Der Höhenflug

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Den ganzen Nachmittag liege ich nun schon auf der Couch, da mein Fuß vor sich hin pocht.

Unglücklicherweise bin ich über den Getränkekasten, den ich vorhin gekauft habe, gestolpert. Ich hatte es eilig und hatte keine Zeit mehr, wegzuräumen. Sonst wäre ich zu spät zum Termin gekommen. Schneller als ich schauen konnte, lag ich auf der Nase.
Sowas kann auch echt nur mir passieren.

Naja, zum Termin bin ich dann gar nicht mehr gekommen, da ich so Schmerzen hatte, dass ich mich erstmal hinsetzen musste.

Und mir ist das so peinlich, dass ich keine Lust habe meinen Mann, Elijah, davon zu erzählen.
Wie aufs Stichwort höre ich auch schon, wie die Wohnungstür aufgeschlossen und zugemacht wird.

"Emilia?", höre ich meinen Mann rufen.
Fieberhaft überlege ich, ob ich mich schlafend stellen soll.

Aber wahrscheinlich wird er eh merken, dass ich nicht schlafe und so entscheide ich mich doch zu antworten, als er ein zweites Mal nach mir ruft. Ich will mich ja nicht gleich verdächtig machen.
Mein Mann hat definitiv ein Gespür dafür, wenn ich etwas im Schilde führe.

Und er kann es gar nicht leiden, wenn ich nicht gleich sage, wenn etwas ist. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich manchmal auch einfach meine Ruhe haben möchte und nicht gleich von oben bis unten bei jeder Kleinigkeit durchgecheckt werden will. Das sieht Elijah aber als Arzt anders und hat sich dafür ein tolles Spiel ausgedacht.

Wir sind aber beide mit diesem kleinen Spiel einverstanden, obwohl ich den Gedanken am Anfang befremdlich fand und ich auch ewig gebraucht habe es ihn zu sagen, da es mir peinlich war.
Aber ich habe es auch durchaus gerne, wenn er in manchen Situationen die Kontrolle übernimmt und mir Entscheidungen abnimmt. Ob ich dann mit seiner Entscheidung einverstanden bin, ist Frage Nummer zwei.

Aber im Großen und Ganzen habe ich festgestellt, dass ich es genieße, wenn mir nicht alle Entscheidungen auf den Schultern lasten.

Nur solche Hilfsaktionen im medizinischen Bereich  sind manchmal ein bisschen zu viel des Guten und deshalb weigere ich mich seit neustem, gleich zu kooperieren.

Damit ist er natürlich überhaupt nicht einverstanden und das lässt er mich auch auf seine eigene Art und Weise wissen. Sehr zu meinem Leidwesen manchmal und doch genieße ich es. Schon komisch.

Jedenfalls versuche ich mich zu wappnen, bevor er zu mir kommt. Denn wie ich schon gesagt habe, hat er einen Sensor, wenn etwas mit mir nicht stimmt. Ich versuche es immer um jeden Preis zu verhindern, aber dennoch gewinnt er immer. Ich hoffe, dass heute meinen Chancen besser stehen. Ich mag ihn wirklich nicht erklären, warum ich meinen Fuß kühle.

Also setze ich mich bequem auf das Sofa und tue so, als sei alles in Ordnung. Zum Glück will er heute das Essen machen. Das gibt mir noch ein bisschen Zeit die ganze Sache zu vertuschen.
***

Gut, ich dachte, das Glück sei auf meiner Seite, aber mir wird gerade das Gegenteil beweisen. Er hat bis zum Abendessen nichts gemerkt. Erst beim Aufstehen vom Tisch entfährt mir ein Schmerzenslaut und er wird darauf aufmerksam. Mist!
Sein Blick sagt schon alles.

Ach, Manno. Ich dachte, es bleibt mir heute erspart. Aber wenn ich seinen Blick mir so ansehe, wird er mich wie eine Zitrone ausquetschen und definitiv herausfinden wollen, was los ist.

"Emilia, ich kenne dich. Was ist los?", fragt er deshalb nach.
So schnell gebe ich mich aber nicht geschlagen und antworte mit einem schlichten Nichts.

Mein Mann schaut mich aber mit diesem Blick an, der mir genau sagt, dass er weiß das etwas los ist. Vor ihm kann ich aber auch sowas echt nicht verbergen. Sowas doofes aber auch.

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