Kapitel 21

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Hey wollte kurz Sagen, dass ich mich meeeeega auf dieses Kapitel freue. Ich hoffe es gefällt euch!!
LG TheMarin


«Aufwachen du Schlafmütze.» Jemand rüttelt an meiner Schulter.

Ich drehe mich weg als könnte ich es nicht hören. Lasst mich doch einfach schlafen!

Die Hand gibt mich endlich frei und ich kann weiterschlafen.
Nun bin ich im Dämmerschlaf. Nicht ganz wach aber auch nicht am Schlafen.

Plötzlich höre ich Schritte auf dem Holzboden, die sich mir immer nähern. Die Person blieb vor mir stehen, als mir ein Kessel Wasser über den Kopf geschüttet wird.

Ich springe auf und blitze Arek wüten an.

«Was erlaubst du dir mich nass zu machen.»
Er grinst bloss und ignoriert meine Aussage: «Oh schön bist du auch schon wach. Jetzt wo du gerade fragst, ja ich würde auch gerne Duschen. Doch leider ist das Wasser fertig...Ach du möchtest in der Stadt neues holen. Das ist ja lieb von dir.» Arek drückt mir den Kessel in die Hand. Doch ich schiebe ihn wieder von mir.

«Ich bin ganz bestimmt nicht euere Magd! Hol doch selber dein Wasser!»
«Oh, doch du bist unsere Magd. Und jetzt los! Geh im Dorf Wasser aus dem Brunnen holen!» Befehlt er mir und drück mir den Kessel erneut gegen die Brust.

Mürrisch humple ich nach unten in den Essbereich. Gestern war noch eine Feierliche und lustige Stimmung, im Gegensatz zu dieser Uhrzeit, im Hotel. Alles ist still und wie tot. Nur die Bedingung macht ihre Arbeit, indem sie die Tresen putzt. Gestern, als ich zu Echec gegangen bin, haben wir kurz zusammen geredet. Wir sind zum Entschluss gekommen, dass wir noch ein wenig warten, bis wir abhauen.
Erstens, weil es Neva noch nicht optimal geht. Und zweitens, weil Echec gelauscht hat, wie Cera gesagt hat, dass sie nach einer gewissen Mission wieder in den Wald und dann direkt nach Hause gehen würde.

Wo auch immer ihr Zuhause liegen mag, weiss ich, dass es nicht meines werden wird und wir deshalb im Wald dann verschwinden werden. Ich sehne schon den Moment herbei, wo ich endlich wieder frei bin!

Ich trete aus dem Hotel raus direkt in eine Menschenmenge. Verdammt sind das viele Menschen! Alle laufen in eine andere Richtung. Mit einem direkten Ziel.
Ich habe auch ein direktes Ziel. Nur weiss ich leider nicht, wo es liegt. Ich schaue mich um, doch ich kann leider keinen Brunnen erkennen.

Dann werde ich einfach in die Richtung laufen, wohin die meisten Menschen laufen. Der Menschenstrom führt mich immer tiefer in die Stadt hinein. Links und rechts von mir sind überall Verkaufsstände mit Essen, Kleidern und anderen Sachen aufgestellt. Doch es gibt keine feierliche Stimmung. Es scheint so, als würde eine Nebeldecke alle niederdrücken, sodass das letzte bisschen Lebenslust aus ihnen hinausgequetscht wird.

Überall gibt es Bettler, die mich nach Essen oder ein wenig Geld fragen. Ich selbst besitze aber auch nicht mehr als diesen Krug.

Auch wenn ich sehr Menschenscheu bin, würde ich liebend gerne all diesen Menschen auf der Strasse helfen.

Ich frage mich, weshalb sie kein Geld haben. Sind sie schon in Armut aufgewachsen, oder sind sie pleite gegangen, weil sie jeden Tag in die Kneipe gegangen sind, um eine zu trinken.
Ich weiss es nicht. Auch kann ich jetzt schlecht zu einem Bettler hin gehen und ihn nach seinem Unglück fragen.

Am besten ist es wohl, wenn ich nichts dergleichen tue und meinen Pflichten nach gehe.
Heisst, Wasser holen.

Ich verdrehe meine Augen, wegen meinen eigenen Gedanken. Seit wann bin ich so zuverlässig und gehorsam?

Vielleicht sollte ich einfach umkehren. Ich bin schliesslich schon ein ganzes Stück gelaufen, ohne einen Brunne zu sehen.

Ich schaue mich um. Hier ist der Platz deutlich grösser und es stehen viel mehr Verkaufsstände am Rande der Strasse. Auch laufen hier edle Leute rum, mit grossen Hüten und Wachen an ihrer Seite.

Ich werde noch ein Stück weiter gehen, doch wenn ich den Brunnen nach fünf Minuten nicht finde, dann werde ich zurück gehen.
Doch, ehe ich den Gedanken fertig gedacht habe, sehe ich ihn schon vor mir in die Höhe ragen. Ein riesiger Springbrunnen ist in der Mitte des Marktes.

Er glänzt in voller Pracht zwischen all den deprimierten Menschen. Schnell laufe ich zum Brunnen und halte den Krug unter einen Wasserstrahl, der aus einem Steinrohr fliesst.
Ich bespritze mein Gesicht mit dem Wasser. Der Kessel ist nun voll und ihr drehe mich schwungvoll um. Ich trete vom Brunnenrad weg, wieder auf den Gehweg, als mich plötzlich etwas von der Seite her anrempelt. Das Wasser ergiesst sich über mein Kleid und der Kessel fällt, so wie ich, scheppernd zu Boden. Ich schlage meinen Kopf auf den Pflastersteinboden auf und spüre, wie ein Rinnsal Blut von meiner Stirn auf den Boden tropft.

Eine kräftige und grosse Hand schiebt sich in mein Blickfeld. Ich schaue zu der Person auf, dessen Hand mir hingestreckt wird.

Ein Junge in meinem Alter schaut mich liebevoll an. Ich ergreife seine Hand und er zieht mich mit einem Ruck nach oben. Doch anstatt meine Hand los zu lassen, hält er sie immer noch in seine. Mit der anderen Hand wischt er vorsichtig über die kleine Platzwunde an meiner Stirn. Behutsam fährt sein Daumen über das Blut.

Das seltsame ist, ich finde es gar nicht unangenehm. Dass er mein Blut abwischt stört mich nicht. Auch passt meine Hand perfekt in seine. Als würden sie sich zusammenfügen. Ich schaue auf seine schönen rosa Lippen, die leicht gekräuselt sind. Mein Blick wandert langsam nach oben zu seinen ausgeprägten Wangenknochen. Dann erblicken meine Augen seine Augen. Wie ein Blitz durchfährt mir sein Blick.

Wie Wasser auf Feuer kollidieren unsere Blicke aufeinander und es scheint als würde nur noch er und ich existieren. Seine schönen blauen Augen ergeben ein Perfektes Bild mit seinen blonden Haaren.

Die Welt hört auf zu drehen. Die Menschen um uns erstarren.
Ich spüre seinen Herzschlag als wäre er meiner. Ich spüre seinen Atem warm auf meinem Gesicht, so nahe ist er mir gerade.

Mein Herzschlag passt sich seinem an und pocht genauso schnell.
«Hey, ihr da ihr steht im Weg!» Schreit ein dicker Mann mit einer Schubkarre.
Verstohlen wende ich den Blick von diesem Jungen ab.

Was war denn, dass gerade Hope! Was macht dieser Junge bloss mit mir! Ich kenne ihn nicht einmal!

Auch der Junge scheint dem Zauber zwischen uns zu entweichen und schüttelt verwirrt den Kopf. Dann blickt er mich wieder an.

«Ähm...tut mir leid, dass ich dich zu Boden gestossen habe.» Sagt er mit einer kräftigen Stimme.
Ich schmelze Dahin...nein! Reiss dich zusammen!
«Danke» Murmle ich vor mich hin.
Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Seit wann bin ich denn so schüchtern.
«Darf ich fragen wer du bist?» Er lächelt verschmitzt. Ich lächle verschmitzt zurück.
«Ich heisse Hope.» Erst jetzt begreife ich was ich gerade gemacht habe. Ich habe meinen Namen nicht einmal Arek oder Miko verraten, aber einem dahergelaufenen Jungen verrate ich ihn schon. Verdammt!

Der Junge hebt den Kessel, der noch am Boden liegt, auf. Er läuft zum Brunne hin und füllt ihn erneut mit Wasser.

«Wohin musst du?» Fragt er, als er zurückkommt.
«Ähm... ich muss in ein Hotel gehen. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, weiss ich nicht mehr ganz genau, wo es liegt.» Ich schaue mich um, doch ich weiss nicht einmal mehr, von welcher Richtung ich gekommen bin.
«Keine Sorge. Ich werde dich begleiten. Schliesslich bin ich dir das Schuldig.» Ich lächle dankbar.
«Darf ich dann fragen, wie du heisst?» Der Junge streicht sich mit der linken Hand eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Mit der anderen hält er immer noch den Krug, während wir loslaufen.
«Ähm...ich heisse Peter. Ist ein lahmer Name, im Gegensatz zu deinem.» Ich lächle.
«Meine Mutter hatte ihn mir gegeben. Sie sagte mir einst, dass sie schon viel Leid auf Erden erleben musste. Doch jedes Mal glaubte sie daran, dass es irgendwo Hoffnung gibt. Sie hoffte, dass es irgendwann jemanden gibt, der die Welt zu einem besseren Ort macht. Als ich dann geboren wurde. Dachte sie an die Person, die irgendwann alles retten würde. Seit diesem Moment an hiess ich Hope. Ich glaube aber nicht, dass ich diese Retterin sein kann. Ich bin ja nicht einmal fähig Wasser nicht zu verschütten.» Ich würgte die Worte fast aus mir heraus, doch es tat gut einem davon zu erzählen. Denn ich weiss, dass ich Peter sehr wahrscheinlich nach diesem Tag nie wieder sehen werde, auch wenn ich diesen Gedanken schade finde.

Wir laufen weiter und unterhalten uns weiterhin. Ich frage ihn nicht, weshalb es so viele Bettler gibt. Vielleicht ist er ja selbst einer und ich möchte nicht gemein wirken. Nach geraumer Zeit stehen wir jetzt endlich vor dem Hotel.

«Vielen Dank, dass du mich begleitet hast. Das war sehr lieb von dir.» Sage ich.
«Selbstverständlich. Schliesslich musste ich doch aufpassen, dass kein Vollidiot in ein so schönes Mädchen wie dich reinläuft.» Die Röte steigt mir in die Wangen und ich beisse mir auf die Lippen. Ich lache schüchtern.
«Werde ich dich je wieder sehen.» Fragt er leise.
«Ich befürchte nicht.» Antworte ich genauso leise. Er stellt den Kessel auf den Boden.
«Vielleicht können wir uns heute Abend treffen?» Unsicher schaut er zu mir runter.
«Ich würde gerne, aber ich weiss nicht, ob es mir erlaubt ist.»
«Oh.» Ist das Einzige was er dazu sagt.
«Aber keine Sorge. Ich werde es versuchen. Wo wollen wir uns dann treffen?» Sage ich schnell. Sein Gesicht erhellt sich.
«Heute Abend unter dem alten Feigenbaum.»
«Ich weiss aber nicht, wo der liegt.»
«Ach keine Sorge. Ich werde dich heute Abend bei Sonnenuntergang hier abholen.» Ich grinse erfreut.

Ein Räuspern ist zu meiner linken zu hören.
Ich drehe meinen Kopf und mein Blick fällt direkt auf Arek, der Peter grimmig anschaut. Seine grünen Augen blitzen wütend, als würde ein Feuer darin brennen.

Hoffentlich hat Arek unser Gespräch nicht belauscht.

«Ich...» Ich möchte mich schon ausreden, als Arek mich mit seinem stechenden Blick verstummen lässt.

Besitzergreifung legt er eine Hand auf meine Schulter. Ich versuche sie runter zu schütteln, doch seine Finger graben sich in mein Fleisch. Ich versuche nicht auf zu keuchen.

«Was hat dieser Bettler hier zu suchen.»
«Er heisst Peter.» Korrigiere ich Arek.
«Ich habe nicht gefragt wie er heisst, sondern was er hier zu suchen hat.»
«Er hat...» Fange ich an, doch Arke unterbricht mich erneut.
«Der Bettler kann auch für sich selbst Reden!» Peter baut sich in seiner vollen Grösse auf. Er ist gleich gross wie Arek. Das heisst, dass er riesig ist.
«Ich wollte Hope, lediglich helfen, den Weg zurück in Hotel zu finden.» Er spricht mit einer überzeugten und mächtigen Stimme, sodass mir die Nackenhaare aufstehen. Auch Arek spürt die Macht aus seinen Worten heraus. Er lässt den Griff um meine Schulter lockerer.
«Gut. Jetzt wo Hope wieder zu Hause ist, kannst du ja wieder gehen.» Arek betont meinen Namen und zu Hause besonders. «Wobei, warte...Hope würdest du uns einen Moment entschuldigen? Geh doch bitte in unser Zimmer.» Er schiebt mich zur Tür hinein, sodass ich mich nicht einmal mehr richtig von Peter verabschieden kann. Mir fällt erst jetzt auf, dass Arek das erste Mal einen Namen zu Ohren bekommt.

Die grosse Holztüre fällt hinter meinem Rücken ins Schloss, nachdem ich in das Hotel eingetreten bin.

Ich beisse mir auf die Lippe.

Wenn das doch nur gut ausgehen wird.

Gefährliche Liebe/ The forces that slumbers in meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt