Post im falschen Briefkasten

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Verzweifelt trete ich die Bettdecke weg, da mir viel zu warm ist. Langsam komme ich zu mir. Wobei ich mir im nächsten Moment wieder wünsche, ich wäre nicht aufgewacht. Irgendjemand hat in meinem Kopf eine Baustelle eröffnet, die mir ordentliche Kopfschmerzen bereiten. Zusätzlich fühlt sich mein Hals wie ein Reibeisen an. Ein Husten gesellt sich noch dazu. Super, das habe ich gerade noch gebraucht!

Mühsam drehe ich mich zu meinem Wecker. Schon um 11.00 Uhr am Samstag. Oh, man, dass Frühstück habe ich ja mal ordentlich verschlafen. Träge richte ich mich auf. Mein Kopf quittiert das mit einem hämmernden Pochen. Mein Plan ist: eine Kopfschmerztablette besorgen und dann wieder ins Bett verschwinden.

Ich banne ich mir den Weg ins Badezimmer, werde aber durch das schrille Klingeln der Haustür unterbrochen. Eine Schmerzenswelle überkommt mich, die meine Kopfschmerzen ums hundertfache verschlimmert. Die Klingel ist defintiv nicht kopfschmerzenfreundlich!

Lustigerweise stehe ich genau vor meiner Haustür, als es an meiner Tür geklingelt hat. Dann kann ich sie gleich auch aufmachen. Ich öffne die Tür und blicke in das durchaus attraktive Gesicht von meinem Nachbarn Paul. Ihn habe ich bis jetzt nur einmal gesehen, da ich erst seit einer Woche in meiner neuen Dreizimmerwohnung lebe.

"Guten Morgen. Eigentlich wollte ich nur deine Post vorbeibringen, die sich in meinen Briefkasten verirrt hat."

"Okay. Danke."

Nur diese zwei Sätze reichen aus, um einen Hustenanfall hervorzurufen. Na, klasse. Jetzt verteile ich auch noch an meinem Nachbarn meine Bazillen.

Dieser bedenkt mich mit einem besorgten Blick. Dann tritt er einen Schritt nach vorne, sodass er nun direkt vor mir steht. Sanft greift er nach meinem Handgelenk.

"Wie lange hast du schon diese Symptome?"
"Bin gerade eben so aufgewacht. Fühle mich, als wäre ein Lastwagen über mich gefahren."

"In deinem Zustand wundert mich das nicht. So wie deine Haut glüht hast du auch mindestens 39 Grad Fieber. Aber ich denke, dass werden wir gleich herausfinden."

Ich schaue ihn ein bisschen verwirrt an. Denken mit den hämmernden Kopfschmerzen ist echt nicht einfach! Er scheint meinen verwirrten Blick bemerkt zu haben, da er kurz darauf zur Erklärung ansetzt.

"Ich schätze du hast Fieberthermometer."
"Ja, doch habe ich. Aber ich denke ich komme alleine klar!"
"Nichts da! In diesem Zustand lasse ich dich sicher nicht alleine! Das wäre dann doch sehr unverantwortlich von mir, da ich Arzt bin."

'Oh', denke ich nur.

Um seine Aussage zu unterstützen, legt er seine Hände sanft auf meine Schultern und dreht mich so, dass wir zusammen in meine Wohnung gehen können.

"Wo ist dein Schlafzimmer? Ich liefere dich da kurz ab und bin dann in fünf Minuten wieder bei dir. Ich checke dich dann mal kurz durch, okay?"

Mein Gehirn ist so vernebelt, dass es den Gedanken ganz attraktiv findet. Sowas hat man ja auch nicht alle Tage. Also ich mein von so einem attraktiven Mann untersucht zu werden. Mein Gehirn war gerade so mit den Gedanken beschäftigt, dass ich wohl vergessen habe zu antworten, da er mich mit seinem intensiven blauen Augen mustert.

"Die letze Tür auf der rechten Seite."
"Gut dann bringe ich dich kurz ins Bettchen."

Er geleitet mich zum Bett und mit den Sätzen "Ich bin gleich wieder da und lauf nicht weg!" verschwindet er dann genauso schnell, wie er gekommen ist. Vor Erschöpfung schließe ich die Augen.

Ich scheine wohl wieder weggedöst zu sein, da mich seine Stimme aufweckt.

"Guten Morgen. Wieder da?"
"Hmm, kann ich vielleicht etwas zu trinken habe? Ich habe Durst. Die Küche ist neben dem Badezimmer."
"Klar, ich bringe Dir was."

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