Kapitel 4

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Sobald ich die Pflanze ergriffen habe, schwinge ich nach vorne. Doch anstatt mich nach vorne zu schwingen, schwinge ich um den Baumstamm herum und schicke eine Windböe weg. Mein Verfolger preschen dem Windsross hinterher, in der Annahme, ich sei es.
Ich grinse. Ich schwinge immer noch um den Baumstamm herum und bremse bei einem Ast mit meinen Füssen ab. Mein Grinsen wurde breiter, als ich die Reiter auf den Horizont reiten sehe. Zufrieden setzte ich mich auf den Ast und lasse mich nach hinten Fallen. Mit den Händen halte ich mich weiterhin am Ast fest, sodass ich nicht falle. Als ich den Ast, der darunter ist mit den Füssen berühre, lasse ich den oberen Ast los.

Jetzt bin ich ungefähr zwei und halb Meter über Boden und springe locker vom Baum.
Ich rolle mich am Boden leise und geschmeidig ab, sodass ich mir nichts brechen kann. Ich stehe geschmeidig auf und geh ein paar Schritte.

Dann hörte ich es. Ein Bach. Oder vielleicht sogar ein Fluss. Ich muss dahin. Vielleicht komme ich dann schneller voran, um das Pferd zu finden. Ich konzentriere mich nur auf das Rauschen, des Wassers. Es ist nur sehr schwach zu hören, doch dank meinen guten Sinnen, könnte ich es auch hören, wenn es mehrere hundert Meter entfernt währe.

Ich gehe langsam in die Knie und grabe meine Finger in die Erde. Und dann spüre ich es. Ich spüre die feucht erde und alles Lebendige, was Wasser in sich trägt. Ich spüre kleine Rinnsale von Wasser, die durch die Erde sickern. Dann vervielfache ich meine Kraft, um noch mehr Flächen von Wasser aufzuspüren. Und schon nach wenigen Sekunden habe ich es gefunden. Es ist eine Kraft. Eine Kraft, die mich geradezu hinzieht. Wie ein Puzzelteil in andere, wie zwei Magnete. Es lockt mich geradezu an. Ich drehe mich in die Richtung, von der die Wasserkraft zu spüren ist. Ich sehe gerade noch, wie ein rot, bräunliches Blatt vom Baum runter fällt, als mir plötzlich schwarz vor Augen wird.

Schlafe ich etwa? Oder haben mich die Maskierten gefangen? Vielleicht bin ich aber auch ohnmächtig? Langsam breitet sich etwas Blaues vor meinem Sichtfeld auf. Aber das ist unmöglich. Meine Augen sind nicht geöffnet. Sie sind eindeutig geschlossen. Das heisst, dass ich träumen muss.

Ich stelle wieder einmal eine meiner Verschwörungssteroiden auf. Als... die Maskierten haben mich mit etwas hartem am Kopf getroffen, sodass ich ohnmächtig umfiel. Dach schlief ich ein und träumte, wie jetzt, von etwas blauem, dass immer mehr mein Blickfeld einnahm. Ahh...nein, es ist doch nicht alles blau. Es mischt sich jetzt auch grüne und braune Farbe drunter. Das Braune gleicht grossen Gestalten.

Mit der Zeit nimmt das Bild Gestalt an. Nun kann ich das Blaue definieren. Es ist ein Fluss. Und das grüne sind Gräser, die am Ufer sind. Die Braunen Sachen stellen sich als Bäume heraus. Gestalten. Pfhh, was für ein Unsinn. Das Bild wird immer schärfer und es gesellen sich zum Wasser kleine Fische hinzu, zu den Gräser kleine, zarte, weisse Blumen und zu den Bäumen Äste und Blätter. Das Bild ist wunderschön und ich würde es am liebsten immer sehen. Nun kann ich auch Gerüche wahrnehmen. Ich rieche das feuchte Gras, dass sich mit dem Geruch des feuchten Mooses vermischt. Ich rieche die Rinde der Bäume und Harz, der aus wunden Stellen aus dem Stamm quillt. Dann setzt auch mein Hör sinn ein und ich kann klar und deutlich Stimmen ausmachen. Eine Männliche Stimme und eine Weibliche. Im Hintergrund ist noch das gleichmässige Aufschlagen von Hufen auf den Boden zu hören. Waren das etwa die Maskierten? Sobald ich den Gedanken ausgesprochen hatte, konnte ich sie sehen. Ein Maskierter Mann und eine Maskierte Frau, die sich gegenbewegen die Strömung des Flusses bewegen.

«Ich weiss nicht wohin das Mädchen ist. Das kann uns aber egal sein. Hauptsache Flavius konnte den Hengst einfangen.» Sagte die mit leicht gereizter Stimme.
«Ohh... Ist da jemand wütend, weil man überlistet wurde.» Der Mann lacht über seinen Scherz.
«Halt die Klappe Lenox. Ausserdem wurdest du genauso überlistet.»
«Zurück zu Arek. Ich glaube er konnte den Hengst fangen. Es ist sogar sehr wahrscheinlich. Wir werden es auf jeden Fall herausfinden. Wir müssen nur weiter dem Fluss folgen und schon kommen wir bei unserem Treffpunkt an.» Meint der Mann. Beide Maskierten bleiben Stehen und deren Pferde mit ihnen. Beide schwingen sich auf das Pferd.
«Komm wir müssen uns beeilen. In wenigen Stunden wird die Sonne unter Gehen und wir haben mindestens eine Stunde um zum...»

Die Stimmen verstummen langsam. Die Gerüche verfliegen und auch das Bild verschwimmt, bis es sich ganz auflöst.
Meine Augen sind immer noch geschlossen.

War das ein Traum?

Ich weiss es nicht. Ich reisse meine Augen auf und sehe, wie das Blatt, dass vorhin vom Baum gefallen war, jetzt langsam zu Boden rieselt, bis es unten angekommen ist.

Erschrocken schaue ich auf. Es könne also kaum einige Minuten vergangen sein. Deshalb kann ich nicht geträumt haben. Was habe ich dann gemacht?

Ich schaue zu meinen Händen runter, die immer noch in tief in der Erde stecken. Ich sammle mich.
Also...Ich habe das Wasser gesucht und den Fluss gefunden und auch gespürt.
Bevor mein Blick schwarz wurde, hatte ich das Blatt vom Baum fallen sehen.
Danach konnte ich diesen Fluss sehen, ich nehme an es ist der Fluss, den ich aufgespürt habe. Danach konnte ich auch das Gespräch der beiden Maskierten belauschen.
Als ich die Augen wieder öffnete, schien die Zeit dann weiter zu laufen, als ich die Augen geschlossen hatte.

Das heisst, dass ich das sehen kann, was ich aufspüre und in dieser Zeit, dreht die Zeit auf der Erde nicht weiter? Nur so kann ich mir das erklären. Aber, seit wann kann ich das sehen, was ich spüre und beschwöre? Das ist mir neu. Diese Kräfte konnte ich schon im Alter von vier Jahren beherrschen und erst jetzt habe ich diese neue Funktion herausgefunden. Komisch? Aber trotzdem irgendwie cool!

Gefährliche Liebe/ The forces that slumbers in meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt