7. Kapitel

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Joa ich hab jetzt wohl doch meinen Abitur bestanden🤷🏻‍♀️😂
Zeit für ein neues Kapitel😌

Nachdenklich beobachte ich wie Emy ihre Schuhe neben meinen kleinen Schuhschrank stellt und den nassen Mantel neben meinen an die Gaderobe hängt.
"Diesmal ist es wohl an mir dir trockene Kleidung zu geben", ich lächel obwohl mir danach wirklich nicht zu Mute war. Warum hab ich sie auch eingeladen mich nach Hause zu begleiten?
"Uuund dann bin ich Frank?", sie grinst und streicht sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre grünen Augen funkeln mit ihrem strahlenden Lächeln um die Wette und ich frage mich nun langsam aber wirklich, welche Drogen diese Frau konsumierte. Wie konnte sie nur so fröhlich sein, nach all dem was zwischen uns passiert war?
"Na komm, Frank, lass uns dein Potential finden", ich erzwinge ein Lächeln und steige geknickt die Treppe nach oben. Was hab ich mir denn auch erhofft? Dachte ich wirklich ich könnte sie so einfach aus meinem Leben streichen?
Sie läuft dicht hinter mir, bis ich in meinem Schlafzimmer, vor dem großen schwarzen Schrank ankomme.
Dem Schrank, in dem sich kein einziges Kleidungsstück von Mara befand, während ich tief im Inneren einen von Emilias Pullis verstaut hatte.

Der alte Golf gibt einen leichten Ruck von sich, als Emy in den fünften Gang schaltet und das Gaspedal durchdrückt.
"Du bist so deutsch", belustigt mustere ich die Ältere die geschickt auf die linke Spur wechselt um einen LKW zu überholen.
"Ich komme aus-", amüsiert drehe ich das Radio lauter. "Aus Dänemark, ich weiß."
Sie grinst zufrieden und schert vor dem LKW nach rechts ein.
"Ich sehe, was du denkst", und wieder singt sie laut mit der Musik mit.
"Ich denke, was du fühlst; Ich fühle, was du willst", steige ich grinsend mit ein während mein Blick auf ihr ruht. Wie sie entspannt das Auto über die Autobahn steuert. Das Sommerkleid, eines mit kleinen Blümchen, rutscht erneut ein Stück nach oben, als sie den Gang wechselt. Leise seufzend lehne ich meinen Kopf an die Scheibe und singe entspannt das Lied mit.
"Aber ich hör' dich nicht; Ich hab' mir ein Wörterbuch gelieh'n; Dir A bis Z ins Ohr geschrien; Ich stapel' tausend wirre Worte auf
Die dich am Ärmel zieh'n; Und wo du hingeh'n willst ich häng' an deinen Beinen; Wenn du schon auf den Mund fall'n musst warum dann nicht auf meinen?"
Oh wie gerne ich sie jetzt küssen würde. Wie gerne ich sie hier und jetzt...
"Fräulein Fin?", die Stimme war entfernt, klang weiblich und... Eine Kreide fliegt in meine Richtung, prallt hinter mir an der Wand ab, zerbricht und lässt mich aus meiner Tagträumerei aufschrecken:"Hm?"
"Ich habe Sie gefragt was-", verträumt lasse ich meinen Blick durchs Klassenfenster auf den Parkplatz schweifen und beobachte wie Christianson über den Lehrerparkplatz zu ihrem Auto läuft. Die Ledertasche über der Schulter hängend, das Sommerkleid in der leichten Sommerbriese wehend.
Dann ein Schlag gegen meine Schulter. "Aua! Fey!", gereizt blicke ich meine Banknachbarin und beste Freundin an, während ich mir die Schulter reibe.
"Wie schön, dass Sie wieder im Hier und Jetzt angekommen zu sein scheinen, Fräulein Finn. Können sie mir jetzt beantworten, wie die Formel der Fotosynthese lautet?", unsere Chemielehrerin beäugt mich mit strengem Blick, während meine Klassenkameraden mich amüsiert mustern. Verdammt ich muss aufhören ständig an sie zu denken.
"Nein. Ich weiß die Formeln nicht, tut mir leid", seufzend spiele ich am Band des Hoodies. Ein dunkelgrauer Hoodie. Ihr dunkelgrauer Hoodie.

Während Emy nun also ihre Kleidung gegen eine meiner Jogginhosen und ein Tshirt tauscht stehe ich gedankenverloren vor dem Sandwichmaker und lausche dem leisen zischen der warm werdenden Tomaten in unserem Sandwiches.
Tomatenkäsesandwiches mit zwei Ringen Zwiebel. So wie damals.
Von Wollsocke gedämpfte Schritte poltern die Treppe runter und ich beobachte in der Fensterscheibe der Küche, wie meine ehemalige Lehrerin, meine Kollegin die Treppe runterhüpft. Wie ein kleines Kind. Schmunzelnd öffne ich das Elektrogerät und nehme die fertigen Sandwiches heraus um sie auf den beiden Tellern zu platzieren, während Emy sich neben mich and die Kücheninsel lehnt. "Schön hast du es hier, wenig Bilder, so kenne ich dich garnicht", nachdenklich nimmt sie ihr Sandwich entgegen und auch meinen Teller, damit ich die beiden Gläser Orangensaft zum Tisch tragen kann. "Ich hab ein Foto im Büro", kurz lächel ich bei dem Gedanken an das Hochglanzfoto das in einem schwarzen Holzbilderrahmen neben meinem Computer steht und das strahlende Lächeln einer jungen Frau zeigt, die barfuß, in weißen, lockeren Leinenhosen und einem schwarzen Top im Regen steht, den Kopf in den Nacken gelegt und beide Arme zur Seite getreckt hatte.
"Von deiner Freundin?", Emilia stellt grinsend die Teller ab und zieht sich einen Stuhl zurück, "Wo ist dein Büro?"
Nachdenklich, noch immer an das Bild denkend nicke ich in die Richtung der Tür, die zu einem Raum führt, den Mara noch kein einziges Mal in den letzten Jahren betreten hat.
Und dann war sie auch schon weg. Weg aus meiner Bildfläche, auf Wollsocken den Gang entlang schlitternd und die Holztür aufreißend.
Fuck.
Der Kloß in meinem Hals meldet sich wieder und mein Herz beginnt zu rasen.
Stille.
"Emy?"
Stille.
Nervös lasse ich mich auf meinen Stuhl sinken und schwenke meinen Orangensaft in kleinen Kreisen in dem lilanen McDonalds Glas, beobachte den kleinen Strudel der sich in der Mitte der Flüssigkeit abzeichnet.
Ein Räuspern lässt mich aufblicken, meine Hände beginnen leicht zu zittern, als ich sie dort stehen sehe. In meiner Kleidung, noch immer leicht feuchte Haare, ein mervöses Lächeln auf den wunderschönen, rosigen Lippen, der Bilderrahmen von beiden Händen fest umschlossen. "Ich- Das ist nicht deine Freundin", sie lacht nervös, löst eine Hand vom Rahmen auf streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Nein", kopfschüttelnd stelle ich das Glas zur Seite, "Ich- Du solltest gehen." Die einzig sinnvolle Entscheidung.

"Baby?", nur wenig später tönt Maras Stimme durchs Haus, "Du hast Sandwiches gemacht?"
Mist. Die Sandwiches.
Grummelnd lasse ich den Kopf an die Kleiderschrankwand fallen und ziehe die Kaputze des grauen Hoodies tiefer in mein Gesicht. Ihr grauer Hoodie. Der, den ich seit Jahren nicht mehr in der Hand gehalten hatte. Vor mir der Bilderrahmen, den ich Emy vor nicht all zu langer Zeit aus der Hand genommen hatte, nachdem ich sie hochkant rausgeschmissen hatte.
In meinem Schoß das einzige Foto, das ich von der kleinen Christianson besaß. Das Ultraschallfoto, das mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.
Nur benebelt vernehme ich das Seufzen meiner Freundin, welche inzwischen im Türrahmen lehnt:"Schon wieder Code Christianson?"
Schnell wische ich mir die aufkommenden Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht und nicke dann nur schwach:"Sie ist hier und..."
"Wirst du mir irgendwann erzählen, was zwischen euch vorgefallen ist?", lächelnd kommt sie auf mich zu, lässt sich neben mir auf den Boden sinken und hält eine Flasche Rotwein hoch, "Im Bad liegt nasse Kleidung die weder mir noch dir gehört... Du hast kaum weibliche Freunde also... Ich hatte so eine Vorahnung, dass du den brauchen könntest."
"Willst du wirklich wissen was passiert ist?", Mara nickt. Und so beginne ich von unserem ersten Aufeinandertreffen zu berichten, davon, wie sie mich zum Fußball fuhr und abholte, wie wir lange Nachmittage im Englischen Garten verbrachten, von dem Tag, als sie mir erzählte sie würde sich scheiden lassen, davon, dass ich das glaubte, von dem Tag des Ultraschallbildes.

"Fey ich hab sowasvon keine Lust auf Geschichte", seufzend lege ich den Kopf in den Nacken und starre auf die graue Decke des Klassenzimmers. "Wer hat das schon", lachend knufft meine Freundin mir in die Seite und widmet sich dann wieder der Nagelfeile und ihren rotlackierten Fingernägeln. Die schwarze Jeans und das weiße Spitzentop, die großen honigfarbenen Locken. Blaue, strahlende Augen die mit einem perfekt geschwungenen Lidstrich geschmückt waren, die von Natur kräftig roten Lippen. All das war Fey Mayr.
Zerissene schwarze Jeans, an den Knöcheln hochgekrempelt, Füße in grellen roten Socken mit Pommes und Burger darauf, alte, durchgelaufene Vans, ein Nirvana Bandshirt, darüber ein altes, verwaschenes Karohemd des Vaters. Aschblonde, unordentliche, Brustlange Haare, grün-blaue Augen mit braunen, beinahe roten Sprenkeln, ein dunklerer Rand um die Iris.
Das bin ich. Lucia Fin.
Und so verschieden wir auch sind sind wir dennoch unzertrennlich seit Kindertagen.
Die Klassenzimmertür schließt sich laut und eine rothaarige Frau mit großer schwarzer Brille betritt den Raum. Ihre weißen Bermudas verfälschen ihre Größe kaum. Ein dunkelblaues Kleid fällt locker über ihre Kurven und sie lächelt sofort in die Runde, als sie ihre dunkelbraune Ledertasche auf dem Pult abstellt.
Genervt vom Unterrichtsfach und der Schule aber dennoch angetan von ihrer fröhlichen Präsents lehne ich den Kopf an die Fensterscheibe und lausche ihrer Aufzählung der Klassenliste.
"Lou-cie-á Fin?"
"Anwesend", schmunzelnt hebe ich die Hand kurz, "Es heißt Lucia. Aber nennen Sie mich ruhig Luc, wenn das sonst zu schwer ist."
"LUC?!", amüsiert blicke ich zu meiner entsetzen Freundin.
"Man hat mich vor Ihrer frechen Art gewarnt, Lou-cei-á", die rothaarige schmunzelt und entblöst dabei strahlende Zähne, "Aber nicht mit mir."

"Sie klingt wirklich besonders, Luc."
"Das ist sie", seufzend lasse ich meinen Kopf an Maras Schulter fallen und schließe die Augen.

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