Kapitel 17

39 3 3
                                    

Arek stolpert mehrere Male. Doch zum Glück bringen diese ihn nicht zum Fallen.

Er rennt immer noch weiter, hinter uns die schreienden Zwerge, die uns beleidigen. Wir sollten zur Hölle fahren, sie werden uns umbringen, sie würden uns finden und so weiter. Doch vor allem sagen sie 'Hexe! Wir werden dich aufsuchen und fangen. Verlass dich drauf! '. Ich weiss nicht, ob sie Hexe im wahren Sinne meinen, oder weil sie die Wassertropfen in der Luft schweben gesehen haben.

Doch zum Glück wird das Geschrei der Zwerge immer leiser, bis es ganz verstummt. Erschöpft kommt Arek zum Stehen und lässt mich sachte runter. Ich stehe gerade da und versuche mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen.
Ich blicke zu meinem Bein, dass immer noch blutet. Erschrocken muss ich feststellen, dass ein Messer sich in mein Bein rein gebohrt hat und anscheinend noch nicht rausgefallen ist.

Das wird eine Narbe geben. Ich ziehe das Messer schnell aus meinem Bein und dann quillt das Blut nur so raus. Wie ein Wasserfall fällt das Blut zu Boden.

«He...» Ja du weisst meinen Namen immer noch nicht «ähm, setz dich mal hin. Ich muss dich verarzten.
«Das geht schon.» Ich stehe selbstbewusst auf und mache einen Schritt nach vorne. Ich unterdrücke ein Aufstöhnen. Und noch ein Schub Blut fliesst aus der Wunde raus.
«Komm wir müssen weiter. Ich möchte hier nicht übernachten.» Sage ich. War das zu harsch? Ich sollte ihm doch eigentlich danken. Wieso macht er sich um mich sorgen?
«Ich gehe erst, wenn dein Bein eingebunden ist. Du lässt sonst eine Spur da und die Zwerge werden uns alle umbringen!» Oke doch keine Sorgegefühle! 
Ich verdrehe die Augen und möchte mich auf einen Stein setzen.
«Pass auf. Der Stein ist nass!» Sagt Arek, doch es ist schon zu spät. Jetzt sitze ich in der Pfütze. Ich schnaube. Das kann ja nur noch schlimmer werden!

«Und wie sollte ich das jetzt bitte verbinden? Wir haben weder Moos noch eine Bandage oder das komische roll Dings von eurem Heilkoffer.» Arek zieht die Augenbrauen nach oben. «Ich meine diesen Koffer, wo es diese Spritze oder so drinnen hat.»
«Aha du meinst den Erste Hilfe Kasten...wir brauchen nichts von dem. Wir könne einfach Stoff benutzen.»
«Und woher haben wir Stoff?» Ohne zu antworten zieht Arek sein schwarzes Shirt aus und zerreisst es.

Das ist Antwort genug!

Ich blicke sofort auf seinen gut gebauten Körper. Ich hatte bisher noch nie einen Männerkörper gesehen. Aber ich bin mir ganz sicher, dass nicht jeder ein so ausgeprägtes Sixpack wie Arek hat. Und dann seien Oberarme.
Arek tretet zu mir, hebt mein Kinn an und schliess somit meinen offenen Mund.

Shit!

Ich hatte jetzt nicht ernsthaft meinen Mund sperr Angel breit offen vor Erstaunen! Peinlich! Jetzt denkt er bestimmt, ich sei ein vollpubertierendes Mädchen das noch nie einen Mann gesehen hat! 

«Achtung du sabberst.» Arek lacht und tritt auf mich zu. Ich verdrehe die Augen.

Er kniet sich zu mir nieder und zerreisst meine, vom Messer zerfetzt Hose, noch weiter auseinander, um mir sein vorheriges Shirt besser um zu wickeln.

Ich beobachte jede seiner Bewegungen.

Ganz bestimmt nicht seinen sexy Oberkörper.

Als er fertig ist, steht er wieder auf.
«So und jetzt komm. Wir müssen hier rausfinden.» Sagt er und tritt nach vorne. Ich stehe auch auf und versuche so gut wie möglich zu stehen.

Es klappt...einigermassen.

Wir laufen und bei jedem Schritt, den ich mache, schmerzt mein Bein mehr und mehr. Auch spüre ich, wie immer eine grössere Ladung an Blut aus meinem Bein quillt. Ja es ist schmerzhaft.

Nach längerem Schweigen und laufen, halte ich die Stille nicht mehr aus.
«Woher wusstest du wo ich bin.»
«Ich bin deinen Spuren im Sand gefolgt. Da hat wohl jemand vergessen seine Spuren zu verwischen.» Ups!

«Wieso bist du mir überhaupt geholfen?» Ich verstehe es einfach nicht. Er schweigt eine Weile, bis er anfängt zu sprechen: «Also...Ich musste nach Finton Wache schieben und habe sogleich erkannt, dass du nicht mehr da warst. Als ich dann auch noch den Pferdesattel gesehen habe, bestätigte es mir. Erstens ist es gefährlich was du getan hast, ich kann dich ja nicht allein in der Wildnis lassen. Zweitens habe ich wie keine andere Wahl gehabt.»

«Aber wieso warst du davon überzeugt mir zu helfen.»
«Weil ich mich verpflichtet gefühlt habe.» Es nervt, dass er meiner Frage aus dem Weg geht.
«Aber wieso...du weisst was ich meine. Versuche nicht meiner Frage aus dem Weg zu gehen!» Ich bleibe stehen und funkle ihn an.
«Ich muss dir gar nichts sagen.» Ich verdrehe die Augen und laufe...humple weiter. Wir schweigen wieder.

Jeder Schritt, den ich mache, fühlt sich jetzt immer schmerzhafter an und Areks Shirt ist von meinem Blut getränkt. Doch ich lasse mir nichts anmerken. Ich laufe weiter. Jeder Schritt ist eine Qual. Ich spüre jedes Mal, wie meine Kräfte immer und immer mehr schwinden. Nennt man, dass Tod? Keine Ahnung. Ich möchte es aber nicht herausfinden.

Mein Blickfeld ist leicht benebelt und ich falle immer weiter zurück. Ich keuche leise. Arek ist jetzt fünf Meter vor mir am laufen. Er entfernt sich immer mehr. Ich sinke auf die Knie. Und halte meinen Kopf. Mir ist trümmlig.

Alles fühlt sich an wie in einem Traum. Alles so unwahrscheinlich, doch trotzdem gleich Schlimm.
Also so sind auf jeden Fall deine Träume, Hope!

Ich keuche erneut und dieses mal, kann es Areks Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Erschrocken schaut er zu mir hinab. Er rennt zu mir.

«Hee...in Ordn...Hallo...lebst du noc...» Höre ich von weit her.

Meine Kraft ist bald aufgebraucht.

«Wie...hilf...nein...itte nicht...bleib hi...» Schon wieder diese abgehakte Stimme. Sie redet die ganze Zeit. Ich kann die Worte aber nicht entziffern.

Ich spüre, wie Blut aus der Wunde fliesst und merke, wie mein Leben mir aus den Händen gerissen wird. Ich bekomme Panik. Was ist, wenn ich dann die ganze Zeit träume. Nein. Das darf nicht passieren. Ich möchte nicht träumen. Ich reisse meine Augen weit auf. Ein krächzen kommt von meinen Lippen. 

«Hilfe...» krächze ich, «Ich möchte nicht träumen.» Ich packe Arek an den Schultern. «Bitte ich möchte nicht träumen.» verzweifelt strample ich mit den Beinen, die ausgestreckt auf dem Boden liegen. Arek setzt sich rittlings darauf, um mich wahrscheinlich zu beruhigen. «Bitte...hilf mir. Ich möchte nicht das du auch brenn...» Meine Stimme versagt. 
Mein Bein schmerzt und ich schreie in die Höhle. Arek schaut geschockt zu mir runter. Ich huste abgehackt. Ich spritze Blut auf Areks nackten Oberkörper. 

Nein! Ich will nicht träumen!

Meine Fingernägel krallen sich in seine Schulter.

Ich werde verbluten! Ich werde träumen! Ich werde danach nicht mehr ich sein. Arek wird danach nicht mehr er sein. Alles wird brennen. Ich lasse alles brennen. 
Ich werde für alles verantwortlich sein.

Ich! Ich!

Und niemand anders! Alles wird wegen mir untergehen. Sogar der Engel vor mir!

Ich huste noch einmal und Blut sickert aus meinem Mundwinkel. Ich verdrehe die Augen.

Danach reisst mich der Tot in den Untergrund der Finsternis. 


Gefährliche Liebe/ The forces that slumbers in meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt