch sollte diese Tragödie auch als klares Zeichen dienen. Die Geschehnisse schienen viele Personen bewegt zu haben. Somit waren die Ziffern der Anmeldungen für die Rekrutierung in diesem Jahr so hoch wie noch nie zuvor. Trotz der hohen Verluste, beschlossen die Menschen weiter für ihre Zukunft zu kämpfen.

Um alles noch einmal zu übertreffen, hatte sich in der Schlacht um Trost der Kadett Eren Jäger, aus unserem Jahrgang, zur Überraschung aller, als Titan entpuppt. Nun war mir klar weshalb die Krieger hier auf die Insel gekommen waren und wonach sie suchten. Zumindest wusste ich es halbwegs. In den letzten 60 Jahren hatte sich wahrscheinlich einiges geändert, daher war es wichtig, dass ich bedacht vorging.

Der Tag für die Zuordnung der Regimenter war gekommen und jeder von uns erhoffte sich einen Platz in der sicheren Militärpolizei, doch hatten nur die Jahrgangsbesten das Privileg selbst entscheiden zu können wo sie eintreten möchten. Ich befand mich dabei nicht unter ihnen, damit blieb mir die Wahl verwehrt und ich konnte nichts tun, als zu hoffen, dass ich nicht von den Personen getrennt werden würde, die ich in den letzten Jahren so verzweifelt versucht habe zu schützen.

Allerdings meinte das Schicksal es nicht gut mit mir. Mir war bereits bewusst, dass Ymir mich sabotiert haben musste. Um Christa und sich einen Platz unter den Besten sichern zu können, hat sie mich die Jahre über insgeheim bei den Offizieren schlecht geredet. Als ich sie damit konfrontierte, gestand sie es auch sofort. Doch entgegen ihres Planes entschied sich Christa schlussendlich dafür freiwillig dem Aufklärungstrupp beizutreten und somit folgte auch Ymir. Damit wurden auch Riri und einige weitere meiner Kameraden, die es nicht in die Liste geschafft hatten, zu den Aufklärern geschickt. Ich hingegen wurde der Mauergarnison zugeteilt.

...

„Ist Eagleay Nevio anwesend? Falls ja, schleunigst antreten!"

Mitten in unseren morgendlichen Aufwärmübungen beehrte uns einer der oberen Offiziere mit seiner Anwesenheit. Er trat in den Trainingsaal hinein und scannte ausführlich die Masse an Personen ab. Ruckartig kehrte ich meiner Gruppe den Rücken und begab mich zu meinem Vorgesetzten. Stramm machte ich vor ihm halt und salutierte.

„Der Kommandant verlangt nach dir. Melde dich unverzüglich in seinem Büro.", wortkarg warf er einen Blick auf die Papiere in seiner Hand. Seine Augen wichen für einen kurzen Moment misstrauisch zu mir rüber, bevor er nun mir den Rücken zukehrte und sich wieder aus der Tür hinaus bewegte. Unvermittelt kam lauter stilles Geflüster hinter mir auf und ich spürte mehrere durchdringende Blicke, die sich in meinen Rücken bohrten. Unsicher darüber was mich nun erwarten würde steuerte ich meinen Weg durch das Regimentsgebäude bis zu dem befohlenen Ziel an. Bevor ich auch nur daran dachte anzuklopfen hielt ich einen Augenblick lang inne. Einige tiefe Atemzüge und eine festgesetzte Mimik gaben mir anschließend das Selbstbewusstsein meine Ankunft bemerkbar zu machen. Nur kurz darauf bekam ich aus dem Inneren des Raumes die Erlaubnis einzutreten, welcher ich auch unverzüglich folgte.

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