Kapitel 9 (Teil 1) - Königlicher Wachhund

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Nachdem ich mir eine neue 3D-Manöver-Ausrüstung besorgt und diese mit etwas Mühe angelegt hatte, war ich endlich startklar zum Aufbruch. Selbstverständlich hatte ich mir vorher auch eine neue Uniform geben lassen.

Überzeugt davon meine Freunde zurück zu holen, wollte ich mich gerade auf den Weg begeben. Hinter mir machten sich aber auf einmal laute Stimmen bemerkbar, die mich zurück riefen. Mit einem leichten Zug stoppte ich mein Pferd und sah Connie, in Begleitung einiger anderer Aufklärer, die mit hinterher ritten. Sie machten mich darauf aufmerksam, dass die Gruppe sich erst in einer halben Stunde auf den Weg machen würde. Stur widersetzte ich mich ihren Aussagen. Schließlich hatte ich keine Zeit zu verlieren.

Genervt über mein ständiges Widersetzen gerieten wir schnell aneinander und es brach allmählich eine Schlägerei aus. Der Lärm blieb nicht unbeachtet. In unsere hektische Diskussion mischte sich dann plötzlich Kommandant Erwin persönlich ein, der uns noch gerade rechtzeitig voneinander los bekam. Er machte sich ein Bild über die Sachlage und warf seinen Kommentar ein.

„Nevio ist kein Mitglied des Aufklärungstrupp und damit nicht verpflichtet meinen Befehlen zu folgen. So lange ich keine Anweisungen vom Führer der Mauergarnison erhalten habe, kann er selbstständig agieren. Du darfst also ausreiten, Soldat."

Er gab mir mit dieser Aussage die Erlaubnis mein Vorhaben fort zu führen. Er salutierte mir nochmal und rief seine Truppen zurück zum Rest der Gruppe. Erfreut wollte ich wieder los reiten, merkte aber, wie Connie zu zögern schien. Er richtete sich mit einem besorgten Blick an mich.

„Pass da draußen auf dich auf, Nevio. Ich will dich später in ganzen Stück auffinden können."

Auch er salutierte mit einem Lächeln zu mir hinüber, bevor er sich seiner Einheit wieder anschloss. Ich vergewisserte mit einem Nicken, dass ich seine Worte nicht misshandeln würde und machte mich auf, um die Entführer einzuholen.

...

Die kleine Reise zum Wald ab mir etwas Zeit nachzudenken.

Wenn es mir tatsächlich gelingen würde Ymir zu retten und mit ihr gemeinsam zurück nach Marley zu flüchten, wie sahen die darauffolgenden Pläne aus? Bislang war ich davon überzeugt, dass wir als Kriegshelden einen Platz als Staatsbürger erhalten und womöglich unter Anleitung der Armee eingesetzt werden würden, doch war ich mir mit dem nicht länger so sicher. Besonders bei meiner Kindheitsfreundin hatte ich so meine Bedenken. Sie war keine ausgebildete Kriegerin. Hinzu kam noch, dass wir beide indirekt für den Fehlschlag der Mission das Innere der Mauer zu infiltrieren, verantwortlich waren. Und selbst, wenn sie darüber hinweg sehen würden, wären wir für weitere Einsätze überhaupt nützlich? Durch die Spaltung der Kräfte verfügten unsere Titanen nur über begrenzte Fähigkeiten. Es war zwar nur eine stille Vermutung, aber im Laufe der letzten Jahre habe ich deutliche Veränderungen bemerkt, was meinen Körper angeht. Die Symptome hatten direkt nach Ymirs und meiner Rückverwandlung angefangen. Wir beiden klagten über Schmerzen, die wir vorher niemals hatten.

Uns großartig darüber austauschen konnten wir nicht, da wir uns am nächsten Tag bereits zerstritten und getrennt hatten.

Mit diesem Gedanken, kam mir noch etwas in den Sinn. Da wäre noch das Problem mit Riri. Als Ymir und ich sie damals in einem Wald, nicht all zu weit von den Mauern entfernt, fanden, war sie noch ziemlich jung gewesen. Sie konnte kaum sprechen, war völlig verwildert und schien verängstigt zu sein. Ich hatte mich geweigert sie zurück zu lassen, aber mitkommen wollte die Kleine auch nicht. Ymir war überfordert mit der Situation und ließ mich nach einer harschen Auseinandersetzung einfach mit dem Kind zurück. Gleich am Tag darauf brach auf einmal die Mauer ein. Ich dachte daran, dass Ymir dies genutzt haben musste um ins Innere zu gelangen. Auch ich wollte dieser Idee folgen, aber konnte ich das kleine Mädchen nicht überreden mit hinein zu flüchten. So ergab es sich, dass ich indirekt die Verantwortung für Riri übernahm und daraufhin mit ihr gemeinsam für einige Wochen im Wald lebte. Zumindest tat ich dies, bis wir dann durch einen ungünstigen Vorfall voneinander getrennt wurden.

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