13. Kapitel

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Emy
Es ist noch dunkel als ich meine Augen aufschlage und verwirrt nach meiner Kollegin suche.
Seufzend taste ich nach meinem Handy um auf die Uhr zu blicken. Nichts. Komisch. Ich dachte ich hätte es gestern aus dem Auto mitgenommen.
Seufzend stehe ich auf, zieht mir meinen Slip und die Bluse vom Vortag über und machte mich auf der Suche nach der Frau, die wohl wieder eine Nacht lang keinen Schlaf gefunden hatte.
Wie sollte das nur weiter gehen, wenn das schon die letzten fünfzehn Jahre so war?
Gähnend werfe ich im Vorbeigehen einen Blick auf die Küchenuhr.
4.47
Fröstelnd knöpfe ich auf den Weg zu Lucias altem Zimmer die Knöpfe ihrer Bluse zu.
Wenigstens würde ich jetzt nicht auch noch Loucieás Bruder begegnen, der wohl wie sie meinte übers Wochenende in Rom war um dort einer Frau die er kaum kannte einen Antrag zu machen. Diese Familie. Mir entkommt ein leichtes lachen, werde dann aber wieder leise, als ich vor der Tür ankomme, auf der in Großbuchstaben 'Luc, do not enter" stand. Grinsend denke ich and die Loucieá zurück, die ich kennengelernt hatte. Genau die will ich zurück. Die freche, junge Frau die mir den Kopf verdreht und sich keine Sorgen um irgendwas macht.

"Babyyyy hör auuuf", lachend streube ich mich gegen Loucieás festen Griff als sie mich grinsend hinter sich her in ihr Zimmer zieht.
'Luc, do not enter' steht in unordentlicher Schrift auf der Tür. Ich war noch nie in ihrem Zimmer gewesen. Diesen Schritt konnte ich nicht auch noch überschreiten.
"Oh und wie meine Liebe", grinsend zwinkert sie mir zu, ehe sie die Tür aufstößt und mich hinein zieht.
Ihr Zimmer war klein. Bett Schreibtisch, Schrank, ein Bücherregal. Alles in schwarz. Die Wand weiß, die innenseite der Zimmertür geziert mit einem Playboy Poster. Gott wo war ich da rein geraten. Lachend lasse ich mich aufs Bett plumpsen und blicke in die kleine Niesche in welcher dessen Kopfende steht.
Bilder. Unendlich viele Polaroids von ihrer besten Freundin, ihrem Bruder, ihren Eltern und ihrer Stiefmutter. Die ganze Niesche war damit zubetoniert.
Lächelnd strecke ich eine Hand nach dem Mädchen aus und ziehe sie zu mir:"Soll ich dich am Samstag zu deinem Fußball Match begleiten?"
"Unbedingt, ich muss doch mit deinem süßen Po angeben", grinsend deückt sie mir einen Kuss auf die Lippen und für einen kurzen Moment bilde ich mir ein einen Schatten in ihren leuchtenden Augen zu erkennen.

Vielleicht wollte sie wirklich ihre Ruhe...
Vielleicht war aber auch das Gegenteil der Fall.
Entschlossen drücke ich die Türklinke herunter und schiebe leise die Tür auf um in ein von Licht geflutetes Zimmer zu blicken. Und da liegt sie. In eine Decke gekuschelt auf ihrem Bett und schläft. Sie schläft ruhig. Lächelnd lasse ich den Lichtschalter in die andere Richtung schnellen und trotzdem blieb eine Lichtquelle auf dem Bett zurück. Neugierig schleiche ich näher zum Bett um einen Blick auf das Handy zu werfen, dass ans Nachtkästchen gelehnt auf dem Bett stand.
Am anderen Ende nicht wie erwartet Mara. Am anderen Ende liegt Ann und schläft seelenruhig in ihrem Bett. Die Augen noch rot und geschwollen, die blutige Lippe hatte inzwischen eine leichte Kruste gebildet.
Na toll. Während ich mich ficken lasse und meinem Mann fremd gehe, geht es meiner Tochter schlecht. Großartig Emilia. Besser hättest du es garnicht machen können!
Wütend auf mich selbst fähre ich mir durch die Haare.
Aber Luc war da gewesen. Also war es danach. Als ich längst schlief. Und Luc wollte lieber den Sorgenfresser spielen als mich aufzuwecken.
Sie war die ganze Nacht am Handy mit einem Mädchen, das sie verabscheute.
Natürlich weiß ich, dass sie das tut. Warum sollte sie es auch nicht tun. Ich kann es irgendwo ja sogar verstehen. Mir geht es mit Mara auch garnicht anders. Mara war der Grund warum wir nicht zusammen sein konnten und Ann war der Grund für unsere Trennung vor Jahren gewesen.
Auch, wenn ich unglaublich stolz auf Ann bin und sie über alles liebe ist da trotzdem der Gedanke, wie viel besser mein Liebesleben wäre wenn damals alles anders gelaufen wäre.

