Von Elisa's unruhigen Hin- und Herwerfen werde ich wach. Schon in der Nacht habe ich sie vereinzelt Husten gehört. Verschlafen reibe ich mir die Augen und schaue auf den Wecker, nur um festzustellen, dass es erst 3:00 Uhr morgens ist. Ich fühle mich ein bisschen gerädert von dieser Nacht. Ein Seufzen entfährt mir.
Ich drehe mich zu Elisa, um sie aufzuwecken. Doch kaum als ich ihren Arm berühre, ziehe ich meine Hand schon wieder weg. Sie glüht wie ein Ofen. Sie hat mindestens 39 Grad Fieber. Na, das wird nun witzig. Sie wird zweifellos einen Aufstand machen. Das ist schon vorprogrammiert. Ein weiteres Seufzen entfährt mir.
Was hilft es? Da müssen wir wohl beide durch, ob wir nun wollen oder nicht. Nachdem ich sie beruhigt habe stehe ich nachdenklich auf, um meine Arzttasche aus meiner Praxis zu holen. Leise schleiche ich durch unser Haus. Der Weg kommt mir wie eine Ewigkeit vor, umso erleichterter bin ich, als ich wieder in unserem Schlafzimmer bin. Zwischendurch habe ich noch einen Stopp in der Küche gemacht, um eine Wasserflasche zu holen.
Als ich wieder zurückkomme, wirft sich Elisa sich schon wieder unruhig hin und her. Ein weiteres Husten entfährt ihr. Sie gefällt mir überhaupt nicht. Wahrscheinlich hat sie es mal wieder aus dem Kindergarten mitgebracht, da bestimmt alle Kinder wieder krank sind. Es ist Anfang Januar, also wundern würde es mich nicht. Vorsichtig setze ich mich wieder aufs Bett und drehe ihren Kopf zur Seite, um besser ihre Temperatur messen zu können. Meine Vermutung bestätigt sich. 39 Grad Fieber. Ach, Mist.
Elisa hat anscheinend gemerkt, dass irgendwas im Gange ist, da sie mich plötzlich anschaut. Selbst im Mondschein kann man sehen, dass ihre Augen glasig sind.
"Was machst du da?", krächzt Elisa. Daraufhin folgt auch gleich ein Husten.
"Fieber messen", erwidere ich bestimmt.
"Aber ich habe kein Fieber", antwortet sie leise mit kratziger Stimme.
"Doch hast du. Um genau zu sein 39,9. Also kein Fieber sieht für mich anders aus, meine Liebe."Zusätzlich zeige ich ihr das Thermometer, was immer noch das Ergebnis anzeigt.
"Aber..", versucht sie erneut.
"Nein, ich glaube, da gibt es kein aber!", unterbreche ich sie bestimmt. Ich gebe dir jetzt Medikamente gegen das Fieber und nachher checke ich dich noch nochmal durch. Ich würde das ja gerne jetzt noch machen, aber dann ist wahrscheinlich Lucinda auch wach. Das ist nun nicht so das, was ich um halb vier morgens nach so einer Nacht brauche.""Aber mir geht es gut!", versucht es Elisa nochmal.
"Dieser Versuch ist vergebens mein Schatz. Ich glaube, ich kann ganz gut beurteilen, wann es dir gut geht und wann nicht. Das ist ja schließlich mein Job. Und gerade ist das definitiv nicht der Fall", schlage ich den Versuch ab, sich rauszureden. Das macht Elisa nämlich gerne, seit ich sie vor ein paar Monaten kennengelernt habe. Und bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft, ihre Angst gegenüber Ärzten etwas zu mildern. Egal, was ich auch probiere. Kontrolltermine sind eine Katastrophe.Von Elisa bekomme ich nur ein Kopfschütteln als Antwort.
"Okay, Schatz. Wir vertagen unser Gespräch auf nachher. Ich bin ziemlich müde und würde gerne noch ein paar Stunden schlafen, bevor Lucinda aufwacht. Ich verspreche dir, ich gebe dir nur Medikamente für dein Fieber. Mehr mache ich nicht, das habe ich dir versprochen.""Okay", antwortet sie leise.
Gott, sei Dank. Ich bin einfach nur froh, dass sie damit einverstanden ist.
"Hier, das ist für dich."Ich helfe ihr vorsichtig auf und drücke ihr die Tablette und eine Wasserflasche in die Hand. Danach helfe ich ihr, sich wieder hinzulegen und decke sie liebevoll zu. Ich mich neben sie, bis sie wieder eingeschlafen ist. Erst dann wage ich es aufzustehen, um kaltes Wasser und Tücher für Wadenwickel zu holen.
***
"Papa, wo bist du? Es ist ein neuer Tag und ich habe Hunger", schreit Lucinda.
Sie findet Elisa richtig toll und versteht sich mit ihr wirklich gut, auch wenn wir noch nicht lange zusammen sind.