Prolog

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♠Heya♠

Ich sitze in meinem Büro und sehe mir gerade die letzte Gewinn und Verlust Aufstellung unseres Steuerberaters an, als Dustin leise anklopft und dann auf meinen Wink herein kommt. Er hält einen Telefonhörer an die Brust gedrückt und sieht mich hilfesuchend an.

„Ich hab den Scheißkerl in der Leitung" erklärt er mit verzogenem Gesicht und ich weiß sofort, von wem er redet. „Er will seine Buchung stornieren und seine Anzahlung zurück. Als ich ihm erklärte, dass er stattdessen die ganze Rechnung zu bezahlen hätte, wollte er mit meinem Chef sprechen."

Ich grinse grimmig. „Wollen sie mit dem Chef sprechen oder gleich mit jemandem der sich auskennt?", zitiere ich einen alten Spruch und Dustin prustet los. Dann legt er den Hörer in meine ausgestreckte Hand. Ich drücke die Stummschaltung raus und halte den Hörer an mein Ohr. „Ja bitte? Sie wollten mit mir sprechen?", flöte ich und werde sofort von einem Schwall aus Forderungen nach Geld und Drohungen überschwemmt. Wie immer lasse ich den Mann am anderen Ende erstmal austoben.

„Hören sie mir eigentlich zu?", fragt er schließlich und ich setze ein falsches Lächeln auf, dass er zwar nicht sehen aber vielleicht hören kann. „Nein, aber jetzt hören sie mir mal zu. Mit ihrer Buchung haben Sie einigen Regeln zugestimmt, hier mal die wichtigsten Punkte:

Erstens, eine Anzahlung wird nur zurückgezahlt, wenn das Zimmer spätestens eine Woche vor dem Anreisetag abbestellt wird, der übrigens heute ist.

Zweitens, sobald das Zimmer bezogen wurde, muss es für den ganzen Buchungszeitraum bezahlt werden, egal wie lange sie tatsächlich bleiben. Ihr Freund, der auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin berechtigt ist das Zimmer zu beziehen, hat dies vor einer Stunde getan. Sie haben also genau eine Woche Zeit, die restliche Summe zu überweisen, bevor wir rechtliche Schritte einleiten."

„Sind sie total bekloppt? Ich bin Anwalt und meine Kanzlei wird sie in der Luft zerreißen und dabei ihren Ruf dermaßen zerstören dass sie ihr Resort gleich wieder einstampfen können. Sie glauben doch wohl nicht, dass sie mit diesem Verhalten eine gute Bewertung von mir auf den entsprechenden Portalen bekommen werden, oder?"

„Und Drittens", fahre ich ungerührt fort, „werden wir stets mit den selben Waffen zurückschießen, mit denen man uns bedroht und glauben sie mir, wir sind ausreichend bewaffnet. Unsere Anwälte wissen, wie man mit Leuten umgeht, die Verträge brechen wollen. Ich rate ihnen außerdem dringend davon ab, Rufschädigung zu betreiben. Bedenken sie, wie gut Phedoka und ich in der Rainbow-Community angesehen und wie gut wir mit den besten BDSM-Clubs des Landes vernetzt sind. Wenn wir gezwungen sind unseren Ruf zu verteidigen wird es nicht ohne Nennung ihres Namens und der Hintergründe gehen, richtig?"

Ich höre wie der Mann am anderen Hörer scharf die Luft einzieht und lächele grimmig. Ich weiß welch schlechten Stand er sowieso schon in diesen Gruppierungen hat. Ich unterbreche die Stille mit einer weiteren Ansage. „Achja, und beachten sie bitte, dass sie ab sofort im Resort und all unseren Hotels Hausverbot haben."

Ich grinse Dustin an der mich bewundernd anstarrt. „Aufgelegt, na sowas!", gebe ich mich erstaunt und er schnaubt. Dann werde ich wieder ernst. „Ich habe nicht vor die restliche Zahlung einzuklagen, das kostet uns mehr als es uns bringt. Aber ich will ihn auch nicht einfach so davonkommen lassen. Wir geben ihm zwei Tage. Wenn das Geld dann nicht auf dem Konto ist schickst du eine letzte Mahnung mit Androhung rechtlicher Schritte raus. Vielleicht reicht das aus." Er nickt und macht sich gewissenhaft Notizen.

„Jetzt müssen wir uns um Daryll kümmern. Er ist so ein süßer Twink. Wieso geraten die Gutmütigen immer an die falschen Partner? Genau wie Bernard!", schimpfe ich auf das Schicksal.

„Naja, Bernard habt ihr beiden ja nun geschickt mit dem Richtigen verkuppelt" neckt Dustin mich und Freude verdrängt meine schlechte Laune. Er und Thomas sind wirklich ein Traumpaar. Der Schriftsteller genießt die Liebe und Akzeptanz die er von Thomas erhält und der strahlt auch den ganzen Tag nur noch, seit seine Sorgen geringer und sein Herz voller Liebe ist.

„Haben wir jemanden da, der sich seiner annehmen könnte?", richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf mein neuestes Sorgenkind und Dustin kommt um meinen Schreibtisch herum und stellt sich neben mich. Ich rutsche mit dem Bürostuhl etwas zur Seite, damit er an die Maus kommt und lege meinen Arm um seine Hüften. Schnell klickt er ein paar Seiten auf und schaut durch die Listen von Namen. „Einer der im Club angestellten Doms vielleicht?" Ich schüttele sofort den Kopf. „Die kann er sich nicht leisten. Außerdem braucht er was mit mehr Seele", erkläre ich und Dustin nickt. Ich liebe es, wie er sich immer einfach auf meine Gedankengänge einlässt.

„Ah hier, morgen kommt Wallace an. Er ist kein echter Dom aber ein guter Caregiver." Ich strahle. Es ist toll wie gut Dustin die Leute kennt obwohl er sie selbst noch nie getroffen hat. Aber was immer er von Phe oder mir hört merkt er sich und unser Concierge ist ein immerwährender Quell an Informationen, die Dustin aufsaugt wie ein Schwamm. Deshalb ist er so super in seinem Job und an meiner Seite. Ich kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen.

„Daryll braucht ein kleineres Zimmer welches ihm ermöglicht, selbst mit der Anzahlung eine Weile bleiben zu können und ein All-Inclusive-Angebot damit er versorgt ist." Dustin nickt. „Das passt. Wallace mietet auch immer unsere kleinsten und billigsten Zimmer, weil er sein hart verdientes Geld, wie er sagt, lieber im Club verpulvert als für ein Zimmer in das er nur zum Schlafen einkehrt." Ich schüttele den Kopf und grinse.

Ich weiß, dass Wallace nicht wirklich Geldprobleme hat und auch keine all zu harte Arbeit, aber als einer der Führungskräfte in einem Familienunternehmen gleicht sein Job nicht selten einem Eiertanz. Deshalb genießt er es, sich in seinem Urlaub so geben zu können wie er ist, ohne ständig Angst haben zu müssen, dass er jemandem auf die Füße tritt. Stattdessen kann er all seine Fürsorge auf wen immer er hier trifft richten, ohne sich rechtfertigen zu müssen.

„Selten jemand gesehen, der sein Leben so genießt wie er, zumindest in seinem Urlaub. Hier gib ihnen Zimmer 224 und 226, beide bekommen 20 % Rabatt." Seinen zweifelnder Blick, den er immer aufsetzt, wenn ich seiner Meinung nach zu großzügig bin, winke ich nur ab. Die Zahlen, die ich soeben begutachtet habe, zeigen deutlich wie gut wir dastehen. Das Resort ist ein echter Renner und wir können es uns Leisten hin und wieder was Gutes zu tun. „Wenn Phedoka nicht zustimmt, zahle ich das aus eigener Tasche", erkläre ich strickt was ihn erneut zum Schnauben bringt. „Als ob!" Ich kichere.

Dann erhebe ich mich, gebe meinem Schnuffel einen Kuss auf die Wange und sein Telefon zurück und gehe zur Rezeption. Ich weiß, dass Dustin sich um den notwendigen Papierkram kümmern wird. Stattdessen mache ich mich auf den Weg zu unserem Empfangschef um ihn entsprechend zu instruieren.

„Paul? Wenn Wallace morgen ankommt, kannst du mich dann bitte dazu rufen? Ich will ihm ein Angebot machen, das er nicht ausschlagen kann", lache ich und er verdreht die Augen. Dann erkläre ich ihm die Änderungen der Zimmerzuordnung für ihn und Daryll und was ich sonst noch so plane bevor ich ihn nach unserem jüngsten Gast frage.

„Er ist im Club, wie immer, wenn er alleine angereist ist. Wartet dort auf seinen Master." Paul kann seine Verärgerung kaum aus seiner Stimme halten, dabei kenne ich kaum jemanden mit größerer Selbstbeherrschung als ihn. Aber er ist einer von den Angestellten, die Phe mitgebracht hat und Daryll und sein Master waren die letzten 3 Jahre Gäste in ihrem Hotel und einmal auch in meinem. „Okay, ich seh mal nach ihm. Kannst du bitte Aaron zur Suite schicken damit er uns hilft, Darylls Gepäck in das neue Zimmer zu bringen?"

Resort de la Pheya 4 - DaryllWo Geschichten leben. Entdecke jetzt