Sollte ich den Anruf beenden? Es schlafen ja beide?
Nein sollte ich nicht. Sie schlafen beide gut, was für beide meiner Mädchen nicht unbedingt etwas grundsätzliches war.
Es gab einen Grund, warum es war wie es war und ich werde keinen der Beiden verletzen nur weil ich den Anruf beende.
Leise kehre ich zur Tür zurück und drehe mich vorm verlassen des Zimmers ein letztes Mal zu den Mädchen um.
"Ich liebe euch."

"Bist du schon lange wach?", gähnend blicke ich von der Couch auf und versuche einen Blick in die Küche zu erhaschen, in der ich Teller klappern hören konnte.
"Seit halb sechs warum?", lächelnd wirft Luc einen Blick ums Eck und zwinkert mir zu, "Frühstück ist gleich fertig."
Nickend lasse ich meinen Kopf zurück auf die Couch fallen:"Wie spät ist es jetzt?"
"Halb sieben", die Kaffeemaschiene beginnt Kaffeebohnen zu mahlen.
"Erzählst du mir warum Ann angerufen hat?", nachdenklich spiele ich am Saum meiner Bluse. Dann wurde es plötzlich still. Keine Teller, meine Pfannen. Nur das leise rauschen der Kaffeemaschiene die Kaffee auslässt.
Dann lehnt Louc sich in den Türrahmen und mustert mich nachdenklich:"Ich denke sie sollte dir das selber erzählen wenn sie bereit dazu ist, Emy."
"Also ist es was schlimmes?", besorgt setze ich mich auf.
"Ich kann dir das nicht sagen, sie hat mir das im Vertrauen erzählt", sie wischt sich die Hände an einem gelben Küchentuch ab.
"Sie ist meine To-"
"Ja sie ist deine Tochter und genau deshalb wird sie das restliche Wochenende mit uns verbringen ich hole sie später vom Bahnhof, aber sie wird es dir irgendwann selbst erzählen, was heute Nacht los war. Es ist nicht mein Recht dir davon zu erzählen", sie lächelt mir sanft zu, "Lass uns frühstücken, du musst hungrig sein."
Nachdenklich runzel ich die Stirn und mustere meine ehemalige Schülerin. Warum tut sie das?

Das leise klappern des Bestecks und Loucs Kaugeräusche sind alles was zu hören ist, während ich sie nachdenklich mustere, noch keinen Bissen gegessen.
Dann seufzt sie leise auf und legt das Besteck zur Seite:"Was ist los Emy?"
"Warum tust du das?", in meinem Kopf rasen die Gedanken. Ich konnte mir einfach keinen Reihm daraus machen, was letzte Nacht passiert war. Weder der sex, der außergewöhnlich hervorragend gewesen war, noch das Telefonat mit meiner Tochter. Und erst recht nicht, warum sie mich überhaupt mitgenommen hatte.
Die jüngere lehnt sich die Arme verschrenkend zurück:"Wir sind uns sehr ähnlich. Du verstehst das vielleicht nicht, Emy aber deine Tochter ist nicht wie du oder dein Mann. Sie ist wie ich."
Großartig, das letzte Mal als ich sowas gehört habe war in Greys Anatomy und da ging es um Drogenabhängigkeit.
"Ich bin ein Scheidungskind. Mein erster Freund war gewalttätig und um ehrlich zu sein hatte ich damals ein ernsthaftes Problem mit Drogen. Nicht, dass Ann das auch hat, die hat definitiv keins vertrau mir das wüsste ich. Besser wurde es erst, als Dad wieder geheiratet hat... naja und nach deren Tod war es dann der Alkohol... bis du plötzlich in meinem Leben warst", Luc lächelt leicht, "Als sie angerufen hat... Weiß du was ich da dachte? Ich dachte nicht daran, dass ich dich noch immer liebe und ich alles, wirklich alles tun würde, damit du mich auch liebst. Auch, wenn ich dazu deiner Tochter zuhören muss, wenn sie Probleme hat. Daran hab ich zu keiner Sekunde gedacht. Alles was ich in ihr gesehen habe war mich in ihrem Alter und du, wir, unsere Vergangenheit war einfach nicht mehr wichtig. Alles was gezählt hat war das weinende Mädchem am anderen Ende der Leitung die meine Hilfe brauchte."

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