Kapitel 7

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Wir warten, bis Arek eine Runde um das Lager gemacht hat. Dann läuft er an uns vorbei. Ich lege einen Pfeil an die Sehne an und ziele auf ein Gebüsch in unserer Nähe. Genau im richtigen Moment lasse ich die Sehne los und der Pfeil saust lautlos durch die Luft. Er trifft direkt in das Gebüsch, sodass es raschelt. Arek horcht auf und schaut mit zusammengekniffenen Augen zum Gebüsch. Er kneift die Augen sehr oft zusammen, fällt mir gerade auf und ich grinse in mich hinein.

Hope konzentriere dich!!

Arek zieht einen Dolch und läuft schussbereit zum Gebüsch, das mehrere Meter von uns entfernt ist. Seine Aufmerksamkeit ist nun vollends auf das Gebüsch gerichtet.

«Jetzt.» Flüstere ich Echec zu. Dieser erhebt sich und rennt auf das Gehege zu. Im richtigen Moment spring er ab. Er schafft es, auch wenn er ziemlich wackelig auf den Bienen ist. Fast lautlos kommt er auf dem Boden wieder auf. Doch anscheinend hat uns Arek trotz Bemühung bemerkt.

Er schaut erschrocken zu uns und ich sage: «Lauf!» Und schon rennt Echec los.

Echec ist nicht besonders schnell, wegen seiner Verletzung, doch es müsste klappen, um Arek zu entkommen. Wenn Echec diese Geschwindigkeit beibehalten kann, werden wir schneller sein als Arek zu Fuss.

Ich blicke nach hinten und kann erleichtert feststellen, dass uns Arek weder mit Pferd noch zu Fuss folgt. Erleichtert atme ich aus.

«Echec, du kanns nun langsamer laufen. Arek verfolgt uns nichtmehr.» schreie ich, damit mich Echec hört.

«Was? Meinst du mich?» Fragt er.
«Ja? Aha, stimmt. Als ich verfolgt wurde, habe ich dir einen Namen gegeben. Oder hast du schon einen?»
«Echec? Hmm, nein ich habe keinen Namen. Aber was ist, wenn ich nicht Echec genannt werden möchte?»
«Dann nenne ich dich eben Hohlkopf. Nun zufrieden?»
«Oke. Belassen wir es doch lieber bei Echec.»
«Na gut du Hohlkopf. Wir reiten noch ein Weilchen und dann musst du dich Ausruhen. Verstanden?»

Ich gähne. Ja ich bin definitiv auch müde. Doch das sage ich jetzt nicht. Sonst ist das irgendwie komisch. Doch Echec hat es anscheinend bemerkt, da er sagt:
«Ich reite noch ein Weilchen und dann musst du dich Ausruhen. Verstanden?!» Scherzt Echec.
«Du bist zu frech. Und jetzt halt die Klappe. Wir müssen leise sein.»

Nachdem wir ungefähr vierzig Minuten im Schritttempo vorangekommen sind, lassen wir uns bei einer grossen Eiche nieder. Die Eiche ist schon uralt, sodass die Wurzeln über dem Moosigen Boden ragen. Ich lasse mich in einer Art Nische zwischen den Wurzeln nieder und ich befehle Echec sich neben mich hinzulegen. Er gehorcht mir. Er ist wohl zu erschöpft, um einen Komentar ab zu lassen oder stur zu sein.

«Ich werde jetzt deine Wunde versorgen.» Echec schnaubt. Das ist wohl seine Art 'ja' zu sagen. Ich betrachte die Wunde. Eine glatte Schnittwunde ziert den Oberschenkel. Der Schnitt ist relativ tief, doch sauber. Ich rupfe Moos aus dem feuchten Boden und wische die Erde darunter weg.

«Du weisst hoffentlich, was du tust. Oder?» Echec beobachtet jede Bewegung, die ich mache.
«Jaja.» Sage ich abwesend und voll in meinem Element.
«Das klang nicht gerade überzeugend.» Ich grabe mit meinen Händen in der Erde herum, bis ich nach längerem graben eine dicke Wurzel herausziehe.
«Endlich.» Sage ich konzentriert.
«Hallo erde an..., wie heisst du eigentlich?»
«Hope. Und jetzt brauche ich ruhe.» ich drücke das Moos flach.
«Hallo, Hope. Könntest du mir bitte antworten. Schliesslich bin ich derjenige, der Höllenqualen hat.» Ich schnaube und verdrehe die Augen.
«Na gut. Also ja, ich weiss was ich tue. Du kannst mir vertrauen. Und jetzt brauche ich ruhe und Konzentration. Du darfst dich auch nicht wundern, wenn du jetzt das siehst, was als nächstens kommt. Du darfst auch nie, niemals jemandem davon verraten. Das musst du mir hoch und heilig versprechen. Verstanden?»
«Jaja. So spektakulär kann das ja wohl nicht sein. Dann fang mal an mit deiner Heilmetode. Ich vertraue dir.»
«Du musst versprechen, dass du es niemals jemandem erzählst.»
«Na gut. Ich verspreche, dass ich das, was ich jetzt dann gleichsehe, niemals niemandem erzählen werde. Ich verspreche es hoch und heilig. So bist du jetzt zufrieden?» Ich nicke und beginne.
In sekundenschnelle beschwöre ich Wasser, dass ich vom Baum ziehe, herbei. Wie eine Wasserkugel schwebt sie über meiner Hand, die ich ausgestreckt halte.
Echec staunt nicht schlecht. Ihm fallen fast die Augen aus seinem Pferdeschädel. Ich muss mir ein Lachen verkneifen, so unbezahlbar ist dieser Blick.

Ich lege das Stück Moos auf die Wurzeln der Eiche und ziehe mit meiner anderen Hand das dreckige und verschmutzte Wasser aus dem Moos. Nun schwebt eine dreckige Wassermasse in meiner anderen Hand. Ich schleudere die Wasserkugel weg von mir, sodass sie an einem Baum klatscht. Gleichzeitig lasse ich das saubere Wasser aus dem Baum in das Moos fliessen. Jetzt habe ich eine Art nassen Lappen.

«W-wie...machst du das?» Echec stottert, was mich fast zum Lachen bringt. Doch er darf mich nicht ablenken.
«Pst, ich brauche ruhe.» Sage ich stattdessen konzentriert.

Die Wurzel, die zu meinen Füssen liegt, hebe ich auf und sofort steigt mir der intensive Geruch der Wurzel in die Nase. Die Ramadane, so heisst die Wurzel, lässt Wunden schneller heilen und verhindert Schwellungen und Entzündungen.

Ich muss die Wurzel so verarbeiten, sodass sie danach eine klebrige Masse ist. Ausserdem muss ich eine bestimmte Blume suchen. Eine Marifle.

Diese Marifle hat knallrote Blüten und ein schwarzes inneres. Aus dem Kern der Marifle ragen zwei bis fünf Stiele, an denen kleine Blasen sind. In den Blasen ist eine Art Pulver. Das ist das Einzige an der Blume, dass nicht giftig ist. Das Pulver sorgt dafür, dass es einerseits neutral riecht. Heisst, dass keine Tiere vom Blut Geruch angelockt werden und zweitens verhindert es Blutkrankheiten.

Dann muss ich eben dieses Pulver zu der Klebrigen Ramadane Masse hinzufügen und sorgfältig verrühren. Die Masse sollte dann dick auf die Wunde gelegt werden. Wenn diese Textur regelmässig durchgeführt wird, kann die Wunde schon in wenigen Tagen heilen.
Ich stehe von meinem Platz auf.

«Wo gehst du hin?» Fragt mich Echec erschöpft.
«Ich muss nur kurz etwas besorgen gehen. Ich bin gleich wieder da. Versprochen.» Ich streichle dem Pferd beruhigend über das Fell, dass eine Geste ist, die ich selbst von mir nicht erwartet hätte.

Dann laufe ich los. Ich schalte meine Naturkraft ein und spüre somit die Marifle auf. In wenigen Sekunden habe ich mein Umfeld von Radius hundert Metern nach einer Marifle abgesucht. Und tatsächlich ist nicht weit von hier eine.

Dank meinen guten Augen sehe ich alles so, als währe es helllichter Tag. Ich weiss auch nicht, wieso das so ist. Doch vielleicht ist das noch so eine Gabe wie die Elemente.
Ich renne an Bäumen vorbei, springe über Gebüsche und krieche unter umgefallenen Bäumen hindurch, bis ich zu dieser besagten Blume ankommen. In ihrer ganzen Pracht steht sie da inmitten von unzählig anderen Blumen. Trotz allem fällt sie am meisten auf.

Vorsichtig laufe ich zu ihr hin und rupfe sie aus. Ich muss aufpassen, dass ich ihre Blüten nicht berühre und auch nicht in kontakt komme, mit der Flüssigkeit, die aus dem abgebrochenen Stiel tropft.

Bei Kontakt mit den Blüten, könnte ich in weniger als 24 Stunden sterben und wenn ich in kontakt mit der Flüssigkeit komme, würde sie mir die Haut zerfetzen, durch meine Haut sickern und meine Blutbahnen verstopfen.

Ich lege die Blume in einen selbstgemachten Beutel, den ich am ende zu ziehe. Diesen hänge ich an meinem Ledergürtel.
An meinem Gürtel hängen weitere Beutel, in denen allerlei Sachen sind.
Einerseits enthalten diese Beutel essen, Kräuter, Wurzeln oder Blumen, anderseits Erinnerungsstücke, Kleinode und wertvolle Steine.

Die Blume war jetzt gut verpack in meinem Beutel, als ich einen Schrei hörte. Oder bessergesagt ein Wiehern.

Sofort weiss ich, dass Echec in Gefahr ist.

Gefährliche Liebe/ The forces that slumbers in meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt