KAPITEL 15

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WÜSTENSTURM RUNZELTE DIE STIRN und ihre Schnurrhaare zuckten belustigt, als Jaguarkralle eine sehr zermatscht und angesabbert wirkende Feldmaus vor ihr auf die Erde fallen ließ. Er hob den Kopf. „Was?", fragte der Krieger so provokant wie belustigt. Sie antwortete nicht, sondern schüttelte einfach nur den Kopf, wobei sie ihr noch breiter werdendes Grinsen verstecken musste. Er wieder holte seine Frage eindringlicher – und mit einem Lachen in der Stimme. Sie war froh, dass er sein Lachen und seine Fröhlichkeit trotz seiner dunklen Vergangenheit behalten hatte. 

„Nichts...", lachte sie und stupste die lasche Maus mit einer Kralle an. Sie hinterließ einer Delle in der Beute. Wüstensturm prustete los. 

Der Krieger sah auf sie herab: „Was? Willst du dich jetzt darüber beschweren, dass ich dir was zu essen besorgt habe?" 

„Nein nein, ich beschwere mich ja gar nicht... Es ist nur....", sie prustete wieder los, „Hast du dir die Maus mal angeschaut. Sie ist so weich wir ein Pilz....oder wie Moos....oder wie..." 

„Hmpf...", Jaguarkralle sah finster auf die Beute herab, „Ja. Ich weiß. Aber irgendwie scheint es, als seien die Mäuse hier....verweichlicht." Er musste ebenfalls lachen, so gut passte der Ausdruck zu der Frischbeute. Wüstensturm schlang trotz der seltsam weichen Konsistenz dieser die Beute in einem Haps hinunter. 

Nachdem die beiden aufgegessen hatten mutmaßte Jaguarkralle: „Vielleicht liegt es am Zweibeinerort. Ich weiß nicht, was die da in den Boden machen, aber die Beutetiere in deren Nähe sind immer etwas komisch." „Naja, ist ja auch egal. Solange sie einigermaßen schmecken und nahrhaft sind, will ich mich nicht beschweren.", meinte Wüstensturm. „Hmhm...", machte Jaguarkralle skeptisch. Sie knuffte ihm leicht gegen die Schulter. „Wollen wir?", fragte sie dann und deutete mit der Schwanzspitze Richtung Zweibeinerort. Er nickte und folgte ihr. Es gab keinen Weg darum herum – außer sie wollten einen Tag verschwenden und nach einem Umweg suchen. Also mussten sie ihre Zähne zusammenbeißen und sich durch die Ortschaft schleichen.

Gerade als sie die ersten paar Reihen an Bauen hinter sich gelassen hatten, roch Wüstensturm eine andere Katze. War diese feindselig? Ein Streuner? Diese konnten sehr angriffslustig sein und die zweite Anführerin des DonnerClans hatte nicht wirklich Lust, bei einem Kampf Verletzungen davon zu ziehen. Oder war es eine verweichlichte Hauskatze? So lasch wie die Beute in dieser Gegend? Mit so einer würden sie mit Leichtigkeit fertig werden. Die beiden Katzen duckten sich in eine dichte Hecke und sahen zu der dicken, hellgrauen Katze mit langem Fell auf, die gerade unbeholfen versuchte auf einem Zaun zu balancieren. Wüstensturms Lippen umspielte ein spöttisches Grinsen. Eine verweichlichte Hauskatze. Pah. Da mussten sie sich keine Gedanken darum machen. Die beiden Katzen bewegten sich weiter durch die Äste der Hecke. Nachdem sie außer Reichweite der Hauskatze – sie wollten dennoch nicht riskieren entdeckt zu werden – waren, fielen die DonnerClan Krieger in einen leichten Trab. Ihre Pfoten tanzten leichtfüßig über den dunkelgrauen Steinboden.

Die Sonne war bereits beinahe untergegangen und die hohen Wände der Zweibeinerbaue warfen lange Schatten, die die beiden Katzen zu schlucken schienen. Besonders Jaguarkralle verschmolz mit der zunehmenden Dunkelheit. Er war für das nächtliche Jagen wie geboren, da er in tiefster Finsternis beinahe unsichtbar war – nur seine Augen konnten ihn bei näherem Hinsehen entlarven. 

„Sollen wir uns demnächst ein Lager zum Ausruhen suchen?", fragte der schwarze Krieger die Kätzin neben ihm. Ihr Fell war wie ein fast weißer Strahl in der Dunkelheit, doch sie wusste sich lautlos und unauffällig zu bewegen. 

„Ja, ich denke wir schaffen es noch diesen Zweibenerort zu durchqueren, bis der Mond am höchsten steht.", ihre Schwanzspitze zuckte hin und her, „Ich denke es ist weniger riskant, dass Zweibeiner uns sehen, wenn wir am Rande einen Unterschlupf finden."

Warrior Cats - Sturz in die FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt