Kapitel 19

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♠Sebastian♠

Das Gespräch zwischen Heya, Phedoka, Wallace und mir war wirklich aufschlussreich und gab mir etwas mehr Einblick in Darylls vorheriges Leben. Wenn Daryll mich nicht von sich aus anspricht, dann muss ich die Führung übernehmen, doch das ist eine Gratwanderung wenn man die Grenze der Einvernehmlichkeit nicht überschreiten will. Eine Herausforderung die mir Sorge bereitet aber nichts desto trotz auch gefällt. Einfach kann schließlich jeder.

Nachdem wir zusammen das Café verlassen hatten, ging Wallace zurück in sein Hotelzimmer und ich ins Krankenhaus um meinen Kurzurlaub, den ich kurzfristig bewilligt bekam, vorzubereiten.

Zurück im Resort führt mich mein Weg direkt zu Darylls Zimmer. Doch kurz davor ändere ich meine Meinung und klopfe bei Wallace an.

Eine Minute später öffnet er mir die Türe. Ich trete ein und stelle fest, dass er nicht alleine ist. Der Dunkelhaarige von heute morgen sitzt auf Wallaces Bett, nackt wie Gott ihn schuf und lächelt mich flirtend an.

"Zig, das ist Sebastian, Sebastian Zig", stellt Wallace uns vor. Ich nicke Zig zu und sein Lächeln wird noch breiter bevor er sich auf die Knie setzt und in meine Richtung rutscht. Da ich nicht wegen Wallace Bekanntschaft hier bin, drehe ich mich zur geschlossenen Badezimmertür und öffne sie.

"Hast du ihn nochmal gesehen, nachdem du nach oben kamst?", frage ich Wallace, doch dieser schüttelt den Kopf und setzt sich zurück ins Bett zu Zig, der sich sofort an diesen heran kuschelt.

"Na dann versuch ich mal mein Glück. Wir sollten wissen ob er überhaupt noch in irgendeiner Weise an uns und unserer Hilfe interessiert ist. Ich hab übrigens ab heute ein paar Tage frei", informiere ich den großen dunklen Mann und gehe durch das Bad in Darylls Zimmer.

Dieser sitzt zusammengekauert auf seinem Sessel, den er zum Fenster gedreht hat und sieht hinaus. Er scheint ganz in Gedanken versunken zu sein, denn er hört mich nicht reinkommen. Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Schulter, doch wie es aussieht war das schon zu viel. Er zuckt zusammen und springt erschrocken auf.

"Verdammte Scheiße, was erschreckst du mich so?", faucht er mich an und geht zum Bad. Doch gerade als er einen Fuß hineinsetzen will halte ich ihn auf. Ich packe ihn am Nacken und der Schulter und drehe ihn ruckartig zu mir um.

"Alter was solln das?", schreit er dann schon fast und versucht sich aus meinem Griff zu lösen.

"Jetzt hör mir mal zu Junge", knurre ich und ziehe ihn weg von der Türe. Bevor ich weiter sprechen kann streckt Wallace den Kopf durch die Tür. "Alles ok bei euch?", fragt er besorgt.

"Ja natürlich, ich war gerade dabei Daryll zu fragen ob er unsere Hilfe überhaupt noch benötigt", antworte ich ihm.

"Die Frage ist doch eher, ob Wallace überhaupt noch daran interessiert ist mir zu helfen, so wie er den Typen heute Nacht verwöhnt hat", zischt Daryll zickig dazwischen. Das reicht mir. Jetzt ist genug.

Bedürfnis hin oder her, er hat nicht die beleidigte Leberwurst zu spielen, wenn er derjenige ist der uns am ausgestreckten Arm verhungern lässt. Wallace macht nur genau das, was er von Anfang an machen wollte. Und da er weder eine Beziehung noch Exklusivrechte mit Daryll hat, kann er auch tun und lassen was er will.

"Es reicht jetzt. Dieses Theater hier ist unnötig. Wenn du etwas von uns brauchst, dann kannst du es uns einfach sagen."

Ich packe ihn am Arm und ziehe ihn hinter mir her und aus dem Zimmer, gefolgt von einem belustigten Blick von Wallace.

"Was machst du mit mir? Wo gehen wir hin?", fragt er plötzlich in einem gemäßigteren Ton.

"Wirst du dann schon sehen", erwidere ich nur knapp. Im Aufzug drücke ich auf das zweite Untergeschoss. Daryll scheint es gesehen zu haben, denn ein Keuchen lenkt meine Aufmerksamkeit zurück zu ihm. Plötzlich ist er ganz blass, hat seinen Kopf gesenkt, seine Arme verschränkt er in seinem Rücken und steht kurz vor einer Schnappatmung. Tja Kleiner, dann wollen wir mal sehen.

