2. Kapitel

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Fußball. Laufen. Schon immer die beste Lösung für einen freien Kopf.
Seufzend stelle ich den Motor ab. Es regnet. Wie so oft. Inzwischen war es aber fast normal bei Regen zu trainieren immerhin lebe ich nun seit 15 Jahren hier.
Ich lasse meinen Blick auf den Platz fallen auf dem die Mädchen dem Ball hinterher jagen. Schmunzelnd schüttel ich den Kopf und mache mich mit meiner Tasche auf den Weg zur Umkleide. Damals war ich genau so. Nur den Ball im Kopf, keine Strategien.
Und das nicht nur beim Fußball, selbst in der Schule lebte ich nach diesem Motto. Gute Noten ja, lernen naja eher nicht so und das funktioniert so nunmal nicht.
Kopfhörer in den Ohren, den Blick auf mein Handy gerichtet jogge ich die Treppenstufen zum Platz runter um auf der Bahn drum herum zu laufen.
Und dann treffe ich nach der letzten Stufe auf Widerstand.
Erschrocken sehe ich auf und in dunkle, braune Augen. Oh mist.
"Luc hey das ist ja eine Überraschung", er grinst breit und entblößt dabei die kleine Lücke die er schon damals zwischen den Schneidezähnen hatte. Was findet sie nur an ihm? Nervös zupfe ich an den Kopfhörern, lasse sie aber in den Ohren. Stattdessen nicke ich nur kurz, starte meine Playlist und laufe los. Lasse ihn verwirrt zurück.

"Komm rein bevor du dir noch den Tod holst", Emilia hält mir lächelnd die Wohnungstür auf, "Zweiter Stock, die Tür auf der linken Seite." Ich nicke und steige langsam die Treppen hoch. Erst vor ihrer Wohnungstür bleibe ich wieder stehen.
Emilia & Fin Christianson
"Lustig. Ich heiße auch Fin", merke ich trocken an und höre sie leise hinter mir lachen. "Ja ich weiß, ein schöner Zufall", sie drängt sich an mir vorbei und sperrt die Tür zu der kleinen drei Zimmer Wohnung auf und hält mit von drinnen die Tür auf. Was genau soll daran bitte schön sein? "Stell die Sachen einfach hier in der Küche ab, ich hol dir was trockenes zu anziehen", sie lächelt und lässt mich stehen. Alleine in ihrer kleinen Küche. Warum genau lebte sie hier? Die Christiansons scheinen ja beide nicht schlecht zu verdienen, da können sie sich ja wohl was besseres als eine Studentenbude in München leisten. Seufzend stelle ich die Tüte ab und werfe neugierig einen Blick hinein. Milch, Kaffeebohnen, Tomaten und Nudeln.
Schmunzelnd lege ich den Kopf schief und packe die Einkäufe aus. "Nudeln und Kaffeebohnen oben links in den Schrank, da komm ich nicht hoch uuund Tomaten und Milch bitte in den Kühlschrank", erschrocken springe ich einen Schritt zurück und starre in ihre grünen Augen, "Sorry ich wollte dich nicht erschrecken. Fins Sachen sollten dir etwas zu groß sein aber für meine bist du eindeutig zu muskulös." Sie reicht mir einen Stapel Kleidung und nickt Richtung Badezimmer. Hat sie mich gerade als... nein sie hat muskulös gesagt. Das ist nicht das selbe. Nickend nehme ich die Sachen entgegen und husche ins Bad:"Um die Nudeln und den Kaffee kümmere ich mich gleich, lass sie einfach auf der Anrichte liegen."
Lass sie einfach auf der Anrichte liegen? Luc du solltest garnicht hier sein was soll das?
Ich vernehme ihr helles Lachen und ihre Füße die barfuß und wohl noch leicht nass über den Holzboden ins Schlafzimmer verschwinden.
Seufzend inspiziere ich Fins Kleidung. Eine schwarze Jeans, ein weißes Hemd, schwarze Boxershorts. Na super. Ich lache auf und entledige mich meinem nassen Trikot das ich über den Wannenrand lege. Mit der Kleidung kann ich ja gleich laut auf die Straßen brüllen, dass ich lesbisch bin...
Fünf Minuten später stehe ich wieder in der Küche. Alleine. Neugierig sehe ich mich um. Weiße Wände, dunkelbraune Holzmöbel. Keine Deko oder Bilder. Passt so garnicht zu der Emy die ich mir vorgestellt hatte.
Kaffee und Nudeln nach links oben in den Schrank. Ist doch wirklich blöd wenn sie da garnicht hin kommt...
Neugierig öffne ich den unteren Schrank und erblicke einige Packungen Druckerpapier. Warum genau platzieren die denn auch das Reservedruckerpapier da wo sie hinkommt und die wirklich wichtigen Sachen dort wo die arme Frau nicht hin kommt?
Augenrollend lege ich die Kaffeebohnen wieder ab und platziere das Druckerpapier im oberen Regal, dann die Einkäufe im Unteren.
"Er wird das nicht mögen", ertappt schließe ich das Regal und drehe mich zu der jungen Frau die im Türrahmen lehnt und jetzt in eine lockere Stoffhose und einen Hoodie gehüllt ist. Ihre Haare noch immer nass über die Schultern fallend.
Kopfschüttelnd gehe ich auf sie zu, bleibe vor ihr stehen und sehe sie ernst an:"Und ich mag es nicht, wenn Männer ihren Frauen das Leben erschweren. So funktioniert eine gleichberechtigte Ehe nicht." Ich stocke als sie ihre Hand an den Hemdkragen legt und ihn liebevoll glatt streift während sie den Kopf lächelnd schief legt und mir musternd ins Gesicht blickt.
"Und ich mag es nicht, wenn meine Schülerinnen in der Kleidung meines Mannes besser aussehen als mein Mann selbst", ihr Lächeln verwandelt sich in ein spielerisches Grinsen, "Das ist so verdammt unfair Loucieá, du kannst dir garnicht vorstellen wir verdammt unfair das ist."
Sagt sie mir gerade, dass sie mich attraktiv findet und, dass sie wäre ich nicht ihre Schülerin...
"Genau so unfair ist es, wenn meine verheiratete Lehrerin mich so ansieht", sie runzelt die Stirn und lässt vom Hemdkragen ab. "Ich- Ich bring dir noch ein Tshirt für unter das Hemd i- ich hab ganz vergessen wie durchscheinend weiße Hemden sind...", stotternd dreht sie sich um und verschwindet wieder in ihrem Zimmer.
Ich muss hier raus!
Schnell hole ich meine Sachen aus dem Badezimmer und pralle gegen einen Körper. Der Geruch von Zedernholz steigt in meine Nase. Urgh. Wer trägt den bitte so wiederliches Parfum? Peinlich berührt hebe ich den Kopf und blicke dem Mann ins Gesicht, den ich heute Mittag bereits im Park gesehen hatte.
"Ah du bist dann wohl eine Freundin von Ems, schön dich kennenzulernen, seid ihr stark nass geworden?", er streckt mir grinsend die Hand entgegen.

Natürlich sind wir damals nass geworden du Idiot!
Mein Herz rast und die Wut steigt in meinem Hals auf. Von Anfang an. Von Anfang an konnte ich dieses egoistische Arschloch nicht ausstehen.
Wer räumt denn seine Schränke so unglaublich dumm ein?
Ich beschleunige mein Tempo und das Regenwasser das den Hartbodenplatz in eine Rutschbahn verwandelt spritzt bei jedem Schritt meine Beine hoch.
Oh ich hasse hasse hasse ihn!

"Du Schatz ich muss nach dem Training nochmal in die Schule ich hab wohl mein Handy im Lehrerzimmer und nicht im Auto liegen gelassen", die Rothaarige kommt neben ihrem Mann zum stehen und zieht sich die Kaputze ihres Cardigans tiefer ins Gesicht, "Hörst du mir überhaupt zu?" Lachend stupst sie den Größeren an.
"Hm was? Ja ja klar", er verfolgt weiterhin jeden meiner Schritte, "Was hat Luc denn eigentlich immer für ein Problem mit mir gehabt?" Ruckartig dreht sie ihren Blick zu ihrem Mann und schüttelt verwirrt den Kopf:"Wie kommst du den jetzt auf Loucieá?"
"Antworte mir doch einfach", sein Blick verfinstert sich während deine Schritte immer schneller und meine Musik in den Ohren immer lauter wird.
"Fin sie mochte dich hald nicht, mehr weiß ich doch jetzt auch nicht, das ist ewig her", sie zuckt mit den Schultern während sie nervös auf ihrer Unterlippe herum kaut, "Wie kommst du denn jetzt auf sie? Die Frage wird dir doch jetzt nicht seit 15 Jahren auf der Zunge brennen."
Langsam dreht er den Kopf zu seiner Frau und schüttelt ihn leicht:"Aber eine Frage beschäftigt mich schon seit 16 Jahren... Hast- Hast du mit ihr geschlafen?"

"Verfluchter Scheißdreck!", wütend schlage ich mit der flachen Hand auf den Boden als es mir in der Kurve die Füße weggerissen hat und ich den Boden küssen durfte. Ich steh nicht auf, dreh mich lediglich auf den Rücken, stelle meine Musik lauter und schließe die Augen. Die Tränen beginnen meine Augenwinkel herunterzurinnen und ich spüre den Schmerz des Sturzes in meiner Hüfte und meinem linken Knie.
Die Regentropfen prasseln in mein Gesicht, durchnässen meine Kleidung und meine Haare und hoffentlich waschen sie all dem Schmerz aus meinem Körper.

"Nein. Du gehst nicht zu ihr Ems", er hält sie bestimmt an der Schulter fest. Sein Griff wird stärker als sie versucht sich loszureißen. "Ich schwöre bei Gott, wenn du mich nicht sofort los lässt, Fin, dann tu ich es wieder", sie blickt ihm finster in die Augen, ihr Herz rast, ihr Körper bebt. Nach all den Jahren die Stimme wieder zu hören, die man liebt und unter tausenden wieder erkennen würde macht sie nervös. Er lässt sie nicht los und eines ist beiden klar. Sie konnte es sowieso nicht garantieren. Sie konnte nicht garantieren es nicht wieder zu tun.

Abi vorbereitung läuft supi.
Also wenn ich im Abi ne TxS schreiben muss dann bin ich top vorbereitet😂

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