9. Kapitel

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Hier mal zwischen ich ziehe spontan innerhalb von ein paar Tagen um und meinem Geburtstag ein Kapitel für euch :)

"Bereit für unser Abenteuer?", grinsend drehe ich den Schlüssel in der Zündung meines alten Jeeps und lege den Gang ein.
Früher war es Emy die diese Frage stöndig gestellt hatte. Selbst wenn es nur Einkaufen oder Döner holen war. Gott wie ich es liebte, dass für sie alles als Abenteuer galt.
"Und du bist dir sicher, dass wir nicht doch noch meine Kleidung holen sollten?", nun lag es an der Älteren zu grinsen, ihre Augen strahlen mit der Sonne um die Wette, die ich mir hier nur erträumen kann, während sie ihren Kopf an die Fensterscheibe legt und mich beobachtet.
"Selbst wenn der Inhalt meiner Reisetasche nicht reicht... Ich hab Zuhause noch genug und... Stell dir vor auch in Bayern gibt es inzwischen Waschmaschienen", schmunzelnd lenke ich uns Richtung Autobahn, "Außerdem... Um ehrlich zu sein... Ich hab angst, dass er dich nicht gehen lässt, wenn er erfährt, dass du mit mir wegfährst."
Nicht angst davor, dass er mir weh tun könnte.
Auch nicht angst davor, dass er sie schlafen würde. So ist Fin nicht. So habe ich ihn nicht kennengelernt.
Eher angst davor, dass er mit ihr und Ann wieder umzieht und uns den Kontakt verbietet.
Emy nickt und dreht das Radio lauter als Ed Sheeran zu Heaven in Hiding von Halsey wechselt.

"Luc?", erst, als wir nach drei Stunden Fahrt schon die zweite Stunde im Stau anschneiden erhebt Emilia nach langer Stille wieder das Wort.
Fragend drehe ich den Kopf in ihre Richtung und hebe eine Braue. "Ich-", Sie hält wieder inne.
"Du willst wissen, wie weit wir gehen werden?", Emy nickt, "Ich- Alles was ich dir sagen kann ist, dass ich mich nicht zurückhalten werde wenn du es nicht willst."
"Okay", die rothaarige lächelt wieder entspannter und legt ihre Hand auf meine, "Bereit für unser Abenteuer?" Die Frage, die sie noch wenige Stunden zuvor selbst unbeantwortet ließ. "Wir stehen im Stau... Also wenn du das als Abenteuer definier-", ihr Augenrollen unterbricht mich wortlos, "Mehr als nur bereit glaub mir Emy."

Und das Gefühl war weg.
Der Hass, die Eifersucht, die Abneigung, das Gefühl nicht genug zu sein.
Es war wie weggefegt.
Alles was nun noch galt waren wir. Kein Fin und auch keine Ann sind mehr wichtig.
Es gibt nur noch uns.
Bis Sonntag Abend.
Und dann gibt es wieder ihr Leben und mein Leben.
Kein gemeinsames Abenteuer mehr.
Sonntag Abend sind da wieder Fin und Ann.
Sonntag Abend ist sie wieder Emilia Christiansen.

