Konfrontation Der Vergangenheit

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Mia

"Und du und er..." Vorsichtig sieht Laura zu Sebastian, der hinter mir auf dem weißen Sofa sitzt und beide Arme auf die Lehne legt. Dabei sieht er zu ihr und winkt ihr kurz zu, was sie sofort überfordert, aber mit einem schüchternen Lächeln zu kontern weiß. 

"Jap", nicke ich nur und seufze. Es war anstrengend, aber ich habe Laura die ganze Geschichte erzählt und tief holt sie Luft. Als müsste sie erst einmal in ihrem intelligenten Gehirn alles verarbeiten. Wäre ihr Schädel durchsichtig, könnte ich die Zahnräder arbeiten sehen.
"Wow. Das war wirklich eine lange Geschichte. Kaum zu glauben." Da sind wir schon zu zweit. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zwischen zwei Männern stehen würde und beide auf ihre eigene Art und Weise liebe. Ist das überhaupt möglich?  "Was machst du nun mit Tom? Ich mein, ihr beide...ich dachte immer, ihr wärt ein Paar."
"Ja genau", folgt Sebastian ihrem Beispiel und sieht mich, hinter ihr vorbei, an. Dabei legt er den Kopf etwas in den Nacken und seine Augenbrauen heben sich provokativ. "Was machst du jetzt mit Tom?"
"Tom kommt morgen Abend. Und bis dato will ich mir noch über nichts Gedanken machen." Gestehe ich ehrlich und trinke einen Schluck von meinem Kaffee. Jetzt darüber nachzudenken, ihm sagen zu müssen, dass ich Sebastian liebe und bei ihm bleiben will...Es wird nicht gut enden. Klar, bis morgen Abend ist noch lange und bevor Tom kommt, muss ich das mit Evgenia auch noch klären, denn ich habe keine Lust, dass er etwas von ihr mitbekommt. Sebastians Fragen zu beantworten ist schon schwer, Toms Fragen aber, wenn er denn mal welche stellt und auch eine Antwort darauf haben will, ist schier unmöglich. Er sieht sofort, wenn ich zu einer Ausrede aushole oder ihm etwas vorlügen will. Wie ein Lügendetektor liegt er mir im Nacken und überwacht jeden meiner Herzschläge. Ich mag Tom, wirklich. Er ist ein besonderer Mensch für mich, aber er ist nicht Sebastian und die Zeit, in der wir uns gegenseitig unterstützen, ist jetzt vorbei. Sollte vorbei sein. Doch der Gedanke, ihn bald nicht mehr an meiner Seite zu wissen, macht mich traurig. Er hat mich nicht nur unterstützt, sondern immer dann beschützt, wenn meine Seele es brauchte. Sebastian ist da anders. Er stellt mich ins Licht und direkt vor meine Ängste. Er ist die blanke Konfrontation mit allem, steht dennoch neben mir und spricht mir Mut zu. Tom ist meine Komfortzone, Sebastian meine konfrontale Bewältigung.

"Du kannst dich aber nicht davor drücken, es ihm zu sagen." Sebastian streicht sich durch das Haar und lehnt sich nach vorn. "Wie dem auch sei. Ich würde gerne eine Dusche nehmen und...dann fahre ich nach Hause.  Es ist schon spät. Chris und Anthony-"
"Ich gebe dir ein Handtuch", sage ich, um dieser Unterhaltung zu entfliehen und springe auf. "Ich lege es dir ins Badezimmer und", schnellen Schrittes laufe ich zur Treppe und nehme zwei Stufen, statt nur einer. Ich will Sebastian, so lange ich kann, für mich alleine, denn ich weiß nicht, wie das morgen endet. Ob er wirklich bei mir bleibt oder einfach nur will, dass ich Ellis fallen lasse. "Kleidung sollte ja in deinem Koffer sein." Nervös, wie ein Kleinkind, weil ich total überfordert bin mit dem Gedanken, was ich jetzt mit Tom machen soll, lasse ich das Handtuch aus dem Schrank fallen und als ich es aufhebe und mich wieder erhebe, steht Sebastian vor mir. "Du warst aber schnell", schlucke ich und mit dem Rücken seines Zeigefingers hebt er mein Kinn an und sieht mir direkt in die Augen, ehe sein Gesicht meinem näher kommt und seine Lippen auf meinen liegen. Sofort seufze ich, erfreut darüber, seine Lippen wieder zu spüren. Doch so schnell der Kuss kam und so gut er sich auch anfühlt, ist sein Mund wieder entfernt. Dort wo seine Lippen eben noch lagen, hinterlassen sie Schauer und sehnsüchtiges Kitzeln. Seine blauen Augen forschen in mir und als würde ich etwas sagen wollen, hole ich Luft. Aber anstatt etwas zu sagen, schließe ich meinen Mund wieder und lege meine Hand um sein Handgelenk, dessen Hand immer noch an meinem Kinn ruht.
"Irgendwie komme ich nicht damit klar, dass Tom so eine große Rolle in deinem Leben spielt, auf der...anderen Seite bin ich froh, dass da jemand ist, der deine Tränen aufgefangen hat. Ich hoffe, du entscheidest dich für das Richtige."
"Sebastian, ich."
"Sch..." Unterbricht er mich und ich schlucke. "Sag jetzt nichts, sei einfach nur bei mir." Wieder landen seine Lippen auf meinen und mit beiden Händen an meinen Wangen, die er langsam meiner Haut entlang schiebt, küsst er mich leidenschaftlich und sanft. Sein Kuss nimmt dennoch schnell an Tempo zu, als er merkt, wie ich auf ihn anspringe und schiebt mich Richtung Badezimmer . Seine Hände halten meinen Körper, als würde er ihm gleich wieder entzogen werden.

Herbstregen -Sebastian Stan / Chris Evans Buch2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt