Playdate mal anders

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"Mama, komm spiel mit mir", ruft meine 4 Jährige Tochter Emily mir zu und zieht mich in Richtung Sandbox.

"Komme schon. Lass mich noch das Sandspielzeug mitnehmen. Du meintest doch du willst die größte Sandburg des Spielplatzes bauen."

"Ja, ich will, dass das Sandspielzeug mitkommt."
"Natürlich wird es das, Schatz", versichere ich ihr und streichle ihr durchs Haar.

"Warum nimmst du nicht den Eimer und ich nehme die anderen Sachen?"
"Gute Idee, Mama. Kann ich den pinken Eimer haben."
"Sicher."

Mit diesen Worten drücke ich ihr den Eimer in die Hand und sie läuft hopsend an meiner Hand zur Sandbox. 

"Ich will die größte Sandburg auf den Spielplatz bauen."
"Na, dann lass uns mal beginnen. Wir haben ja einiges zu tun!", feuere ich Emily an.

"Lass uns doch mit den ersten Turm anfangen."
"Oh, ja. Warte ich schaufle den Sand in den Eimer und du machst den Turm", antwortet Emily euphorisch.

"Gut, so machen wir es."
Emily schaufelt fleißig den Sand in den ersten Eimer. Ich in den zweiten.
"Fertig", schreit sie.
"Okay. Warte, ich drehe den Eimer um und du kannst ihn hochheben."

"Oh, ja."
Gespannt wartet sie bis beide Eimer umgedreht sind und will sich dann ans Werk machen.

"Mama, kannst nicht doch du das machen? Ich will sie nicht kaputt machen."
"Komm, wir machen es zusammen."
"Können wir gerne machen."

Emily klatscht begeistert in die Hände, als die beiden Türme sicher stehen.
"Mama, ich mache jetzt die Mauer und und kannst noch mehr Türme machen, okay."

"Kann ich machen, mein Schatz."
Stolz präsentiert mir Emily ihrer Mauer, die sie gemacht hat.
"Sieht, schön aus. Wer soll den in dem Burg wohnen?"

"Das ist keine Burg Mama, das ist ein Schloss!"
"Okay. Verrätst du mir wer in den Schloss wohnt?
"Vielleicht, wenn das Schloss fertig ist. Das ist ein Geheimnis."

"Na, wenn das so ist! Ich denke wir sollten das Schloss fertig machen, damit -wer auch immer es ist, einziehen kann."
"Das ist eine gute Idee, Mama. Lass uns jetzt den großen Eimer nehmen. Das wird jetzt ein großer Turm."

"Warte, ich habe hier noch einen kleinen Turm für dich."
"Perfekt, Mama. Ich dekoriere jetzt den kleinen Turm und du machst den großen für mich und die Mauer, okay?"
"Ja, so machen wir es", versichere ich ihr.

Vor Freude klatscht sie in die Hände und geht auf die Suche nach Deko.
Mein Blick fährt über den Spielplatz und bleibt bei einen ziemlich attraktiven Mann hängen.

"Mama, schaue mal was ich gefunden habe! Daraus mache ich eine Fahne."
Widerwillig kann ich nur den Blick von ihm abwenden, aber andernfalls wird es sonst zu auffällig.

"Ich finde das ist eine gute Idee, Maus."
"Schau, hier ist ein der große Turm für dich."
"Das ist toll, Mama!", ruft Emily erfreut.
"May I help you to finish the castle?", fragt jemand.

Emily schaut erstaunt auf und lächelt ihm zu meiner Überraschung zu.
"Hi, Matt. Sure, I really need some help. I am going to build this biggest sandcastle at the playground."

"That's cool. Should I make the wall?"
"Yeah, that would be good", antwortet Emily aufgeregt.
Eine Weile schaue ich den beiden beim Spielen zu und ziehe mich dann auf eine Bank zurück.

Mein Blick bleibt an dem attraktiven Mann mit den verstrubbelten Haaren hängen, der wie zufälligerweise in meine Richtung schaut.
Etwas ertappt drehe ich meinen Kopf weg. Wie peinlich!

Zeit darüber nachzudenken habe ich aber keine, da mich ein starkes Hustengeräusch aus meinen romantischen Gedanken reißt.

Oh, nein! Emily wird hoffentlich jetzt keinen ihrer Anfälle haben!
Leider wird mein Wunsch aber nicht erhört. Gerade heute ist mal wieder so einer der Tage...

Schnell greife ich mir ihr Spray und renne zu ihr.
"Emily, was machst du nur fuer Sachen?"
Mit geübten Handgriffen helfe ich ihr, sodass sie das Asthmaspray einatmen kann.

"Brauchen Sie Hilfe? Ich bin Kinderarzt", spricht mich eine Stimme mit amerikanischen Akzent an.

Erschöpft lässt sie sich in meine Arme fallen.
Verwirrt drehe ich mich um und blicke in eisblaue Augen, des attraktiven Mannes, den ich vorher beobachtet habe. Neben ihm steht der Junge, der bis gerade eben noch mit Emily gespielt hatte. Das mir die Ähnlichkeit nicht gleich aufgefallen ist!

"Ich denke sie ist wieder in Ordnung. Emily hatte einer ihrer Asthmaanfälle. Bist du wieder zu viel gerannt, Mäuschen?"

Zögerlich nickt Emily.
"Ach, Maus."
"Okay. Darf ich sie mir dennoch mal anschauen."

"Mama, ich will nach Hause. Mir tut alles weh. Ich mag nicht mehr hier spielen."

"Wir können gerne gleich nach Hause gehen mein Schatz. Hier ist nur gerade Jemand, der dir kurz mal -Hallo- sagen möchte und schauen will, ob du okay bist."

"Okay, aber nur ganz kurz, Mama. Ich möchte nach Hause."
"Versprochen, nur ganz kurz."
"Ich würde sagen das ist Ihr Stichwort."

"Hey, Emily ich bin Alex, der Papa von Matt. Darf ich dich kurz mal anschauen, du sahst gerade etwas krank aus."

"Okay, aber nur kurz. Ich mag mit Mama nach Hause gehen!"
Ein Lachen entfährt ihm.

"Es dauert nicht lange versprochen. Dann kannst du mit Mama nach Hause."
Vorsichtig nimmt er behutsam Emilys Handgelenk in die Hand.

"Tut dir sonst noch etwas weh?"
"Nein, mir tut nichts weh."
"Okay. Du hast es geschafft."
"Dir scheint es wieder besser zu gehen", antworte ich erleichtert.
"Ja. Mama können wir jetzt nach Hause?", fragt Emily ungeduldig.

"Noch nicht ganz. Wir wollen doch das nächste Mal auch wieder eine riesengroßes Sandschloss bauen und das ist etwas schwieriger, wenn man keine Sandspielsachen mehr hat."

"Stimmt, Mama. Das macht nicht so viel Spaß", stellt Emily dann doch fest.

"Finde ich auch. Fang schon mal an. Ich helfe dir gleich."
"Danke, nochmal für Ihre Hilfe."
"Nicht dafür. Es ist gut, dass es ihr wieder besser geht."

"Ja, das ist die Hauptsache", stimme ich ihm zu.
"Haben Sie vielleicht Lust mal mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?"

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