Der Himmel war dunkel, fast schwarz. Mit tausenden, hell leuchtenden Sternen gesprenkelt. Der Jeep alleine auf einem leeren Parkplatz mit zwei Frauen auf der Motorhaube, die gemeinsam eine Tüte Pommes und ihre Burger verspeisten.
"Dich gehen zu lassen war das schwierigste, das ich je getan habe...", Emy schluckt die Pommes herunter und sieht verwirrt zu mir.
"Warum bist du dann gegangen?"
"Du warst schwanger... Hast dich nicht von Fin gegrennt wie du es eigentlich wolltest...", seufzend lege ich meinen Burger zurück auf das McDonalds Papier.
"Luc hör zu..."
"Nicht Emy... Nenn mich nicht Luc...", es ist meine Stimme die bricht während ich in ihre grünen Augen blicke und sich meine mit Tränen füllen. Nenn mich nicht Luc... Bitte hör nicht mit dem auf, was uns für immer miteinander verbindet. Was uns für immer an unsere gemeinsame Vergangenheit erinnert.
"Loucieá hör zu..."
"Besser", lächelnd vergrabe ich mein Gesicht in ihrer Halsbeuge, lasse meine heißen, salzigen Tränen auf ihre weiche Haut tropfen.
"Damals... Du hast alles verändert... Ich hab Fin so sehr geliebt und dann warst da plötzlich du und nichts hat mehr Sinn gemacht...", ihre Arme legen sich schützend um mich.
"Du hast gesagt, dass du dich von ihm scheiden lässt. Du hast es versprochen. Und jetzt ist da dein Kind. Ein Kind, das du mit ihm großziehst. Sein Kind. Euer Kind. Nicht unseres so wie es hätte sein sollen", und da ist sie wieder. Da steigt die Wut wieder in mir auf und verbreitet sich rasend schnell in meinem ganzen Körper, "Weißt du eigentlich, was du mir damit angetan hast? Damit mir zu sagen, dass ihr eine Familie olant, ein Kind wollt? Anfangs dachte ich noch, dass du nur ihmzu Liebe ja sagst, weiterhin die Pille nimmst und doch dann von ihm Trennst... Dann hab ich den Gedanken an eine mögliche Schwangerschaft verdrängt... Bis du es wieklich warst... Ich konnte in München nicht mehr atmen, hab mich dann hier durch meine Prüfungen geschlagen, durch mein Studium. Mit nichts. Ohne Geld, ohne Freunde, ohne dich! Gott Emy ohne dich!"
"Was hätte es geändert mich zu haben?", verständnislos lasse ich von ihr ab und rutsche von der Motorhaube.
"Alles!", lachend stemme ich die Arme in die Seiten und lege den Kopf in den Nacken, "Es hätte alles geändert. Die ganzen letzten 15 Jahre."
Und dann schüttelt sie den Kopf.
"Hast du jemals 100 Euro für einen Champagner ausgegeben? Nicht, weil irgendwas besonderes war, sondern weil du so verletzt warst, dass dir einfach alles egal war? Dich dann betrunken und als du nach deinem Rausch aufgewacht bist gemerkt, dass es kein Traum war und der Schmerz nicht aufhören wird? So ging es mir 15 Jahre lang Emy...", seufzend lasse ich die Arme hängen, "Ich... Selbst mit einer so wundervollen Freundin wie Mara... Ich will dich... So unhlaublich schlecht du wohl auch für mich sein magst... Ich will einfach nur dich."

"Was willst du mit dem Champagner", lachend schiebt Nic den Einkaufswagen neben mir her und beobachtet wie ich die teure Flasche in diesen stelle, "Der ist voll teuer, wir wollten Tiefkühlpizza essen und Bier trinken."
Ein langer scheiß Arbeitstag mit Elternsprechsrunden. Ein eiskalter Einkaufsladen und mein Kopf, der heute nur an sie zu denken scheint.
"Egal, mein Gehalt kam heute und das ist eindeutig ein Grund zum Feiern", grinsend gehe ich weiter Richtung Bier.
"Ein Grund zum Feiern? Der Gehaltsscheck, den du seit drei Jahren bekommst?"
"Vielleicht auch um heute nicht an sie denken zu müssen", geschickt lasse ich einen der blauen Augustinerkästen auf die untere Ablage des Wagens gleiten.
"Schon wieder Gustl? Maaan wir haben hier auch gutes Bier", Nic lacht auf und wird dann wieder ernst, "Ist es wegen Emilia?"
"Sag ihren Namen nicht so!"

"Hey eine Sternschnuppe!"
Verwirrt drehe ich mich zu Emy die plötzlich sehr aufrecht und mit riesigen, vor Freude funkelnden Augen auf meiner Motorhaube sitzt und in den Himmel starrt.
"Da!", grinsend deute ich in die selbe Richtung, "Noch eine! Die war ja hell!"
"Hast du dir was gewünscht?"
"Das darf ich dir nicht sagen Emilia, sonst wird der Wunschnicht wahr."
>>Bleib bei mir Emilia... Auch, wenn es nur als Kollegin ist... Bleib bei mir... Du tust mir gut...<<
Ein Wunsch, der wohl nur dann in Erfüllung gehen wird, wenn Fin niemals von diesem Wochenende erfährt.
"Ich hab mir gewünscht, dass ich für immer bei dir sein kann", Emy lächelt mir sanft zu, "Und ich knn das laut aussprechen, denn ich habe nicht vor jemals wieder zu gehen."

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