Du Bist Mein Herbstregen

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Sebastian

Ich kann das nicht.

Hier weg zu gehen fühlt sich nicht richtig an, so ... falsch.

Mia ist hier, wie kann mein Hirn da auch nur ansatzweise denken, Chicago zu verlassen? Ich kann hier nicht weg, ohne sie ein letztes Mal gesehen zu haben. Ich muss ... Sie noch einmal sehen und ihr sagen, wie sehr ich sie immer noch liebe. Sie gehört zu mir, nicht zu Tom oder einem anderen Mann, nein. Mia gehört mir und das hat sie schon immer. Ihre Lippen passen perfekt auf meine und auch wenn ich weiss, dass ... sie und Ellis was am Laufen haben kann ich das nicht akzeptieren. Keine Ahnung, was sie an ihm hat oder findet aber freiwillig ist das definitiv nicht. Oder?

Ich mein, ich habe gesehen, wie unangenehm ihr die Sache war, als er sie als seine Freundin ausgegeben hat. Und normal ist das einem doch nicht unangenehm, oder etwa doch? Ich kann und will nicht akzeptieren, dass das mit uns für immer vorbei sein soll. Ich brauche sie und ich spüre, dass sie mich auch braucht. Ich habe gespürt, dass sie auf der Gala ist, ohne es auch zu wissen. Klar war ich überrascht, als sie dannt tatsächlich da war, aber tief in mir habe ich es schon gespürt, als wir das Flugzeug verlassen und das Hotel betreten haben. Mia war immer hier, tief in meiner Brust und sie war nie weg.

"Ich kann das nicht", sage ich, als wir das Gate verlassen und auf das Flugzeug zusteuern. Alles in mir schreit, stehenzubleiben, auch wenn mein Kopf sagt, dass es richtig ist zu gehen.
"Mach jetzt keine Faxen, Sebastian." Anthony dreht sich zu mir um und sieht mich an. "Ich will nach Hause."
"Dann fliegt, ich bleibe. Ich lasse Mia nicht schon wieder gehen, ich habe sie eben erst wiedergefunden. Das mit Evgenia kann ich später immer noch klären, aber Mia..." Ich verstumme und schüttle mit erhobenen Brauen, den Kopf. "Mir egal, was ihr macht. Ich fahre zurück und fliege erst wieder nach Boston, wenn sie mitkommt."
"Sie ist mit Ellis zusammen." Mackie läuft zu mir und ich weiche einen Schritt zurück. Keine zehn Sirenen bekommen mich in diese Maschine. "Was willst du noch hier?"

"Sie."

Ich lasse meine Freunde einfach stehen und laufe zurück durch das Gate. Irgendein Taxi wird schon Zeit haben, mich zurückzufahren und wenn ich ihnen ordentlich Trinkgeld gebe, wird sich das ohnehin ergeben.
"Sebastian!" Wieder ist es Mackie. Chris ist erstaunlich ruhig, was bei ihm nie etwas Gutes zu heißen hat. Doch ich reagiere nicht auf ihn und laufe einfach weiter. Ich muss hier raus und ins Hotel. "Jetzt warte doch, du Sturkopf!" An der Schulter werde ich zurückgezogen und beide stehen hinter mir, als ich mich umdrehe.
"Was?! Ich hab keine-"
"Jaja, keine Zeit, weiß ich doch. Aber wenn du Mia zurückholen willst, dann machen wir das zusammen. Du allein wirst sie nicht überzeugen können und im Notfall können wir sie immer noch fesseln." Breit grinse ich und nicke. Guter Schlachtplan. "Außerdem, wenn sie einer überreden kann, dann Chris. Er weiß, wie man die kleine Hexe weichbuttert. Ach und wenn wir schon dabei sind, können wir doch auch gleich Laura entführen."
"Wer ist Laura?", fragt Chris verwirrt und ich gebe eine Augenbraue.
"Ihre Assistentin. Ich habe sie heute morgen kennengelernt, rotes Haar, schöne Lippen und Mia-"
"Du warst bei Mia?!" Unterbreche ich ihn und missverstanden sieht er mich an, schweigt kurz und nickt dann.
"Ja. Das Büro ist nur wenige Etagen tiefer im Hotel. Wusstest du das nicht?"
"Nein, ich auch nicht." Chris packt uns an den Schultern und schiebt uns vorwärts. "Also, auf zu Mias Büro. Ich wollte schon immer Mal jemanden entführen."

In Hotel angekommen und in der Etage, in der das Büro sein soll, will ich die Tür aufreißen, doch sie ist verschlossen.
"Niemand da." Enttäuscht lasse ich die Klinke los und schlucke. Wenn sie nicht hier ist, dann bei Ellis. Aber in welcher verfluchten Etage wohnt er?! Hier gibt es über 400 Zimmer und in jedem kann er sich aufhalten ...
"Lass mich Mal. Das war heute Mittag auch verschlossen." Anthony schiebt sich an uns beiden vorbei und klopft gegen die Glasscheibe. Kurz darauf kann ich dahinter Tritte vernehmen. "Na, Papa Anthony macht das schon."
"Ja, bitte?" Eine Frau mit langen blonden Haaren und grauen Augen öffnet die Tür. Nicht Mia, wieder einmal.
"Eh ... Wir sind Freunde von Mia und würden sie gerne sprechen. Ist sie da?"
"Nein, sie hat auch nichts davon gesagt, dass ..." Sie mustert uns und starr sehe ich sie an. Wer ist diese Frau? "Sie Freunde erwartet. Wenn sie ihre Nummer haben, dann rufen sie doch einfach dort an."
"Ihr Handy ist leer und wir machen uns Sorgen." Chris erhebt das Wort und hebt sein Handy kurz an. "Können Sie uns vielleicht sagen, wo sie ist? Es ist wirklich wichtig."
"Ich weiß nicht ... Ob ich das kann, wart ihr schon bei Ellis im Apartment?"
"Verdammt, ich will nicht zu Ellis, sondern zu Mia! Wir suchen sie überall und ich mache mir Sorgen, es geht hier wirklich um verdammt viel und ich weiß nicht, wie lange ..." Ich unterbreche mich bevor ich noch schlimmere Dinge sage und atme tief durch. "Ich muss sie sehen, bitte. Ich weiß, dass Sie etwas wissen und ich weiß auch, dass Mia sagte, Sie sollen nichts sagen, weil das einfach Mia ist. Aber es geht hier um viel mehr. Also wo in diesem verdammten Hotel kann ich die Frau finden, die mich seit fünf Jahren heimsucht und mir den Kopf verdreht?" Versuche ich es jetzt so und seufzend sieht sie mich an.
"Warum sagen Sie das nicht gleich. Ich bin Anastasia, ihre Assistentin. Sie sagte mir, dass sie früher nach Boston fliegt, wegen einer Bekanntschaft, die sie dort-"
*Danke, wirklich vielen Dank", sage ich und lasse meine Freunde zum zweiten Mal heute stehen, ehe ich zum Fahrstuhl laufe und wild auf den Knopf drücke.
"Sie haben uns wirklich sehr geholfen Anastasia, vielen Dank!" Chris und Anthony holen zu mir auf, bevor sich die Türen schließen und sehen mich an.
"Was?!"
"Ich bin schon fast stolz auf dich, wie offen du zu deinen Gefühlen stehst, Sexy Seabass. Oder sollte ich jetzt, romantic Seabass sagen?"
"Halt einfach die Klappe, Mackie", murre ich und verdrehe die Augen.
"Das Taxi ist noch da." Ich sehe zu Chris und sein linker Mundwinkel hebt sich.
"Warum? Und warum bist du so seltsam?! Du wusstest davon, oder? Die ganze Zeit?!" Wütend drehe ich mich zu ihn und er hebt die Hände.
"Glaubst du wirklich ich saß nicht an einem Plan, Mia wieder nach Boston zu holen, nachdem sie mit Joe telefoniert hat? Sebastian, ich dachte, du kennst mich. Ich bin schon fast enttäuscht, wie blind du sein kannst, wenn es um Mia geht. Ja, ich wusste davon. Joe und ich haben uns das ausgedacht. Wir fliegen jetzt nach Boston und dort wartet sie auf dich, unwissend natürlich." Dieser kleine ... Will Evans mich eigentlich komplett auf den Arm nehmen?!
"Moment mal, willst du mir", ich sehe ihn ernst an und ziehe meine Augenbrauen tief ins Gesicht. Das wird doch wohl nicht sein ernst sein. "Gerade sagen, dass wir umsonst ... zurück ins Hotel gefahren sind, weil du wusstest, dass sie im Flieger sind und vielleicht schon in Boston?!"
"Sebastian, du verstehst nicht. Damit alles so läuft, wie Joe und ich uns das vorstellen, muss sie vor dir in Boston sein. Und sie dürfte jetzt erst in die Maschine gestiegen sein, also mach dir kein Kopf. Sie ist vielleicht eine Stunde früher da, als du."
"Das ist mir gerade so egal, Chris!", schreie ich ihn an. "Ich hätte das alles-"
"Jungs, beruhigt euch mal." Anthony schiebt uns auseinander und ich bin kurz davor, Chris einfach hier zu lassen und kein Wort mehr mit ihm zu reden. "Sebastian, du kennst seine Pläne, die gehen sonst immer sehr gut auf."
"Ja, das seine Pläne funktionieren, habe ich auf meiner Hochzeit gesehen, als Mia abgehauen ist und er davon wusste!" Wütend stoße ich Anthony zu Chris und trete aus dem Fahrstuhl aus. Beide verstehen wohl nicht, was hier für mich auf dem Spiel steht. Das ist die letzte Chance, Mia davon zu überzeugen, dass ich sie wirklich liebe. Klar, selbstverständlich muss ich mich noch um Evgenia und unser Baby kümmern, aber Mia ist ... Mia ist präsent, egal was ich tue. Sie ist es, an die ich denke, wenn ich aufwache und mein letzter Gedanke, bevor ich schlafen gehe. Selbst in meinen Träumen sucht sie mich heim, sie ist überall und wenn ich das heute nicht mit ihr klären kann, dann ... dann weiß ich nicht mehr, wie ich mein restliches Leben klarkommen soll. Ich werde das Gefühl von Zuhause, nie wieder spüren und ich werde nie wieder eine Frau finden, wie sie. Das habe ich alles schon versucht und bin kläglich gescheitert. Ich habe versucht, ohne sie klarzukommen, sie zu ersetzen weil ich Idiot dachte, sie wäre spurlos verschwunden. Mia und ich sind Schicksal, so viel steht fest. Und für Nichts auf der Welt werde ich sie hergeben, sollte sie immer noch so empfinden, wie damals.
"Sebastian!", ruft Chris, doch ich steige bereits wieder in das Taxi und lasse beide vor dem Hotel stehen. Ich bin wütend, sehr wütend. 

Herbstregen -Sebastian Stan / Chris Evans Buch2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt