Red Carpet

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Mia

"Ja, sicher. Purple Past wird wahnsinnig werden! Ich habe bei den Dreharbeiten kein einziges mal Tränenfördernde Mittel gebraucht, jede einzelne Träne kam von meiner Seele."

Grinsend sehe ich zu Tom, der gerade von einem Reporter interviewt wird. 

Das Kleid, welches er mir im Büro hinterlassen hat, war ein rotes Cocktailkleid. An den Seiten war es offen und der Ausschnitt zieht sich bis zum Bauch, doch rote Seide verdeckt, was nicht gesehen werden darf.  Dünne Träger liegen über meinen Schultern und der offene Rücken verleiht dem Kleid den gewissen Reiz. Die Schleppe ist etwas länger, aber mit meinen schwarzen Absatzschuhen, kann ich es gut kaschieren. Meine Haare, die ich braun gefärbt habe, träge ich in offenen Wellen über meinen Schultern. Schwere, goldene Ohrringe verleihen meinem Aussehen den gewissen Punkt, den ich ungern abgebe. 

Tom hingegen trägt einen grauen Anzug mit schwarzem Hemd und schwarzer Krawatte

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Tom hingegen trägt einen grauen Anzug mit schwarzem Hemd und schwarzer Krawatte. Selbst jetzt, ihn nur so von der Seite zu sehen, lässt ihn anziehend auf mich wirken. Er ist ein schöner Mann, dessem Lächeln man direkt verfällt. Seine schwarzen Schuhe sind poliert und an seinem linken Handgelenk trägt er eine Uhr von Boss, am Rechten eine Armkette von mir, die ich ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt habe. Er legt großen Wert, bei jeder Gala etwas persönliches zu tragen. Es verleiht ihm etwas heimisches, etwas, dass ihn nicht abgehoben wirken lässt.

"Ich sehe, dass Sie heute ihre Freundin dabei haben, hat sie Sie beim Set begleitet?" Will der kleine rundliche Mann von Tom wissen und ich grinse breit.
"Oh, sie ist nicht meine Freundin, aber meine beste Freundin. Seit der Scheidung meiner Frau, habe ich keine Frau mehr gedatet."
"Das klingt schön und traurig zu gleich, danke Tom, dass Sie sich Zeit genommen haben", bedankt er sich und wir laufen weiter. 
"Heute ist echt viel los, welche Gala ist das? Von deinem neuen Film?", will ich wissen und nickend legt er den Arm um meine Taille. 
"Richtig. Du hast nicht viel davon mitbekommen, oder?" Ich schüttle den Kopf. "Purple Past. Ist hätte dich gerne mit ans Set genommen, aber du warst ja beschäftigt."
"Hey", lache ich. "Wirfst du mir jetzt vor, dass ich eine selbstständige Frau bin?" Mein linker Mundwinkel zuckt und er stellt sich vor eine weiße Wand mit seinem Gesicht darauf. Sofort zieht er mich an seine Seite und grinst mir breit entgegen. 
"Nein, das würde ich niemals. Aber weißt du, was ich würde, wenn ich könnte?" Jetzt wird er aber geheimnisvoll. Die ersten Bilder von uns werden geschossen und kurz hebt er seine Augenbraue an, für ein Foto und sieht dann wieder zu mir.
"Dich küssen. Denn wenn ich ehrlich bin, bin ich gerade ziemlich nervös und aufgeregt." Seine Worte lassen meinen Brustkorb flattern und fest greife ich nach seiner Hand. Er ist ein Spezialist darin, Dinge zu sagen, wie er sie empfindet und fühlt. Ein weiteres Merkmal an ihm, was ich sehr schätze. 
"Glaub mir, Baby", sage ich, während ich so tue, als würde ich seinen Kragen richten und flüstere in sein Ohr. "Wenn es ginge, würde ich mich dir hier komplett hingeben und dich Dinge mit mir machen lassen, die dir deine Nervosität  austreiben." Ich sehe ihn schlucken und grinse breit. Geschafft. Er ist abgelenkt von dem, was ich sage und gibt sich nicht seiner Panik hin. 
"Ich glaube nicht, dass ich mich darauf einlassen könnte, immerhin hast du dir unseren Film nicht einmal angesehen." Bitte, fängt er jetzt damit wieder an?
"Ich war arbeiten. Sehen wir ihn uns morgen an."
"Du interessierst dich nicht einmal für den Film." Tu ich wirklich nicht, aber das muss er ja nicht wissen. 
"Doch, tu ich wohl", sage ich und verdrehe lachend die Augen. "Er ist ... schön."
"Schön?!", lacht er und küsst meine Schläfe. Etwas verwundert darüber, weil er das nie in der Öffentlichkeit gemacht hat, sehe ich ihn an. "Du weißt nicht einmal, mit wem ich gedreht habe." Okay, ich gebe mich geschlagen. Er hat recht.
"Ja, okay. Ich hatte noch keine Zeit, mich zu informieren. Sei mir nicht böse, Tom. Ich war viel am Arbeiten. Wir sehen ihn uns zusammen an, heute Nacht noch, wenn du willst."
"Heute Nacht werde ich andere Dinge mit dir tun, Mia", sagt er in einer rauen, bestimmenden Tonlage und legt die Hand an meinen Rücken, damit er mich weiter schieben kann. 

Als ich mich umdrehe allerdings, laufe ich in jemanden und als ich den Kopf hebe, schlucke ich. Unmöglich ... 
Blaue Augen starren mich verwirrt an und mein Mund öffnet sich verwirrt. Erkennt er mich wieder? Ich hoffe nicht.
Mein Haar ist dunkel und mein Makeup sollte all meine Gesichtsmerkmale vertuschen. Sein Bart ist dicht geworden und seine Haare länger. Wieso habe ich mich nicht vorher informiert, mit wem Tom zusammenarbeitet? Ist er überhaupt deswegen hier? Ich kann sein weibliches Gegenstück nirgends erkennen, aber dafür jemand anderen, etwas hinter ihm, in einem schwarz weißen Anzug. Verflucht, wie rette ich mich jetzt aus dieser Situation?!
"Oh Gott", hauche ich leise, viel zu leise, als dass er es hören könnte. 
"Chris, hey, Kumpel." Tom lässt mich los und begrüßt seinen ebenso, verwirrten Freund. "Schön dich zu sehen, das hier ist-"
"Mia", sagt Chris und ich presse meine Lippen aufeinander. "Wir ... kennen uns."
"Echt? Woher denn?", fragt Tom und sieht zwischen uns hin und her. 
"Wir ... haben eine gemeinsame Bekannte."
"Mia?!" Fuck, der Andere hat mich auch entdeckt. In seinem Gesicht liegt eine kurze verwirrte Mimik, ehe seine Mundwinkel sich in die Höhe heben und er mich einfach in seine Arme zieht. Mackie, verflucht. Er auch!?
"Hey, Anthony", bringe ich über meine Lippen und schlucke. "Ich ... bin verwundert, euch hier zu sehen."
"Das ist unser Film, du Dummerchen. Woher kennst du Tom?!"
"Wir ... sind Freunde", erkläre ich und beiße auf meine Unterlippe. Wie erkläre ich ihm das jetzt schonend?
"Ich ... bin etwas verwirrt", sagt der Mann neben mir. "Ihr scheint euch ja gut zu kennen. Mia, das sind ... du weißt wer sie sind, aber ..."
"Dein neuer Film, hm?" Ich könnte mir so in den Arsch treten, für das, was ich übersehen habe. Wieso bin ich so unvorsichtig geworden?!
"Ja. Ich kann dich scheinbar zwei Minuten alleine lassen, da vorne ist Scarlett, ich würde sie gerne begrüßen." Tom geht an mir vorbei, ohne mich weiter zu beachten und schluckend sehe ich einen Moment auf den Boden. 

"Ich muss gestehen, ich bin verwirrt", beginnt Chris das Gespräch. "Und überrascht, dass du so unvorsichtig bist."
"Ja, das habe ich auch nicht von mir gedacht."
"Eigentlich wollte ich böse auf dich sein", richtet Anthony jetzt seine Worte an mich. "Aber jetzt kann ich es nicht mehr, weil ich mich einfach viel zu sehr freue, dich wiederzusehen." Wow, dabei dachte ich, dass sie mich verfluchen und nie wiedersehen wollen.
"Eigentlich dachte ich, dass ihr mich hasst und nie wedersehen wollt", gestehe ich ihnen und atme tief durch. "Es ist eine seltsame Fügung."
"Ja, seltsame Fügung." Wiederholt Chris meine Worte und seufzt. "Hör zu, Mia. Ich dachte nicht, dass ich dich je wieder unter die Augen bekomme, aber du solltest dich bei ihr melden." Nein. Genervt verdrehe ich meine Augen.
"Melden? Ich weiss nicht, ob du es mitbekommen hast, Christopher, aber Joe hat mich ersetzt. Normal bin ich aufgewacht und wenn sie nicht mit Kaffee neben mir saß, dann hatte ich eine Nachricht von ihr. Aber ... Als du nach Atlanta bist, hat sie sich verändert. Sie hat nicht mehr gefragt, wie es mir geht. War kaum noch Zuhause, obwohl du nicht da warst, war sie nur bei dir in deinem Haus. Sie hat mich allein gelassen. Keiner war für mich dagewesen. Keiner war da, als ich wegen Mark vor dem Gericht stand, keiner von euch hat mir beigestanden. Und weisst du was seltsam war, von dir, Mia oder Seb? Anthony war jeden Abend da. Jemand, den ich kaum kannte und mir trotzdem zugehört hat."
"Und trotzdem bist du gegangen." Anthonys Worte lassen mich schlucken. Ja, vielleicht hat es ihn mitgenommen und sogar verletzt, aber was sollte ich sagen? Ich stand alleine da, ich wurde ersetzt, ich musste mitansehen, wie der Mann, den ich begehre, eine andere Frau heiratete und keiner hat mich gefragt, wie es mir dabei geht.
"Wir sollten nach der Gala reden", sagt Chris.  "Hinter dem Gebäude der After- Party."
"Ich werde nicht da sein, ich habe alles gesagt", murmle ich und schiebe mich zwischen den beiden hindurch. Tom sieht mich und grinst bereits wieder breit.
Vielleicht sollte ich anfangen, Gefühle für ihn zuzulassen. Er wird mich vielleicht nicht so lieben können, wie ich es mir wünsche, aber er gibt mir das, was ich brauche, auch ohne dieses Liebe- Ding.

Ein Zuhause.

"Du wirst da sein!", ruft Chris mir nach und tief atme ich aus. "Ich kenne dich besser, als du glaubst, Mia!"

Das werden wir ja sehen, Christopher Evans.

Herbstregen -Sebastian Stan / Chris Evans Buch2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt