Kapitel 1

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Ich bin auf der lauer und versuche so leise wie möglich mich von Baum zu Baum zu bewegen. Schon seit mehreren Stunden verfolge ich die Wildpferde, in der Hoffnung, dass sie mich nicht bemerken und ich eines der Tiere fangen kann. Doch das ist gar nicht so leicht.
Erstens sind sie sehr schnell und agil, sodass man sie, wenn sie Galoppieren, nicht verfolgen kann.

Zweitens, verfügen sie über eine äusserst gute Nase und über ein hervorragendes Gehör.
Und drittens, können sie für mich sehr gefährlich werden. Sie sind grosse und starke Tiere. Natürlich könnte mir ein Fohlen nicht vieles Anhaben. Doch wenn der Leithengst seine Hufe erheben würde, hätte ich keine Chance zu überleben. So könne er mich locker zu Tode trampeln.

Doch ich habe nicht vor zu sterben. Deshalb muss ich den passenden Moment abwarten. Schliesslich mache ich die Übung nicht umsonst seit mehreren Stunden.

Zwar geht die Herde im Schritttempo und ich kann locker nachkommen. Doch wie schon gesagt über mehrere Stunden ist das ganz bestimmt nicht einfach.

Ich recke mich und springe in hohen Bogen zur nächsten Buche. In dieser Umgebung gibt es viele Buchen. Vor allem jetzt in der Herbstzeit ist es schön. Die Blätter färben sich rötlich und auch leicht gelblich. Der Anblick ist wunderschön, doch wenn man es jeden Tag sieht, hat es mit der Zeit an Bedeutung verloren, vor allem auch wenn es an schlimme und traurige Zeiten erinnert.

Geschmeidig laufe ich auf dem Ast zum Baumstamm. Von hier oben habe ich den Perfekten blick auf die Pferde.

Ich bin bestimmt vier Meter vom Boden entfernt, doch die Höhe mach mir nicht sonderlich Angst. Von hier oben habe ich immer alle und alles im Blick. Vorhin konnte ich siebzehn Pferde zählen. Darunter gibt es ein Fohlen, neun Stuten und sieben Hengste. Darunter natürlich der Leithengst. Man erkennt ihn sogleich. Er hat breite und Starke Schultern und sein Fell schimmert leicht silbrig auf dem Rücken. Er ist auch derjenige, der immer voran läuft und die Gegend nach möglichen Gefahren abschaut.

Dieser Hengst hier ist schwarz, sodass das der Silberne Schein deutlich zu erkennen ist.

Ich liebe es diese Imposanten Tiere zu beobachten, doch deswegen bin ich nicht hier. Ich brauche dringend ein Pferd, um schneller an mein Ziel zu kommen, um dort auch meine Aufgabe zu erfüllen.

Auch brauche ich eine Abwechslung, was die Ernährung anbelangt.

Schliesslich kann man sich nicht nur von kleinen Vögeln, Eier aus Nesten, Beeren und Wurzeln ernähren. Mein Magen lechzt nach Fleisch. Schon seit einer Woche hatte ich keinen grossen Fleisch Gehalt mehr zu mir genommen. Und dies muss sich dringend ändern.

Ich konzentriere mich genauer auf die Umgebung und zähle noch einmal, ob auch wirklich alle Pferde noch da sind. Tatsächlich besteht die kleine Gruppe noch aus siebzehn Pferden.

Doch täusche ich mich, oder wirken die Pferde unruhig. Doch es kommt mir vor, als würden einige Pferde ihre Köpfe in die höhe recken und angespannt lauschen. Womöglich könnte irgendwo ein wildes Tier sein. Hier ist das üblich, dass ein Wolfsrudel eine Herde attackiert.

Ich hoffe aber, dass niemand meine Pferde frisst, schliesslich war ich zuerst da.
Plötzlich fängt der Leithängst auch noch aufgeregt an zu wiehern. Das kann nichts Gutes bedeuten.

Angestrengt lausche ich in den Wald hinein. Doch ich höre nichts. Auch als ich versuche einen fremden Geruch wahrzunehmen scheitere ich. Ich kann nichts sehen, nichts hören und auch nichts Bedrohliches riechen, doch die angespannte Atmosphäre der Pferde kann sogar ich spüren. Ich versuche meine Kräfte einzusetzen und etwas aus der Umgebung wahr zu nehmen. Und tatsächlich spüre ich etwas. Als ich meine Hände auf die Rinde der Buche legte, tat sich am Anfang nichts, doch nun kann ich deutlich einen Friedensstörer wahrnehmen.

Ich versuche noch mehr von meiner Kraft hervorzuholen und vereine mich mit dem Baum.

Denn ich bin nicht nur irgendjemand, nein ich bin jemand spezielles. Ich kann Sachen, die nicht jeder kann. Ich kann nämlich die Elemente beherrschen. Ich kann Luft, Erde, Feuer, Energie und Wasser bändigen. Ich kann sie das machen lassen, was ich möchte. Sie gehorchen mir, als wäre ich ihr Anführer.
Und so spürte ich am Anfang nur die raue Rinde des Baumes. Doch, sobald ich meine Kräfte einsetze, spüre ich das rauchende Wasser, dass im Baum fliesst, die Wurzeln, die bis in den Boden und weiter hineinragen. Danach spüre ich ein leichtes Pochen, so wie jetzt. Ich spüre deutlich, wie sich der Herde und mir etwas nähert.

  Das sieht nicht gut aus. Ich nehme die Hände von der Rinde und strecke meine Hände auch schon Richtung Luft.

Ich beschwöre einen Windstoss herbei, der zuerst in die einte Richtung geht. Doch da der Wind mir keinen Schall zurückwirft, wende ich mich einer anderen Richtung zu. Ich lasse den Wind nun schon ein bisschen fester wehen und tatsächlich kommt auch schon in ungefähr sieben Sekunden ein Schall zurück. Das ist gar nicht gut. Denn der Schall wird mehrere Male und von vielen Seiten ausgestossen, was heisst, dass sich nicht nur etwas, sondern mehrere 'Etwase' in unsere Richtung bewegen.

Zum Glück sind es aber keine hektischen Bewegungen, sodass die Wesen oder vielleicht sogar Menschen schleichen müssten. Ich werde höchstens noch eine Minute zeit haben, bis mich diese 'Etwase' erreichen.

Dafür muss ich vorbereitet sein. Ich schau zu meiner Herde, die sich zügig weiterbewegt hat und nun einen kleinen Bach überquert. Der Bach rauscht und riecht nach nassem Moos.
Wahrscheinlich gehen die Pferde drüber, um mögliche Spuren zu verwischen. Doch bei diesem höchstens zwei Meter breiten Bach kann man den Feind unmöglich abhängen und Spuren somit verwischen.

Trotzdem springe ich über weitere fünf Bäume, bis ich in der Nähe der Pferde bin und noch höher in die Baumkrone hinein.
Ich muss getarnt sein. Auch der Überraschungseffekt muss da sein.
Ich öffne die schnalle meiner Dolche, die an meiner Hose befestigt ist, um Kampfbereit zu sein. Auch streife ich meinen Bogen aus Eichenholz von meiner Schulter und lege einen Pfeil an. Die Befiderung hinten kam von einem äusserst seltenen Vogeln. Dem Ringelbrütrich.
Es ist ein Vogel, den man maximal zwei Mal in seinem Leben sehen kann, so selten ist er. Es ist ein grosser Vogel. So gross wie ein eher kleiner Otter. Seine Federn schimmern in roten Farben. Das spezielle an ihm ist, dass seine Federn rötlich glühen, als würde Feuer durch ihn strömen. Deshalb ist er so besonders.
Ich verlagere mein Gewicht nun auf mein vorderes Bein und mache mich schon schussbereit. Ich kann noch nichts hören, nur das aufgewühlte Wiehern der Pferde. Mich macht das ganze nervös. Nicht, weil ich angst habe. Nein weil ich mich freue. Schon lange war ich nicht mehr in Aktion und das Adrenalin strömt nur so durch mich hindurch. Ich kann es gar nicht abwarten.

Ich löse meine braun, schwarze lange Haare, die zuvor zu einem lockeren Zopf geflochten waren. Nun quellen meine lockigen Haare über meine Schulter. Ich ziehe nur noch ein Seidentuch über meinen Mund und über meine Nase, sodass man mich nicht so schnell erkennen kann. Nun bin ich Kampf bereit.

Und wie aufs Stichwort, sehe ich einen Schatten unter mir, auf einem Baum vorbei huschen.

Gefährliche Liebe/ The forces that slumbers in meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt