Heart Baker || kim seokjin

19. Cinnamon Croffle

"Hi, Jin! Wow, du siehst ja noch viel ausgeruhter aus, als ich." Ich konnte den Ton in meiner Stimme selbst nicht genau einschätzen. Es war irgendwas zwischen Ironie und totaler Erschöpfung, die mich ein wenig genervt klingen ließ.
Jin untersuchte mein Gesicht mit seinen Augen und ging gar nicht auf meinen halbherzigen Witz ein. Wir waren wohl beide einfach nicht ausgeschlafen genug, um Späße zu machen.
Unsere Launen erreichten aber einen wahren Tiefpunkt, als Lim Hyeri gutgelaunt zu uns hinübertippelte und sich direkt wieder an Jin heranwarf. Ich schaute sie genervt an und versuchte sie mit meinen stechenden Blicken fortzuschicken oder mit einem herbeigedachten Laser, der aus meinen Augen schoss zu eliminieren. Aber weder ließ sie sich von meinen Blicken einschüchtern, noch zeigten sich meine geheimen Superkräfte, mit denen ich die Welt vor ihr retten würde.

Sehr auf Höflichkeit bedacht, trotz seiner sichtbaren Gereiztheit, entfernte Jin Lim Hyeris Hände von seinem Arm und trat einen Schritt zur Seite und damit etwas näher an mich heran. Ein wenig Stolz überkam mich, dass er statt komplett abzurücken, lieber meine Nähe suchte, um Lim Hyeri zu entkommen.
"Ich wollte Ihnen nur einen guten Morgen wünschen und das hier geben, da Sie so furchtbar erschöpft aussehen. Passen Sie auf sich auf und lassen Sie sich nicht von sich anschleichenden Zeitfressern einnehmen, Jin." Meine Kontrahentin warf einen schnellen Seitenblick auf mich, ehe sie wieder zuckersüß lächelnd zu Jin hinaufsah.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Lim Hyeri griff ohne zu fragen nach Jins Hand und legte ein kleines Fläschchen mit irgendeinem Extrakt in sie hinein. Sie war doch wirklich unerhört.
"Wars das dann?", fragte ich schnippisch. "Die sich anschleichende Zeitfresserin muss den gutaussehenden Konditormeister leider wieder einnehmen, da er zufälligerweise ihr Coach ist."
Ich griff nach Jins Hand in dem noch immer das Fläschchen ruhte und zog ihn in unsere pastellgelbe Showküche. Als ich seine Hand wieder losließ, hatte ich versehentlich auch das Fläschchen in meiner Hand behalten und las, was da drauf stand.
"Ingwer Shot. Die hat diese Dinger doch bestimmt als PR-Geschenk bekommen."
Ich öffnete den Kühlschrank an der Seite und pfefferte das Ding da rein. Anschließend setzte ich mich auf den Stuhl, der eigentlich für Jin gedacht war und schloss kurz die Augen. Sofort schaltete mein Körper in den Dämmermodus und wollte einfach nur einschlafen.

"Hey, Min?", fragte Jin, plötzlich ganz nah und als ich schwermütig die Augen öffnete, hatte er sich vor mich gehockt und sah zur Abwechslung mal zu mir auf.
"Ja?"
"Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?" Seine Frage klang nicht misstrauisch oder als würde er mich an diesem Tag für unzurechnungsfähig halten. Es war eine führsorgliche Frage, die mir eine wohlige Gänsehaut bereitete.
"Ich bin nur müde. Ehrlich gesagt geht es mir gefühlsmäßig wieder viel besser, als gestern."
Das war nicht gelogen. Nachdem ich mit Aunt C über alles, was passiert war gesprochen hatte und sie mich einfach in den Arm genommen und gesagt hatte, dass ich das alles überstehen würde und ich mit allem zu ihr kommen konnte, wenn ich einmal Unterstützung brauchte, war ich etwas erleichterter gewesen und hatte das Gefühl, etwas von meinem Seelenballast endlich von mir geworfen zu haben. Ich hatte natürlich die restliche Nacht noch über das alles nachgegrübelt, über die Situation, über meine Gefühle, über das Warum, bis ich schließlich eingeschlafen war, mit dem Gedanken, dass ich es nun, wo ich von anderen ein Ohr geschenkt bekommen hatte, viel besser verarbeiten konnte.
"Ich habe nach dem Gespräch mit dir noch mit meiner Tante über alles gesprochen. Wärst du gestern nicht da gewesen, dann hätte ich es vermutlich noch ein paar Wochen länger mit mir rumgetragen."