Kapitel 4

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(Xiao POV)

Auch am nächsten Morgen war das merkwürdige Gefühl nicht verschwunden, doch Xiao brauchte Antworten. Und zwar jetzt. Er lief von der Terrasse hinunter zu Verr Goldet. Sie blickte ihn schon wieder so komisch an. Als würde sie ihm mit ihrem Blick etwas sagen wollen, ihn vielleicht auch verschlingen wollen. Ihre Wangen waren errötet und sie wurde nervöser, je näher der Adept kam. Für diesen war es nicht verständlich warum sie sich so verhielt.

„Hast du eine Minute?", fragte er knapp. So schnell wie möglich wollte er das alles hinter sich bringen und nicht um den heissen Brei herum reden. Verr Goldet nickte schnell und folgte Xiao nach draußen. Als sie alleine waren wandte er sich ihr zu. „Erklär mir Gefühle. Wie sie funktionieren und was man tun muss um sich richtig zu fühlen." Die Frau blickte ihn eine Weile einfach nur an. „Ehh das kam unerwartet... Also was genau fühlst du denn? Welches Gefühl verstehst du nicht?" „Ich will jemanden beschützen und umarmen, der Person nah sein und nie mehr gehen. Mein Herz fühlt sich komisch an wenn es der Person schlecht geht und ich will so nah wie möglich bei ihm sein. Warum ist das so? Wie nennt man das?"

„Bei i-ihm?", geschockt und auch irgendwie verletzt sah sie Xiao an. Hatte er was falsches gesagt? „Ja, ihm. Was ist das nun für ein Gefühl?" „I-ich denke uhh nun ja..." Verr Goldet sah auf den Boden und biss sich auf die Lippe. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? „Ich denke du kannst ihn nicht leiden." Xiao hob eine Augenbraue. Er wusste zwar nicht viel von Gefühlen, doch das klang sogar für ihn ziemlich weit her geholt. „Ja ganz bestimmt! Dein Herz fühlt sich komisch an, weil es sich freut das er traurig ist und du willst ihn nicht umarmen sondern erdrücken! Macht doch alles Sinn!" „Ah ja... danke", meinte der Adept misstrauisch. Mochte er Aether wirklich nicht? Er war zwar manchmal nervig aber im Großen und Ganzen doch eigentlich nett und süß. Erdrücken wollte er ihn ziemlich sicher auch nicht, lieber würde er ihn küssen. Bei dem Gedanken wurde Xiao etwas rot. Küssen? Warum sollte er ihn küssen wollen? Das war sicherlich nur ein komischer Gedanke, nichts weiter.

Nachdenklich setzte er sich auf das Dach des Wangshu Inn. Gefühle sind blöd, dachte er, weiterhin unsicher, ob er Verr Goldet glauben sollte. Es klang einerseits nicht ganz abwegig und vielleicht funktionierten Gefühle ja so, aber Xiaos Herz stimmte der Frau nicht zu. Doch auf sein Herz hatte er noch nie so ganz gehört. Stöhnend rieb er sich die Schläfen. Warum musste das alles nur so kompliziert sein? Und wenn er ihn hasste, warum wollte er dann unbedingt das Aether mit niemandem zusammen war? Es machte einfach keinen Sinn. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, dass Verr Goldet gelogen hatte. Doch warum sollte sie das tun? Was hatte Xiao ihr denn getan?

Wo blieb eigentlich besagter Junge? Normalerweise würde er nun schon längst hier sein und über seine Missionen berichten. Der Adept sah nach unten zum Eingang des Wangshu Inn. Nichts. Kein Blonder Junge. Auch kein fliegendes Emergency Food. Mit Paimon schien er zwar nicht mehr durchgehend zusammen zu sein, aber dennoch war sie noch ein Art Zeichen dafür, dass er in der Nähe war.

Vielleicht sollte er ja mal zu ihm gehen und nicht darauf warten das er her kam. Dann könnte er auch fragen warum Aether neulich geweint hatte. Es interessierte ihn immer noch. Auch wollte er immer noch der Person, die den Blonden zum weinen gebracht hatte, einen saftigen Tritt verpassen. Allerdings wüsste der Blonde dann, dass der Adept ihn und Zhongli belauscht hatte, das würde wohl eine ziemlich unangenehme Situation ergeben. Besser er sagte erstmal nichts dazu.

Mit etwas Schwung sprang Xiao schließlich vom Dach herunter und lief Richtung Liyue. In letzter Zeit hatte Aether viele Missionen dort gehabt und der Adept hoffte, dass es auch heute so war.

In Liyue angekommen suchte er erstmal die Abenteuergilde auf und  fragte  nach Aethers Missionen. Glück gehabt, der Blonde sollte gerade bei Madam Ping sein. Flink lief Xiao zu der Alten. Diese hatte ihren Standort glücklicherweise nicht geändert und er fand sie schnell.

„Aether? Der sollte gleich wieder hier sein, er ist gerade in meiner Wohnung", erklärte die Frau. Also in der Teekanne, dachte Xiao. Er wartete neben Madam Ping, bis der Blondschopf wieder heraus kam. Dieser blickte den Adept erschrocken an fing sich jedoch gleich wieder. „Die Wohnung ist jetzt sauber" „Danke Aether, das hat sehr geholfen. Xiao hier will übrigens was von dir, viel Spaß euch beiden" Mit diesen Worten verschwand sie in ihrer Teekanne.

„Hi... du brauchst etwas von mir?" „Nicht direkt, ich habe mich gewundert warum du nicht kamst, also dachte ich ich komme zu dir" Aether schien über Xiaos Worte erfreut zu sein. Er setzte sich neben ihm auf die kleine Mauer und sah in den Himmel. „Tut mir leid, hatte viel zu tun." „Hab ich mir schon fast gedacht"

Still schweigend blickten sie zusammen in den Himmel hinauf und sahen zu, wie die Sonne unterging. Allmählich wurde es kühler. Während der Adept die frische Brise genoss begann Aether zu zittern, sagte jedoch nichts. Was sollte Xiao wohl am besten tun? Eine Jacke hatte er nicht und auch keinen Pullover, den er hätte anbieten können. Schließlich rutschte er näher an den Blonden heran und legte einen Arm um ihn. „W-was machst d-du?", fragte Aether mit klappernden Zähnen. „Dir ist kalt und ich wärme dich", erwiderte Xiao einfach und zog den Blonden noch näher zu sich. Nach kurzem Zögern lies Aether sich darauf ein und legte seinen Kopf auf die Schulter des anderen.

Ob der Blonde viel von Gefühlen wusste? Der Adept sah auf ihn herab und überlegte wie er am besten das Gespräch beginnen sollte. Er wollte etwas sagen, doch etwas in ihm hielt ihn davon ab den Moment zu zerstören. Letztendlich legte er einfach seinen Kopf auf Aethers und seufzte wohlig auf.

Vielleicht waren Gefühle doch manchmal ganz schön.

You gotta trust me - XiaoxAetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt