Ich ziehe meine Bettdecke bis zur Nasenspitze, da ich so gar keine Lust darauf habe, was als nächstes kommt.
Ich höre außerdem, wie Nathan und mein Bruder meiner Zimmertür näher kommen und dann die Tür aufreißen."Sag, mal Schwesterchen, was gedenkst du da zu tun?", fragt mich mein Bruder schmunzelnd, als er mit Stethoskop um den Hals und Arzttasche den Raum betritt.
"Naja, mir war kalt und deshalb habe ich mich bis zur Nasenspitze zugedeckt", erwidere ich amüsiert.
Meine Aussage finden beide nur überhaupt nicht lustig, da mich nun vier besorgte Augenpaare anschauen und mein Bruder mir seine Hand auf die Stirn legt."Na, wenn das so ist, sollten wir gleich mal deine Temperatur überprüfen. Nathan, kannst du das bitte übernehmen. Ich werde ihren Blutdruck messen."
"Klar, kann ich gerne machen", antwortet dieser auch noch bereitwillig.Er schnappt sich das Fieberthermometer und kommt dann mit schnellen Schritten zu mir ans Bett, währenddessen mein Bruder die Blutdruckmanschette sucht. Mist! Das ist nicht so, was ich wollte. Deshalb versuche ich einzulenken.
"Moment, wartet. Das war nur ein Witz! Mir ist nicht kalt. Ich hatte einfach keine Lust, auf das, was jetzt kommt", versuche ich die beiden zu stoppen, als Nathan mich bittet, meinen Kopf zur Seite zu drehen.
Als ich nicht reagiere, greift er sanft, aber bestimmt nach meinem Kinn, sodass ich gezwungen bin ihn anzusehen.
"Mäuschen, das ist eine ganz schlechte Idee, sowas zu äußern, wenn man einen Krankenpfleger und einen Arzt im Raum hat.""Ja, das habe ich auch gerade gemerkt", antworte ich seufzend.
Diese Diskussion habe ich eh schon verloren, deshalb gebe ich es auf und mache mit. Als ob ich eine Wahl hätte!Sanft, aber mit konzentriertem Blick führt er mir das Fieberthermometer ins Ohr ein und es piept kurz.
"So jetzt wissen wir gleich mehr."Plötzlich merke ich, wie sich die Blutdruckmanschette aufpumpt und sich etwas Kaltes darunter schiebt. Ich merke, wie ich Gänsehaut bekomme. Lass es aber über mich ergehen.
"Okay, also Fieber hat sie nicht", verkündet Nathan nach einem kurzen Blick auf das Thermometer, das er mir gerade aus dem Ohr gezogen hat.
"Blutdruck ist auch nicht so schlecht. Etwas niedrig, aber es könnte schlimmer sein. Ich werde jetzt noch deinen Bauch abtasten und dann lassen wir dich in Ruhe, versprochen."
Eine andere Wahlmöglichkeit habe ich auch nicht. Ich bin kurz gewillt, die Augen zu verdrehen, lasse das dann aber.
"Von mir aus. Aber ich habe keine Schmerzen mehr. Ich denke, ich habe einfach nur etwas Falsches gegessen."
"Schon gut möglich. Dennoch will ich deinen Bauch nochmal abtasten.""Ja, ist gut", antworte ich genervt.
Sanft schiebt er mein T-Shirt nach oben und tastet meinen Bauch sorgsam und genauestens ab. Es ist wirklich unangenehm, aber nicht schmerzhaft."Na, das sieht soweit alles gut aus. Du siehst nicht so aus, als ob du Schmerzen hattest."
"Hast du gut erkannt, Bruder. Momentan habe ich keine", bestätige ich nochmals."Gut, wie auch immer. Du hast erstmal gewonnen", lenkt er endlich ein.
"Heißt das, dass du mich jetzt endlich in Ruhe lässt?"
"Na, das hättest du wohl gerne! Aber da hast du dich zu früh gefreut. So schnell lasse ich dich nicht in Ruhe. Unser geplantes Abendessen wird nicht stattfinden, da Raclette definitiv nicht sehr magenschonend ist."Och, man. Darauf hatte ich mich so gefreut. Na, toll. Das lasse ich ihn auch wissen, aber er lässt nicht mit sich reden. Er verspricht mir, es nachzuholen. Dann wird einfach so entschieden, dass ich nun etwas aufgepäppelt werde. Ergeben stimme ich zu, als mir beide sagen, dass es ein MUSS ist.
"So, dann heißt das für dich, dass du dich nun entspannst und ausruhst. Wir machen den Rest. Ich gebe sie jetzt in deine Hände, Nathan, da ich meine Freundin vom Flughafen noch abholen muss. Falls etwas ist, klingel mich einfach an. Aber ich denke, ihr beiden werdet euch schon prima verstehen."
"Mach dir keine Gedanken. Ich kümmere mich um alles. Du kannst ohne Bedenken deine Freundin abholen", antwortete Nathan selbstsicher.
"Alles klar. Pass auf sie auf", kommt dann nur von meinem Bruder zurück.
Etwas verdattert starre ich meinem Bruder hinterher."Okay, dann waren es nur noch zwei. Ich mache dir einen Tee und richte etwas Essen her, da du nun länger nichts mehr gegessen hast. Ach und bevor ich's vergesse, bitte keine Alleingänge."
Als Antwort nicke ich. Er schaut mich noch einmal nachdenklich und ziemlich ernst an und versucht wohl abzuschätzen, ob er mir Vertrauen kann.
"Verstanden?"
"Ja", gebe ich genervt von mir.Dann aber wendet er sich ab und geht. Ich weiß erstmal nicht, was ich von ihm halten soll. Aber dafür bleibt der durchdringende Blick seiner grünen Augen zurück.