Als sich der Aufzug an unserem Ziel öffnet trete ich vor ihm hinaus und Daryll folgt mir unauffällig aber freiwillig. So weit so gut.

"Du redest nur wenn ich oder der Schlüsselmeister dich etwas fragen, verstanden?" In meinem Tonfall liegt pure Dominanz und er reagiert entsprechend darauf. "Ja Herr", seine Antwort kommt unverzüglich.

Ich liebe dieses Etablissement. Heya und Phedoka haben sich hier wirklich etwas tolles einfallen lassen, indem sie zusätzlich zum Club noch einen BDSM Bereich errichtet und ausgestattet haben.

Mindesten dreimal im Monat vergnüge ich mich dort mit einem Twink aus dem Club. Es gibt einen Schlüsselmeister, der zu jedem der Räume einen Schlüssel besitzt, denn hier ist es absolut verboten ohne Erlaubnis die Zimmer zu nutzen. Man muss sich vorher anmelden und bestätigen, dass man freiwillig da ist. So werden die Subs davor geschützt zu etwas gezwungen zu werden was sie eigentlich nicht wollen und die Doms werden ebenso vor späteren Beschwerden geschützt, das etwas nicht einvernehmlich erfolgt sei.

Zusätzlich zu den Räumen gibt es noch einen offenen Bereich, da dürfen sich die vergnügen die entweder exhibitionistisch oder voyeuristisch veranlagt sind.

Auch wenn ich ebenfalls eine solche Vorliebe habe, werde ich Daryll nicht damit konfrontieren. Dafür kenne ich ihn und seine Wünsche und Grenzen einfach zu wenig.

Ich halte an einer kleinen Rezeption, nachdem wir durch den dicken schweren roten Vorhang am Eingang gelaufen sind und drücke auf die kleine Klingel die dort steht. Aus dem Bereich hinter der Theke erscheint der Schlüsselmeister. Alle nennen sie ihn so, ich glaube fast keiner kennt seinen richtigen Namen. Meistens trägt er Lederhose und den Oberkörper frei während sein Gesicht von einer Ledermaske geziert wird. An seinem Bund, hängt ein Schlüsselring mit mehreren Schlüsseln. Wie in so einem alten Verlies, der Kerkermeister.

"Master Sebastian, schön sie zu sehen. Sie wünschen heute einen Raum?", fragt er mich und ich nicke. Er öffnet das Gästebuch, schreibt Datum und Uhrzeit in eine Spalte und reicht mir dann den Stift. Ich drehe das Buch zu mir um, schreibe meinen Namen hinein und unterschreibe, dann halte ich Daryll den Stift hin.

Skeptisch und auch ein wenig ängstlich sieht er zwischen mir und dem Schlüsselmeister hin und her. Ich trete bewusst etwas zurück um ihm Raum zu geben und die Chance, das hier abzubrechen, wenn er es nicht will.

"Bist du freiwillig hier? Möchtest du für eine Session mit Master Sebastian in einen Raum?", wird Daryll nun direkt gefragt und ohne darüber nachzudenken nickt er heftig.

"Ja Sir ich bin freiwillig hier und ich möchte das."

Dankbar über seine Bestätigung sehe ich zu, wie er sich ebenfalls einträgt und unterschreibt. Da er ja nicht wirklich freiwillig mit mir hier herunter gekommen ist, ist dies mein einziger Anhalt, dass Heya recht haben könnte. Er braucht diesen Zwang von mir, er ist bereits Teil des Spiels.

"Hier wird nach dem SSC Kodex gehandelt. Safe, sane and consensual, also sicher, vernünftig und einvernehmlich, darum das Gästebuch und die Frage ob du freiwillig da bist", erkläre ich ihm kurz und wende mich wieder dem Schlüsselmeister zu.

"Na dann wollen wir mal. Ein wirklich niedliches Exemplar was sie heute mitgebracht haben Master Sebastian", meint er, dreht sich um und beginnt seinen Weg durch den ersten Raum hindurch zu den Zimmern. Angekommen öffnet er sie und hält sie uns auf. Die Türen sind so konzipiert dass von außen keiner ohne Schlüssel hinein kann, aber man von innen jederzeit wieder nach draußen kann. Da ich das Interieur schon kenne, bleibe ich bei dem Schlüsselmeister stehen und fordere Daryll auf den Raum zu betreten und sich mit ihm vertraut zu machen.

"Wenn du dir alles angesehen hast, möchte ich dass du dich mir so präsentierst wie es sich für einen guten Sub gehört. Ich gebe dir zehn Minuten. Verstanden?"

"Ja Herr", antwortet er mir und beginnt sich im Raum umzusehen. Ich schließe die Türe und warte zusammen mit dem Schlüsselmeister bis die zehn Minuten vorbei sind.

Resort de la Pheya 4 - DaryllWo Geschichten leben. Entdecke jetzt