Warrior Cats - Sturz in die Finsternis

KAPITEL 7 (Fortsetzung)

 Ihr Blick wandte sich ab von der Menge und sie sah nun auf zum Hochfelsen, auf dem bereits die Clanführer versammelt waren. Genau einer fehlte noch. Verunsichertes Gemurmel machte sich breit. „Wo ist der DonnerClan Anführer?" „Was ist nur los?" „Ist etwas passiert?" Die Sandfarbene Kätzin atmete scharf ein und bahnte sich auf Jaguarkralle gestützt einen Weg zum Plateau. 

Zunächst bemerkte sie niemand. Doch wenige Augenblicke später spürte sie die Versammelten mit Schwanzspitze und Pfoten auf sie deuten. 

„Was will diese Schülerin hier?" 

„Wer ist das denn überhaupt?" 

„Wieso läuft die denn so seltsam?" 

„Ist der Krieger da etwa der neue Clan Führer?" 

„Jaguarkralle als neuer DonnerClan Anführer, das wäre dann....Was ist dann mit Silberstern und Rattenkralle passiert? „Muss ich ihn nun Jaguarstern nennen?" 

Besonders Freunde ihres Mentors aus den anderen Clans warfen skeptische Blicke auf das Zweigespann. Proteste wurden laut. Die Erde und die Äste unter Wüstenpfotes Pfoten scheinen vor Spannung zu vibrieren, gar sich zu entzünden. Sie suche Blickkontakt mit den einzelnen DonnerClan Katzen, die ihr aufmunternd zunickten – sie versuchten, ihr zumindest ein wenig Halt zu geben. Sie spürte auch die Anspannung ihres Mentors deutlich; die Schulter, an dies sie sich lehnte, sich Hilfe suchend darauf stützte, war vollkommen verhärtet – hart wie Fels. Er schien die Aufmerksamkeit zu hassen, schien es zu verabscheuen, für den Clanführer gehalten zu werden. 

Gefühlt nach einem ewigen Herzschlag hatten sie den Fuß des Hochfelsens erreicht. Jaguarkralle trat so abrupt von ihr zurück, dass sie ins Taumeln geriet, sich jedoch nicht die Blöße geben wollte, zu stürzen und sich deshalb fix wieder ins Gleichgewicht brachte. Eine warme Schnauze drückte sich an ihr Ohr und der Nebel aus Stimmen und Geräuschen, Gescharre und Geflüster schien zu verpuffen. Klare, alles erlösende Stille umhüllte sie. 

Lediglich eine tiefe, leicht kratzig raue, aber dennoch äußerst sanfte Stimme flüsterte: „Du schaffst das, Kleines, ich habe gesehen, wie stark du bist, habe gesehen, wie die gekämpft hast. Ich weiß, dass du da jetzt raufgehen wirst und diesem ganzen Haufen von hasenfüßigen Mäusekötteln in ihren versteiften Arsch treten wirst." 

Sie wusste sofort, wer es war, der da sprach. Oder war er es doch nicht? Das war so untypisch für ihn. Ja, er war es ganz sicher, denn Jaguarkralles einzigartiger Duft umhüllte sie vollständig, als er ihr liebevoll über das Ohr leckte. Wüstenpfote war zu überrascht, um sich gegen diese zärtliche Geste zu wehren und ließ es schnurrend zu. 

„Ab hier musst du alleine weiter, Tiger.", Jaguarkralle unterbrach das Lecken, um sie wieder in die Realität zurückzubefördern. Sie sah ihn erschrocken an. „Nein, guck nicht so wie ein verängstigtes Rehkitz. In dir steckt eine Raubkatze, Tiger." Da! Schon wieder! Er hatte ihr scheinbar einen Spitznamen gegeben! Bevor sie jedoch den zweiten Schock innerhalb von wenigen Mäusesprüngen verdauen und darauf angemessen reagieren konnte, hatte sich ihr Mentor bereits in Richtung wartender DonnerClan Katzen verdünnisiert. 

Sie schluckte. Ok, dann was sie also nun auf sich alleine gestellt. Als ihr Herz bis zum Hals schlug, sie fast schon Angst hatte, es könnte ihr einfach so entfliehen, wagte sie den ersten Schritt des Aufstiegs zum Hochstein. Das Gift pulsierte zwar nach wie vor in ihren Andern, jedoch ließ sie kein Fitzelchen ihrer Schwäche durchblitzen, gab sich als der Tiger, als den Jaguarkralle sie so aufmunternd genannt hatte. Zahlreiche Blicke lagen auf ihr. Sie spürte, wie die Katzen gehässig miauten, gar abfällig die Nase rümpften und ihre Schnurrhaare verdächtig verächtlich zitterten. 

Wüstenpfote ließ das alles kalt. Sollen sie nur reden, dachte sie bei sich, was können sie denn sonst tun, diese Fellbälle. Zielstrebig erklomm sie den Hochfelsen. Fühlte den kalten Wind – ungewöhnlich kalt für eine Nacht in der Blattgrüne – durch ihr sandfarbenes Fell streichen.