Kapitel 24
"Wie geht es deinem Bruder?", fragte Sienna, als Luana ihr wieder einmal dabei half, ihre langen, roten Haare zu waschen. Sie selbst hatte ihre blonden gerade erst gereinigt.
Luana seufzte leise. "An sich ganz gut. Allerdings ist er immer noch so verschlossen", gab sie zu, während sie an die letzten Wochen zurückdachte. Seydon war jetzt schon einige Zeit hier, schien aber nicht von dem, was ihm geschehen war, loszukommen. Das machte Luana große Sorgen. Da war jedoch noch etwas anderes, was ihr auch noch schwer auf der Seele lag.
"Das tut mir leid, kann ich dir irgendwie helfen?", fragte Sienna, die sehr viel Zeit mit Amon verbrachte und dafür sorgte, dass dieser umgänglich blieb. Luana war durchaus bewusst, dass er ohne Sienna viel öfter auf Probleme strenger reagiert hätte.
"Ich denke nicht. Aber mir liegt da was auf der Seele", gestand Luana zögerlich. Ob Sienna wusste, was da los war?
Die Itari hob leicht den Kopf und schielte zu Luana. "Du kannst mit mir darüber sprechen", versicherte sie, drehte sich dann aber wieder vor, damit Luana ihr weiter den Kopf massieren konnte.
Leise seufzte sie, bevor sie die Worte fand. "Lord Amon hat von einem Zuchtprogramm gesprochen", flüsterte sie unruhig. Sienna war im Raum gewesen. Sie musste sich also daran erinnern.
"Ja. Ich bin nicht sicher, ob er das ernst gemeint hat", gestand sie zögerlich. "Es klang stark nach einer Ausrede, um die Werwölfe kaufen zu können."
"Aber warum?", wollte Luana unruhig wissen. Warum sollte er einen anderen Lord anlügen? Nur, um an weitere Werwölfe zu gelangen? Und das sogar noch teurer, als auf dem Sklavenmarkt.
"Weil er dir helfen wollte, an deinen Bruder zu kommen", sagte Sienna, die sehr liebevoll klang.
Luana hingegen war eher misstrauisch, auch wenn sie es sehr nett fand. Aber warum sollte er so nett sein und für sie, eine Sklavin, so viel Geld ausgeben? Was hatte er davon? "Warum sollte er das tun?", wollte sie zögerlich wissen. Sie spürte, wie Sienna die Schultern zuckte.
"Ich glaube Familie ist ihm wichtig. Er hatte selbst keine wirklich gute Familie und möchte daher eine eigene", erklärte sie zögerlich und irgendwie unschlüssig.
"Aber was hat das mit mir und meinem Bruder zu tun?", fragte Luana vorsichtig. Sie verstand den Gedanken dahinter nicht.
"Ihr gehört irgendwie dazu", meinte Sienna. "Für ihn seid ihr seine Familie. Denke ich."
"Ich kann mir nicht vorstellen, ein Teil seiner Familie zu sein", sagte Luana ehrlich, denn das klang in ihren Ohren surreal.
Sienna lächelte schief. "Ich versteh dich schon, aber er passt auf uns auf, versorgt und so gut es geht. Wie ein Oberhaupt."
Luana dachte über Siennas Worte nach. Eigentlich hatte sie recht. Das Leben hier unterschied sich sehr von dem in ihrem Rudel und gleichzeitig eigentlich gar nicht. Vielleicht hatte sie auf Wolfsmond mehr Platz gehabt und hätte hingehen können, wo sie es gewollt hätte, doch gleichzeitig erinnerte Amon sie an ihren Bruder. Zumindest an den Bruder, den sie früher einmal gekannt hatte.
Luana schüttelte leicht den Kopf. "Es fällt mir trotzdem schwer", gestand sie, bevor sie begann, Siennas Haare auszuspülen. Dann holte er ein Handtuch und wickelte es ihr um. Seltsamerweise hatte sie bisher nie Probleme damit gehabt, sich um sie zu kümmern. Es gefiel ihr sogar, weil es einen inneren Instinkt befriedigte.
Nachdem sie Sienna auch noch ein Handtuch zum Abtrocknen geholt hatte, wickelte sie diese darin ein und schenkte ihr ein leichtes Lächeln. "Denkst du, mein Bruder wird wieder?", fragte sie die Itari, die zu einer Art Vertrauten geworden war. Mittlerweile hatte sie diese sehr gern und wollte sie nicht mehr missen.
Sienna nahm sie sanft in den Arm. "Solange du für ihn da bist, wird es sicherlich wieder", prophezeite die Itari beruhigend.
Luana seufzte leise an ihre Haut. Es fühlte sich gut an, so von ihr gehalten zu werden. Es hatte etwas sehr Angenehmes.
"Hast du eine Ahnung, was ich für ihn tun kann?", wollte Luana wissen, weil sie selbst keine Ahnung hatte, was sie eigentlich tun sollte.
Sienna streichelte ihren Rücken, was ihr eine Gänsehaut bereitete. "Zeit mit ihm verbringen. Vielleicht kann ich Amon überreden mit dir zusammen auf dem Sklavenmarkt nach anderen Leuten von dir suchen", bot Sienna zögerlich an. Sie klang, als wäre sie sich sicher, dass sie es schaffen würde, aber Luana war sich nicht so sicher. Warum sollte Amon das tun? Er konnte nicht ihr ganzes Rudel aufnehmen.
Luanna schluckte leicht. "Warum holn sie sich Sklaven von Wolfsmond und greifen nicht Lucia an?", wollte sie wissen. Es war gemein, aber Lucia, der Planet der Lycaner, war näher dran und bot wohl auch mehr und bessere Sklaven.
"Ich denke, weil sie eher gegen die Werwölfe als gegen die Lycaner gewinnen können", murmelte Sienna nachdenklich. "Lycaner sind viel stärker und können es mit Vampiren aufnehmen", erklärte sie, bevor sie sich langsam von Luana löste.
Luana sah ihr leichtes Lächeln. "Was ist eigentlich mit dir? Du beherrschst doch Magie. Wie gut?", fragte Sienna plötzlich, was Luana verwunderte.
Sie legte fragend den Kopf schief. "Ich habe einige Grundlagen erst gelernt", gestand sie zögerlich, bemerkte aber, dass es Sienna zum Lächeln brachte.
"Ich darf es dir beibringen", sagte sie plötzlich strahlend. Luana konnte ihr nicht folgen.
"Wie jetzt?", fragte sie verwirrt.
"Ich darf dir Magie beibringen. Zumindest mit Amon in der Nähe. Er will sehen, was wir alles können", erklärte sie. Dabei wirkte sie aufgeregt und glücklich. Wahrscheinlich hatte sie ihre Magie schon lange nicht mehr benutzt oder wollte sie selbst weiterentwickeln. Luana konnte sich nicht vorstellen, dass Sienna diese jemals gelernt hatte. Nicht als Sklavin.
Allerdings schwieg Luana und fragte nicht danach, sie wollte der Rothaarige nicht die gute Laune verderben. Es war selten, dass sie so grlücklich und ausgelassen war. Daher lächelte sie Sienna an. "Ich kann es kaum erwarten, loszulegen."
So würde sie hoffentlich ihre eigenen Probleme für einige Zeit vergessen. Allerdings sorgte es auch dafür, dass sie sich fragte, wie es Ragnar ging. War er überhaupt noch am Leben? Obwohl sie ihn nicht lange kannte, machte sie sich Sorgen und vermisste ihn sehr.
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Luana-Tochter des Mondes (Leseprobe)
Người sóiBEENDET Als die Werwölfin Luana im Dunkelwald einen fremden Mann findet, der ganz eindeutig nicht zu ihrem Rudel gehört, beginnt für sie eine Reise, die ihr einiges abverlangt. Sie deckt das Geheimnis ihres Rudels auf und alles, was sie kennt, brich...