Kapitel 6 (Teil 2) - Wer scheitert, der lernt

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 Laute Schritte donnerten durch die Flure des Gebäudes. Eine ganze Gruppe an Wissenschaftlern und Soldaten war in höchster Alarmbereitschaft unterwegs. Draußen war es bereits dunkel, somit auch die Räume im Forschungszentrum. Die einzige Lichtquelle waren Fackeln und Kerzen. Sie suchten strategisch jeden einzelnen Raum ab und das wonach sie suchten, war ich.

Geschickt schlich ich mich an meinen Verfolgern vorbei. Meine schlechten Augen ließen nicht zu, dass ich mich in der Dunkelheit ohne Einschränkungen bewegen konnte, daher musste ich mich hauptsächlich auf mein Gehör verlassen. Vorhin hatte ich es nicht rechtzeitig geschafft mir noch eine Kerze zu schnappen, damit war ich hier eindeutig im Nachteil. Trotz der Umstände waren seit Beginn der Suche nun sicherlich einige Stunden vergangen. Mir war es gelungen mich in einen stillgelegten Forschungsraum zurück zu ziehen und dort vorerst bedeckt zu halten, doch konnte ich da nicht länger verweilen und somit war ich gezwungen aus den Schatten hervor zu kriechen.

Vorsichtig wählte ich mir eine möglichst bedeckte Route an den Wachen vorbei. Sie hatten mich in diesem Block des Gebäudes festgesetzt, damit war es unheimlich schwer gewaltlos an ihnen vorbei zu kommen. Bis jetzt war es mir gelungen mich ohne ein direktes Aufeinandertreffen durch die schmalen Gänge zu bewegen. Jedoch zerrte diese Jagd stark an meinen Kräften, somit schwindete auch meine Aufmerksamkeitsspanne.

Ich setzte gerade zu meinen nächsten Schritt an, um in den anliegenden Flur zu gelangen, dabei lief ich aber nichtsahnend in eine Person hinein. Erschrocken stolperte ich zurück und auf einmal erhellte ein grelles Licht einer Kerze die düstere Ecke und enthüllte meinen Gegenüber. Vor mir befanden sich nicht nur eine Person, es waren gleich drei. Zwei davon waren Mitglieder der Mauergarnison und in Begleitung von ihnen ein Angestellter des Forschungszentrums, den sie wohl zur Orientierung mit sich genommen hatten.

In Bedrängnis geraten versuchte ich sofort zu flüchten, allerdings vergebens. Einer der Soldaten warf sich augenblicklich von hinten auf mich und alarmierte mit seinem Rufen die Wachen in der Umgebung. Mit der eingetroffenen Verstärkung war es nun unmöglich für mich jetzt noch zu entkommen. Stürmisch rebellierte ich gegen die Horde an Soldaten, die sich mir in den Weg stellten, bis mir dann irgendwann die Kraft ausging und ich mich geschlagen geben musste.

„Endlich haben wir dich, Nevio Eagleay!", eine wütende Frauenstimme kam hastig den Gang entlang gestampft. Besiegt sank ich auf meine Knie. Zwei Soldaten hatten sich jeweils einen Arm von mir gegriffen und hielten mich somit davon ab einen weiteren Fluchtversuch zu starten. Ausgelaugt stellte ich mich meinem Schicksal. Die Schritte kamen immer näher. Zusammen gesunken erhob sich langsam meinen Kopf. Vor mir stand nun meine Vollstreckerin, die mir mit ihren brennenden Augen in die Seele hinein blickte.

Ein dumpfer Aufschlag schallte durch die langen Flure. Der vernichtende Schlag beraubte mich meiner letzten Kräfte und somit verlor ich an Ort und Stelle darauffolgend mein Bewusstsein.

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„Na endlich!", ein erleichtertes Aufatmen der gesamten Horde klang auf.

„Bringt ihn zurück zur Kaserne und teilt seinen Zimmerkameraden mit, dass sie ihn bis Sonnenaufgang im Auge behalten sollen!", triumphierend übergab die Leiterin der Suchaktion Rico den Befehl an die Mitglieder ihres Suchtrupps und ließ unverzüglich meinen regungslosen Körper durch die halbe Stadt zum angeordneten Zielort befördern.

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„NEVIO! WENN DU NICHT SCHON TOT BIST, BRINGE ICH DICH UM!", voller Elan schreite Rico die gesamte Stadt zusammen, während sie, erneut auf der Suche nach mir, langsam der Verzweiflung verfiel. Nach dem Vorfall gestern hatte ich viel Zeit verloren und musste somit mit einem Haufen Papierkram aufholen. Das führte dazu, dass ich mich früh morgens aus dem Zimmer geschlichen hatte und seitdem einem ständigen Versteckspiel mit meiner Vorgesetzten unterlag. Besagte Vorgesetzte stoppte einen Zivilisten, den 10ten, um genau zu sein, um erneut nach Hinweisen zu meinem Aufenthaltsort zu fragen.

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