In den Gedanken versunken, falte ich die Wäsche zusammen, die ich für meinen Freund gewaschen habe. Da er eine Arztpraxis hat, bringt er die Wäsche immer mit nach oben, damit er sie waschen kann. Er hat mir angeboten, sie zu waschen, aber ich habe gesagt, dass ich es schon mache. Das ist der Grund, warum ich nun hier stehe.
Ich kann nicht widerstehen, mir das letzte T-Shirt von seiner OP-Kleidung an mich zu drücken. Irgendwie habe ich ein Faible dafür. Deshalb fühle ich mich geehrt, sie waschen zu dürfen. Ob mein Freund das weiß, weiß ich nicht. Vielleicht hat er es auch schon gemerkt. Ich jedenfalls habe es ihm nicht gesagt, da es mir zu peinlich ist.
Ich atme den Geruch des Waschmittels ein und seufze. Gerne würde ich eins behalten, traue mich ihm aber nicht zu fragen. Also mache ich es meistens heimlich und leihe mir eins aus. Kurz bevor er dann von der Praxis hochkommt, verstecke ich sie gut im Wäschekorb.
Auch diesmal kann ich mich nicht zurückhalten und streife mir das schwarze T- Shirt über. Mir kleidet es eher als Kleid, da ich eindeutig zu zierlich für diese Kleidergröße bin.
Gut gelaunt packe ich den Wäschekorb in den Flur und lege mich danach auf die Couch. Ich hatte heute Frühschicht und bin demzufolge müde. Kurz darauf fallen mir die Augen zu.***
Ich werde von sanften Küssen geweckt. Etwas verschlafen richte ich mich auf und reibe mir die Augen.
"Na, gut geschlafen, Schatz", fragt mich mein Freund.
Noch etwas neben mir bringe ich nur ein Nicken zustande und strecke mich.Als sich dann meine Müdigkeit endlich etwas gelegt hat, fällt mir auf, dass er mich belustigt anschaut.
"Die Kleidung steht dir übrigens gut. Auch wenn sie mir ein bisschen groß erscheint", sagt mein Freund schmunzelnd.Oh. Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Ich merke erst jetzt, dass meine Decke heruntergerutscht ist. Sofort merke ich, wie rot anlaufe, wahrscheinlich sehe ich nun aus wie eine Tomate. Verlegen spiele ich mit dem Saum des T-Shirts. Irgendwie habe ich mir das nun nicht so vorgestellt.
"Ich habe übrigens etwas für dich", fügt er noch an und reicht mir ein kleines Päckchen. Er lässt somit das vorherige Thema auf sich beruhen. Glück gehabt!
Ich drehe es kurz hin und her und schüttle einmal kurz. Aber es klappert nichts. Ich öffne es und schaue ihn mit großen Augen an. Das habe ich nun nicht erwartet."Danke."
Dann werfe ich das Päckchen samt Inhalt auf den Stubentisch und umarme meinen Freund stürmisch. Was etwas umständlich mit der Decke ist, die immer noch über meinen Beinen liegt. Dieser gibt einen gequälten Laut von sich. Etwas verdutzt schaue ich ihn an.
"Alles in Ordnung?", frage ich ihn und schaue ihn besorgt an.
"Ja, ich habe nur unglaubliche Kopfschmerzen und die Schmerztablette wirkt noch nicht. Ich habe deshalb heute früher Schluss gemacht."Stimmt jetzt, wo er es sagt und ich auf die Uhr schaue, ist es eigentlich zu früh für ihn. Er ist am Donnerstag sonst immer später da.
Für einen Moment ist das Päckchen vergessen.
"Soll ich aufstehen und dir die Couch überlassen?", biete ich ihn an.
"Ne, passt schon. Ich gehe gleich ins Bett", bekomme ich als Antwort und er massiert seine Schläfen.Dann habe ich eine Idee. Ich stehe auf und werfe die Decke an die Seite. Dann schnappe ich mir seine Hand und ziehe ihn mit mir.
"Was machst du da eigentlich?", fragt er mich sofort. Aber ich antworte nicht darauf.
Dann schiebe ich ihn ins Schlafzimmer und gebe ihm die Anweisung, dass er sich hinlegen soll.Er schaut mich kurz komisch an, kommt dann aber meiner Anweisung nach.
Als er sich ins Bett gelegt hat, verschwinde ich wieder ins Wohnzimmer, um das Päckchen zu holen.Ich öffne die Plastikfolie und streiche über den Stoff des lilanen Kasacks, dann ziehe ich ihn an. Er passt tatsächlich wie angegossen im Gegensatz zum Vorherigen.
Bevor ich zum Schlafzimmer gehe, mache ich einen Abstecher ins Badezimmer und schnappe mir das Pfefferminzöl und das Blutdruckmessgerät, was immer hier liegt.
Als ich ins Schlafzimmer komme schaut er mich überrascht an. Damit hat er wohl nicht gerechnet."Steht dir auf jeden Fall sehr gut."
Da kann ich ihm nur zustimmen.
Dann setze ich mich neben ihn und lege ihm ganz professionell die Hand auf die Stirn.
"Also Fieber scheinst du nicht zu haben", stelle ich gleich fest.
"Sag mal, was soll denn das werden?"
"Rollentausch", antworte ich verschmitzt. Zur Abwechslung hat er mal was. Ein bisschen Schadenfreude breitet sich schon in mir aus.
Er schaut mich kurz irritiert an, aber dann muss auch er schmunzeln.
"Eigentlich gar nicht so eine schlechte Idee. Zu einer persönlichen Krankenschwester kann ich auch nicht nein sagen", antwortet er amüsiert.Kurz muss ich auflachen. Dann zieht er mich zu sich runter und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss. Seine Hand vergräbt sich in meinem Haar.
Wir lösen uns erst wieder, als uns die Luft ausgeht. Na, so schlimm können die Kopfschmerzen ja nicht sein, wenn er so leidenschaftlich küssen kann. Sagen tue ich aber nichts."Na, komm. Jetzt ist erstmal ausruhen angesagt!", erwidere ich sanft und drücke ihn wieder nach hinten aufs Bett.
Er gibt nur ein resigniertes Okay von sich. Dann mache ich mich an die Arbeit. Als erstes messe ich seinen Blutdruck. Das hat er mir als erstes gezeigt, nachdem ich ihn gefragt hatte, wie es geht, als wir uns kennengelernt hatten.Ich lege ihm die Manschette um. Er zuckt kurz zusammen, als ich die Manschette aufpumpe und das Stethoskop anlege. Ich lächle ihn einfach nur an. Der Wert, der am Ende rauskommt, ist gar nicht so schlecht.
Danach verteile ich vorsichtig auf ein Taschentuch Pfefferminzöl und reibe ihn damit die Schläfen ein. Ein Seufzen entfährt ihm."Daran könnte ich mich gewöhnen! Vielleicht solltest du doch noch Krankenschwester werden."
Ich schüttle lachend den Kopf. Ich mit meiner Blutphobie werde das wohl nie werden, aber für ihn mache ich das gerne. Auch wenn ich an dem Thema durchaus interessiert bin.Dann gebe ich ihm nochmal einen sanften Kuss. Er schaut mich verliebt an.
"Ich würde sagen, das Geschenk kam gut an", stellt er fest.
Ich kann nur als Bestätigung nicken und füge dann noch ein bewundertes: "Du hast es gemerkt an."
Auch wenn es mir immer noch ein wenig peinlich ist."Ja, natürlich habe ich das! Also dachte ich, ich besorge dir wenigstens einen Kasack der dir auch passt. Außerdem passt es gut zu dir."
Ich gebe ihm nochmal einen Kuss und dann lege ich mich neben ihn und halte ihm die Augen zu."So jetzt ist aber Schlafenszeit!", verkünde ich ernst.
"Mmh", erwidert er nur daraufhin, ist dann aber immerhin ruhig. Schon nach erstaunlich kurzer Zeit ist er eingeschlafen.
Nachdenklich schaue ich ihn an. Hoffentlich wird er nicht krank. Trotz des Gedanken bin ich aber immer noch geflasht von dem Geschenk.