KAPITEL 10

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DIE NÄCHSTEN TAGE rauschten an Wüstenpfote wie in einem Augenaufschlag vorbei. Rattenstern erhielt seinen Namen und die erschöpfte Wüstenpfote hatte den Clan zu führen. Natürlich wurde sie von Mausepelz, Regentau und vielen Kriegern tatkräftig unterstützt, dennoch gab es immer noch etliche Kritiker unter den Clankatzen. Für sie war Wüstenpfote noch immer keine loyale DonnerClan Katze, sondern die dreckige WindClan Verräterin, die nichts in diesem Territorium zu suchen hatte. In dem ganzen Trubel blieb der zweiten Anführerin kaum Zeit, zu schlafen oder sich um sich zu kümmern, geschweige denn ihre Ausbildung zur vollwertigen Kriegerin weiter aufzunehmen. Diese etlichen Tage laugten sie aus. Da die Sommerfrische immer näher rückte wurde es zudem immer wärmer und wärmer. Dadurch war es noch schwerer, genug Beute zu finden, um den Clan ausreichend zu versorgen. Wüstenpfote war am Ende.

„Rattenstern ist zurück!", scholl eine helle Stimme durchs Lager. Wüstenpfote blickte von ihrer Beute auf. Sie hatte sich gerade in den Schatten des Kriegerbaus zurückgezogen, um sich eine kleine Waldmaus zu genehmigen und den größten Hunger zu stillen. Ihre Schwanzspitze zuckte, als sie tatsächlich die Witterung des großen braunen Katers mit der länglichen Schnauze aufnahm. Sie schlang die Maus mit einem letzten großen Happen hinunter. Der würzige Geschmack brannte in ihrer ausgedörrten kehle. Ihr Magen knurrte. Sie wollte eigentlich mehr, doch der Clan stand an erster Stelle. Hinter dem Anführer des DonnerClans schlüpfte die kleine hellgraue Heilerin durch den Eingang des Baus. Die beiden wurden sofort von einigen Jungen umzingelt, die aufgeregt miauten. Rosenblüte streckte ihren Kopf aus dem Kriegerbau und gähnte erst einmal ausgiebig. „Sie sind endlich zurück?", murmelte die Kätzin leise und blinzelte sich den Schlaf aus den Augen. Rosenblüte hatte die Nachtpatrouille alleine übernommen, um die anderen Krieger etwas zu entlasten. Trotz des Risikos, hatte Wüstenpfote am Ende nachgegeben und die Kätzin alleine gehen lassen. Tannenpfote, ihr Schüler, befand sich derzeit mit Seidenpfote und Graukralle auf der Jagd. Als die orangerote Kätzin ihre zweite Anführerin ganz ihn ihrer Nähe entdeckte, blinzelte sie erst überrascht, dann miaute sie der sandfarbenen Kätzin einen freundlichen Morgengruß zu.

„Hallo Rattenstern, wie geht es dir?", fragte Wüstenpfote, als sie etwas später ihren Kopf in den Anführerbau steckte. Er hatte sie zu sich zitiert. „Gibt es etwas Bestimmtes, das du besprechen wolltest?", sie setzte sich ihm gegenüber und legte ihren Schwanz ordentlich um ihre Pfoten. „Ja. Du hast dich sehr gut um den Clan gekümmert, als ich fort war. Wie ich sehe, hatte Silberstern Recht damit, als er meinte, dass du eine geborene Anführerin bist.", er lächelte sanft, „Aber ich wollte mit dir eigentlich über dich sprechen." „Ach ja?" „Ich kann es dir nicht schonungslos beibringen. Regentau hat mich auf unserer Reise über deinen Zustand aufgeklärt.", der durchdringende Blick des braunen Katers, bohrte sich in den ihren. „Wenn wir nicht schnell ein Gegengift finden, wirst du in naher Zukunft deine Pfade im SternenClan bestreiten." Wüstenpfote schluckte und sagte leise mit gesenktem Kopf: „Ich weiß." Sie würde ihrem Anführer in dieser Sache nicht wiedersprechen. Er hatte ja Recht. Doch sie hatte den Clan nicht jetzt verlassen wollen. Jetzt, da er nach dem Verlust eines Anführers und dem Kampf gegen den WindClan, bei dem so viele gute Krieger schwer verwundet worden waren, sehr geschwächt war. Ein leises Miauen ertönte vor der Höhle und die Heilerin streckte ihren Kopf durch die Lianen ins Innere des Baus. „Darf ich eintreten?" „Du bist sowieso schon fast drinnen. Komm rein, Regentau.", lächelte Rattenstern sanft. Leichtfüßig schlängelte sich die Kätzin durch den Eingang. „Hallo Regentau.", miaute Wüstenpfote. Die Kätzin nickte ihr freundlich zu und richtete ihr Wort dann an den Anführer. „Also. Ich habe etwas nachgedacht. Es muss so sein, dass es gegen jedes Gift ein Gegengift gibt. Schmetterlingsblüte hatte dir ja etwas mitgegeben. Ich habe einen winzigen Teil davon behalten und seine Bestandteile davon untersucht." Wüstenpfotes Herz schlug schneller. Konnte es vielleicht sein, dass Regentau die Rezeptur herausgefunden hatte, die die wieder auf die Beine bringen konnte? Sie knetete den Steinboden mit unruhigen Pfoten. Vor Aufregung hatte sich ihr Nackenfell aufgestellt. „Und was heißt das jetzt genau?", fragte Rattenstern und sprach genau das laut aus, was Wüstenpfote schon zu fragen auf der Zunge lag.

Warrior Cats - Sturz in die FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt