Kapitel 11

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♠Daryll♠

Summend und pfeifend, gehe ich  durch die Stadt und schaue mir die verschiedenen Kleiderläden an. An manchen laufe ich vorbei und in andere gehe ich dafür rein. Ich war schon so lange nicht mehr alleine einkaufen. Wann war ich denn überhaupt mal einkaufen? Der Master hat das Meiste bestellt und ganz selten mal nahm er mich mit zum Lebensmittel einkaufen, aber das war wirklich sehr selten.

"Hallo junger Mann, kann ich ihnen helfen?", fragt mich eine braunhaarige Frau und lächelt mich freundlich an.

"Mhm, ich weiß nicht ich such einfach etwas zum Anziehen, aber ich weiß nicht so genau was für ein Stil mir gefällt. Kann ich einfach ein paar Sachen anprobieren?", frage ich sie euphorisch. Sie nickt und lässt mich vorbei in den hinteren Bereich des Ladens laufen.

Ich sehe alles durch, ziehe mir eine Jeans heraus und suche ein passendes Oberteil dazu. Mit den beiden Kleidungsstücken in der Hand gehe ich in die Umkleide und probiere sie an. Als ich rauskomme, steht die nette Verkäuferin vor mir und schüttelt den Kopf.

"Nein, das steht dir nicht. Darf ich dir vielleicht helfen?", fragt sie und ich bin überglücklich dass sie das möchte und nicke heftig. Kichernd dreht sie sich um und verschwindet zwischen den Kleiderständern. Ich bleibe am Rand der Umkleide stehen und warte bis sie wiederkommt.

Mit drei Hosen und doppelt so vielen Oberteilen und sogar Schuhen kommt sie wieder zurück und legt die Sachen auf die Bank in der Umkleide.

"So, probier das doch mal an."

"Ja, okay", sage ich und verschließe den Vorhang, bevor ich aus den einen Klamotten aussteige und die anderen anziehe. Die Jeans schmiegt sich an meine Beine als wäre sie eine zweite Haut. Die gefällt mir sehr. Ich ziehe noch ein Oberteil über und trete dann aus der Umkleide heraus. Die Verkäuferin hat wohl auf mich gewartet, denn sie steht sofort lächelnd vor mir.

"Wow, dass sieht super aus. Komm und sieh es dir an", fordert sie mich auf und ich folge ihr zu einem Spiegel. Als ich hinein sehe fallen mir fast die Augen aus. Das sieht wirklich toll aus und ich fühle mich extrem wohl.

"Kann ich das gleich anbehalten?", frage ich mit überschlagender Stimme, was sie zum Lachen bringt.

"Möchtest du die anderen Sachen nicht auch noch anprobieren?"

"Oh, doch natürlich", rufe ich und kichere.

Nachdem ich alles anprobiert und auch gemixt habe, entscheide ich mich einfach für alles, aus dem Grund weil ich mich nicht entscheiden kann.

Sandra, die Verkäuferin hat mir ihren Namen noch verraten, packt alles in Taschen, sogar meine Jogginghose und das Shirt was ich trug. Dann bezahle ich und verabschiede mich von ihr, aber nicht ohne sie vorher noch einmal dankbar zu umarmen.

Glücklich über meinen Einkauf stöbere ich noch durch Schuh und Schmuckgeschäfte. In einem finde ich sogar wunderschöne Sonnenbrillen. Ich probiere eine nach der anderen an, doch so wirklich gefallen tu ich mich mit ihnen nicht, also verlasse ich den Laden ohne eine gekauft zu haben.

Plötzlich piepst es und ich erschrecke mich. Das piepen hört gar nicht auf, bis einer der Verkäufer neben mir steht und mich am Oberarm zieht.

"Hey, du hast die Brille nicht bezahlt. Dachtest wohl mir fällt das nicht auf und du kannst sie einfach klauen", schreit er mich an. Ich zucke zusammen als er mich ruckartig zurück in den Laden schleift. Seine Finger um meinen Arm schmerzen und ich versuche ihn aus seiner Umklammerung zu ziehen, doch je mehr ich ziehe desto mehr kneift es.

"Lassen sie mich bitte los, ich habe nicht geklaut", rufe ich panisch. Ich bin vieles aber doch kein Dieb. Der Mann hebt seine Hand und ich denke dass er mich schlagen will, doch zieht er mir etwas vom Kopf.

"Und was ist das Junge? Die hast du nicht bezahlt und bist mit ihr auf dem Kopf hinaus spaziert", faucht er weiter und ich schüttle energisch den Kopf.

"Nein, es tut mir leid. Ich hab vergessen....", versuche ich mich zu wehren, doch er lässt mich nicht sprechen.

"Nix da vergessen, vergessen gibt es nicht, dass sind nur Ausreden. Mein Kollege hat schon die Polizei informiert die wird gleich da sein, dann kannst du ja mal versuchen dich bei denen rauszureden."

Nein, nein nicht die Polizei. Oh Gott. Ich hab doch gar nichts getan. Mein Kopf rotiert, fieberhaft versuche ich zu überlegen warum ich diese Sonnenbrille auf meinem Kopf hatte, aber mir will einfach keine Idee einfallen.

Wieso war sie auf meinem Kopf. Mir hat doch gar keine gefallen und ich habe alle wieder zurück gelegt. Ich bin kein Dieb, ich habe noch nie geklaut. Nein nein nein.

Ich rutsche ab auf den Boden und bleibe einfach dort sitzen.

Die Polizei kommt mich gleich holen und dann werde ich wieder eingesperrt. Jetzt wo ich frei war.

"Hey. Hallo", höre ich eine tiefe Stimme und hebe vorsichtig meinen Kopf. Meine Hände lege ich abwesend auf meine Wangen und spüre Tränen die sich einen Weg nach unten zwischen meinen Fingern durchsuchen. Ich habe nicht gemerkt wie viel Zeit vergangen ist und dass ich angefangen habe zu weinen.

Der Polizist der vor mir steht sieht mich so grimmig an, dass ich mich am Liebsten einrollen und im Boden versinken würde. Ich reibe mir über meinen noch schmerzenden Arm und versuche aufzustehen, doch stolpere ich über meine eigenen Füße. Starke Hände fangen mich auf und stellen mich wie eine Puppe richtig hin.

"Officer Tyrese Mitchell und Officer Rodney Masters. Wir wurden gerufen weil sie eine Sonnenbrille klauen wollten", sagt der Polizist und ich schüttel meinen Kopf, doch bekomme keinen Ton raus.

Die beiden Polizisten schüchtern mich ein, ich beginne vor Angst zu zittern und wünschte ich hätte Wallace gefragt ob er mitgeht einkaufen. Dieser Officer Mitchell ist genauso Schokolade wie Wallace aber sieht richtig böse aus, im Gegensatz zu meiner Schokolade.

"Möchten sie sich nicht zu dem Vorwurf äußern?", fragt der jüngere weiße Polizist, doch ich weiß nicht was ich sagen soll, außer das ich nicht geklaut habe sondern die Brille nur vergessen habe.

Ich höre wie die beiden Polizisten sich austauschen, verstehe aber nicht was sie sagen. Doch dann nimmt einer der beiden mich an dem Arm der nicht weh tut und zieht mich, wenigstens vorsichtig, aus dem Laden.

"Da sie nicht mit uns sprechen müssen wir sie leider mit auf die Wache nehmen", sagt dieser weiße Officer und schiebt mich zu dem Polizeiauto, öffnet die hintere Türe und drückt mich auf den Sitz. Ich leiste keinen Widerstand und lasse es einfach geschehen. Der andere Polizist stellt meine Taschen auf die andere Seite der Sitzbank.

Dann schließen sie die Türen, steigen ebenfalls ein und fahren los.

Was mach ich denn jetzt? Ich habe weder meine Börse mit dem Ausweis noch mein Handy dabei, habe ich festgestellt. Die Sachen habe ich wohl im Resort liegen lassen. Gott sie werden so sehr mit mir schimpfen und Sebastian wird mich bestimmt bestrafen. Vielleicht wäre das sogar gut, denn danach ist mein Kopf wenigstens ein wenig klarer. Aber er ist nicht mein Master. Was soll ich denn jetzt machen? Die Polizei wird mir niemals glauben.

Ich lege meinen Kopf an die kühle Scheibe und fange an zu weinen. Ich will nach Hause. Wo auch immer das sein mag. 

Resort de la Pheya 4 - DaryllWo Geschichten leben. Entdecke jetzt