Eiskollison Teil 2

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Cayden hält mir die Tür auf. Schweigend folge ich ihm. Meine Hände sind nach wie vor noch schweißnass vor Angst. Dennoch muss ich gestehen, dass ich eher mit einer sterilen Farbe in der Arztpraxis gerechnet habe. Das ist aber gar nicht der Fall.

Die Wände der Arztpraxis sind in einem grasgrün gestrichen und vermitteln eine angenehme Atmosphäre. Auch die Holzvertäfelung an der anderen Seite der Wand passt gut dazu. Dennoch flimmert meine Angst unterschwellig in mir. Das kann auch die angenehme Atmosphäre nicht wettmachen.

"So, na dann komm mal mit."
Sanft legt er mir seine Hand in den Rücken und geleitet mich zu einer Tür, wo Sprechzimmer 1 darauf steht.

Ich merke, wie ich mich sofort anspanne und mein Herz anfängt, wieder wie wild zu schlagen.

Ich weiß echt nicht, ob ich das kann.
Er scheint wohl meine innere Unruhe zu bemerken, da er kurz meine Schulter leicht drückt.

"Es wird nichts passieren", versichert er mir.
"Das sagst du!", antworte ich verzweifelt.
"Genau, weil es auch so ist."
"Ich werde nur ein Foto von deinem Handgelenk machen."
"Mehr nicht", versucht er sein Bestes. Aber die Angst bleibt.

"Das reicht doch schon!", antworte ich mit zittriger Stimme.
"Okay. Setz dich erstmal hier hin", redet er beruhigend auf mich ein.
"Ich möchte nicht, dass du nun auch noch ohnmächtig wirst."
"Und dann sehen wir weiter."

Diese Situation ist echt nervenaufreibend.
Mit zittrigen Beinen lasse ich mich zur Liege führen und setze mich aber nur auf die Kante.
Er schnappt sich einen Rollhocker und setzt sich vor mich.

Sanft nimmt er mein Handgelenk und nimmt es für einige Sekunden in seine Hand.
"Hui, da ist jemand aber ganz schön schnell unterwegs."

Kurz darauf lässt er mich wieder los und die angenehme Wärme verschwindet.
Schade. Das war gerade angenehm.

"Vielleicht sollten wir darüber reden, was dir so Angst macht."
"Ahemm... ich", fange ich an zu stottern.
"Ich... ich", versuche ich es weiter, aber ich bekomme kein Wort heraus.
"Ist nicht schlimm, wenn es nicht geht", redet er beruhigend auf mich ein.

Cayden unterbreitet mir den Vorschlag, den ich sagen soll, wenn etwas ist. Ich hoffe, ich kann das.

Danach erklärt er mir, dass er als erstes eine Röntgenaufnahme machen will. Das ist an sich nicht schlimm. Der etwas beängstigende Part ist das Ergebnis.
Dennoch werde ich nicht darum kommen.

"Komm, ich zeige dir, wo wir hin müssen."
Mit diesen Worten geleitet er mich, mit einer Hand in meinem Rücken, zu einem weiteren Raum, wo Röntgen an der Tür steht.

Es ist ein Wunder, dass ich es bis hierher geschafft habe zu gehen, da meine Beine extrem zittern.

"So, hier sind wir."
Er macht vorsichtig die Tür auf und schiebt mich sanft in den Raum.

"Du kannst dich schon mal dort auf den Stuhl setzen, ich hole kurz die Bleischürze."
"Du musst auch nichts tun, bis außer sitzen", antwortet er verschmitzt, als er meinen skeptischen Blick sieht.

Überzeugt bin ich von der ganzen Sache hier noch gar nicht. Und am liebsten würde ich meine Beine in die Hand nehmen und rennen.

Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht weit kommen würde, mal von den zittrigen Beinen ganz abgesehen.

Er reißt mich wieder aus meinen Gedanken, als er mir sanft die Bleischürze um den Bauch legt.

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