KAPITEL 11

280 19 67
                                    

JAGUARKRALLE WAR SAUER. Er war wirklich sauer. Wüstenpfote weigerte sich, sich von ihm begleiten zu lassen. Er würde die Kätzin unter keinen Umständen alleine gehen lassen. Und er würde auch nicht zulassen, dass jemand anderes als er sie begleitete. Frustriert schlug er seine Krallen in den nächsten Baum. Wie konnte man nur so verdammt stur sein? Jaguarkralle befand sich gerade zusammen mit Seidenpfote auf Patrouille entlang des SchattenClan Territoriums. Der junge Kater zuckte zusammen, als Jaguarkralle seinen Frust an dem unschuldigen Baum ausließ. „Ehm, stimmt etwas nicht?", fragte der Schüler zögerlich. Jaguarkralle blickte zu ihm herab. Seine Schwanzspitze peitschte hin und her. „Nein.", murrte der Krieger und fügte zischend auf den zweifelnden Blick des Anderen hinzu: „Es ist alles in bester Ordnung." Seidenpfote war so klug und erwiderte darauf nichts. Er sah den schwarzen Kater lediglich immer noch äußerst skeptisch an. „Komm weiter.", herrschte ihn Jaguarkralle an und die beiden setzten ihren Rundgang fort.

„Also Wüstenpfote", Rattenstern setzte sich neben sie. Er legte ein Eichhörnchen vor ihr ab und genehmigte sich eine saftige Waldmaus. „Hast du schon entschieden, wann du aufbrichst?" „Mmmpf...ja.", sie schluckte einen große Bissen hinunter, „Ich werde mich beim morgigen Sonnenaufgang auf den Weg machen." Der Anführer nickte. Sie aßen schweigend weiter. Der Lärm eines beschäftigten Lagers umhüllte sie. Krieger begrüßten sich von weitem oder redeten beim gemeinsamen Essen über die Jagd. Die von den Patrouillen Zurückkehrenden begaben sich zur Ruhe in den Kriegerbau. Und herumtollende Jungen wurden von den Königinnen liebevoll beaufsichtigt. Wüstenpfote liebte alles hier. Es war so viel herzlicher und lebhafter als alles, was sie seit ihrer Geburt im WindClan kennengelernt hatte. Die Sonne schien warm auf ihren Pelz und sie ließ sich die Beute schmecken. Tief über das Fleisch gebeugt leckte sie sich etwas Blut von den Lippen. „Hast du schon beschlossen, wer dich begleiten soll?", Rattenstern hatte seine Maus verputzt und sah nun zu ihr. Sie hielt im Essen inne und setzte sich auf. „Nein, ich wollte eigentlich alleine gehen. Ich kann dem Clan nicht einfach einen Krieger nehmen, wenn ich schon nicht da bin." „Das ist viel zu gefährlich alleine!", er sah sie streng an, „Ich werde nicht zulassen, dass du niemanden zu deinem Schutz mitnimmst." „Aber ich kann..." „Nein Wüstenpfote, du bist zwar meine Stellvertreterin, aber da diskutiere ich nicht mit dir. Das wäre ja, als ob ich die in den sicheren Tod schickte." Zur Antwort grummelte Wüstenpfote leise, aber sie verstand auch, dass es im Grunde genommen unerlässlich war, eine zweite Katze mitzunehmen. Sie war dank dem Gift sowieso schon viel zu wackelig auf den Beinen und alleine würde sie wahrscheinlich nicht weit kommen, geschweige denn das Kraut finden. „Geht in Ordnung. Ich nehme Jaguarkralle mit, er ist ja eh mein Mentor.", ihr Magen fühlte sich an, als würde er einmal umgedreht werden. Mit Jaguarkralle alleine zu sein war entweder Folter oder ... sie wusste auch nicht, wie sie es beschreiben sollte. Ihr war bei dem Gedanken irgendwie seltsam zumute. Innerlich scholt sie sich ein Mäusehirn, da sie ihm bereits vor Tagen gesagt hatte, dass sie ihn nicht mitnehmen würde. Er war so kratzbürstig deswegen gewesen, dass sie ihm am liebsten so gut wie möglich aus dem Weg ging. Und wenn sie sich trafen, fiel das Gespräch immer auf ihren bevorstehenden Aufbruch und die Tatsache, dass Wüstenpfote ihm untersagt hatte sie zu begleiten. In Endeffekt endete das Ganze dann stets in einem lautstarken Streit, nach dem sich beide wieder sehr lange einen Bogen umeinander machten.

Rattenstern sah sie verwundert an: „Ich hätte nicht gedacht, dass du Jaguarkralle auswählen würdest." Wüstenpfote knetete die Erde unter ihren Pfoten. „Nun ja, er hat ja nicht wirklich was zu tun, wenn ich nicht da bin, die er als seine Schülerin herumkommandieren kann." Rattenstern lachte. „Eigentlich solltest du schon langsam mal deine Kriegernamen erhalten, du kannst nicht gleichzeitig zweite Anführerin und Schülerin sein." Wüstenpfotes Herz stockte. Was? Jetzt auf einmal? So plötzlich? „Nun, ich...", die Worte blieben ihr im Halse stecken. „Ich muss leider gestehen, dass diese Zeremonie in dem Gewusel der letzten Monate untergegangen ist, aber du bist längst erfahren genug, um deinen Kriegernamen zu erhalten. Zudem hast du so tapfer in der Schlacht gekämpft, dass es offensichtlich ist, dich zur Kriegerin zu ernennen." Freudestrahlend richtete Wüstenpfote ihre Ohren auf und drückte ihr Rückgrat durch. „Es wäre mir eine Ehre, den Namen zu erhalten." Rattenstern nickte. Dann wirst du heute, wenn die Sonne am höchsten steht zur Versammlung gerufen." Er erhob sich lächelnd. Bevor er in den Anführerbau verschwand, meinte er noch grinsend zu ihr: „Du kannst auch gerne jemand anderen als Jaguarkralle mit dir nehmen. Ich befürchte nämlich, dass ihr beide euch noch bevor ihr das Kraut findet, umgebracht habt." Wüstenpfote lachte verlegen. Dann war Rattenstern auch schon verschwunden. Ihr Herz raste immer noch vor Aufregung. Sie würde ihren Kriegernamen erhalten!

Warrior Cats - Sturz in die FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt