Kapitel 11 - Auf Ewig verurteilt

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Ich sah einen dunklen Raum. Die Wände waren kahl und bei genauerer Betrachtung ähnelte es auch eher einem verwüsteten Gehege.

Ein plötzliches Flackern in meiner Sicht stapelte Bilder aus vergangenen Tagen und legte mir diese wie in einem Daumenkino vor. Erst waren es Bilder von meiner alten Heimat, der Untergrundkirche im Ghetto, dann folgten sogar welche von der Ausbildung im Trainingslager der 104. Einheit.

Leise Stimmen begleiteten diese Bilder.

Etwas an ihnen fühlte sich aber nicht richtig an. Irgendetwas stimmte nicht.

Die Stimmen sausten nur so vorbei und ließen mir somit keine Zeit zur genaueren Analyse.

„...Weißt du, Reiner. Eigentlich hatte ich ein erfülltes Leben..."

„...Ich bereue es nur, Historia nicht geheiratet zu haben..."

„...Würdest du ihnen bitte diese Briefe überreichen..."

„...Der neue Erbe des Kiefertitanen heißt also Porco Galliard? Das ist ja sehr interessant..."

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Diese Erinnerungen. Sie waren nicht meine.

Mit einem grellen Licht erleuchtete sich auf einmal der Raum.

Das Rascheln von Ketten, getrocknetes Blut und eine große Menge an Leuten war verschwommen wahrzunehmen. Ihre Gespräche überlappten sich stark, somit waren klare Worte nicht heraus zu hören.

Dann verstummten sie alle plötzlich. Und das zeitgleich. Ein lauter Knall brachte das Schweigen über die Masse.

In der Mitte des Raumes brachen Blitze in den Boden ein und einer dichten Wolke Staub und Dreck ihnen erhob sich eine düstere Gestalt. Umnebelt vom Rauch erkannte ich nur noch ein gigantisches Maul mit messerscharfen Zähnen und lautem Gebrüll auf mich zu rasen.

(...)

Mit einem lauten Schrei riss ich meine Augen auf. Schweißgebadet sprang in meinem Bett auf, wurde allerdings durch das Paar Fesseln an meinen Handgelenken daran gehindert mich großartig zu entfernen.

Langsam fing ich wieder an zu mir zu kommen. Es brauchte etwas Zeit bis ich mich wieder sortieren konnte.

Dieser Traum. Nein, diese Erinnerungen. Das waren definitiv nicht meine gewesen. Es waren Ymirs. Wir hatten so lange miteinander gelebt und so viele Dinge gemeinsam durchgemacht, dass ich sie kaum voneinander unterscheiden konnte.

Für einen Augenblick wusste ich mit dieser Information nichts anzufangen. War es eine Nachwirkung durch die Spaltung unserer Kräfte? Aber wieso erhielt ich diese Erinnerungen jetzt so plötzlich? Es wirkte fast so als hätte Ymir versucht mir etwas mitzuteilen. Und dann war da noch dieser Name... Porco? Neuer Erbe?

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Ich durchwühlte mein Gedächtnis nach Antworten, doch dann traf sie mich. Die Erkenntnis. Sie überrumpelte mich wie ein Tsunami.

Ymir war tot.

Diese Erinnerungen waren eine Aktualisierung unserer Verbindung. Sie sollten mir Ymirs letzte Momente zeigen.

Mein Kopf dröhnte auf einmal. Mir wurde heiß und mein Körper machte sich selbstständig. All die Kontrolle über meinen Geist ertrankt in den lodernden Flammen meiner Wut. Und ich gab mich ihr ungezügelt hin.

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