Luana sprang zur Seite und wich so dem Speerangriff aus. Sie hatte Glück, dass der Mann auf dem Boden nicht gut Halt fand und leicht schlitterte. Es schien nicht, als würde er Magie anwenden können, was Luana ein wenig beruhigte. Damit hatte sie einen Vorteil.
Allerdings war sie auch nicht so gut darin, viele Zauber zu wirken. Im Grunde kannte sie nur ein paar wenige, die sie nun gezielt einsetzen musste.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Luana, wie der junge Mann versuchte, seine am Boden festgefrorene Waffe zu befreien, während der Glatzkopf versuchte, sie zu überwältigen.
Luana ließ die Magie in ihre Hände wandern, als würde sie jemanden heilen wollen. Allerdings war das nicht ihr Ziel.
Über ihre Hände wanderte ihre Magie weiter durch ihren Stab, den sie dann gegen den Speer des Mannes schlug, als würde sie nicht wissen, was sie tat.
Ihre Magie sprang auf den Speer über, doch er glitt nicht weiter zu dem Mann, wie sie es geplant hatte. Das war nicht gut. Sie musste es wohl anders angehen, doch wie?
Luana versuchte so gut es ging dem Speer auszuweichen, bemerkte dabei aber, dass sie immer mehr Wunden bekam und ihre Kleidung fast auseinanderfiel.
Als er erneut an ihrer Seite vorbeischrammte, nutzte sie die Möglichkeit, sprang nach vorn und schlug ihre flache Hand auf die Brust des Mannes. Dieser lachte rau. "Wie niedlich", sagte er, da ihr Angriff nicht wirklich stark gewesen war. Das war aber auch nicht der Sinn davon.
Er wollte nach ihr greifen, schaffte es aber nicht, da sein Körper plötzlich zu zittern begann, bevor er wie ein nasser Sack nach vorn krachte.
Luana machte große Augen. Damit hatte sie selbst nicht gerechnet, doch es funktionierte! Sie hatte einen Punkt getroffen, in dem sie ihre Magie geleitet hatte und die ihn nun bewegungsunfähig machte.
Sie blickte auf ihre Hände und war noch so überrascht, dass sie den Angriff nicht kommen sah.
Schmerz machte sich in ihrer Seite breit, als sich ein eiskalter Speer in ihren rechten Bauch bohrte.
Luana schrie auf, bevor sie nach vorn stolperte, um dem Speer zu entkommen. Sofort legte sie ihre Hand auf die Wunde, aus der Blut rann. Dieses tropfte zu Boden, während sich die Wunde nur ganz langsam schloss.
Ihr Atem wurde wieder hektischer, während sie versuchte, sich zu heilen, gleichzeitig aber auch, dem Mann auszuweichen.
Bei dem Versuch, auszuweichen, stolperte sie über ihre eigenen Füße und fiel nach hinten. Sie krachte auf das Eis, das sie selbst erzeugt hatte. Die Luft verließ ihre Lungen, während sich Schmerzen in ihr breit machte.
"Jetzt hab ich dich", sagte der Mann mit funkelnden Augen, doch bevor er ihr mit dem Speer den Gnadenstoß verletzen konnte, hob Luana die Hand und ließ Wind entstehen. Es war ein panischer Versuch, sich zu verteidigen, weshalb der Zauber wesentlich kräftiger war, als sie erwartet hatte. Der Wind riss ihn förmlich von den Beinen und schleuderte ihn gegen einen Baum.
Sofort spürte sie das Bedürfnis, ihm zu helfen, doch sie kämpfte es nieder. Stattdessen rappelte sie sich auf und wandte sich zu Ragnar.
Dieser stand schwer atmend vor den am Boden liegenden Männern. Aus seinem Auge rann Blut, das sich mit dem vermischte, das aus den restlichen Wunden kam, die seinen Körper säumten.
Luana schnappte nach Luft, bevor sie sich auf ihn zubewegte. Sie wollte rennen, doch ihr Körper machte nicht mit. Der Blutverlust machte ihr zu schaffen, wie musste es dann erst Ragnar gehen?
Ihre Wunde war oberflächlich verschlossen und um den Rest würde sie sich später kümmern. Zuerst musste sie Ragnar heilen!
Sie war gerade bei ihm, als sie bemerkte, dass sein Körper die Wunden schon selbst heilte. Lycaner waren wirklich sehr stark, damit hatte sie nicht gerechnet.
"Luana", keuchte Ragnar, der sogar ein wenig Blut spuckte, bevor er nach ihr griff. Gerade rechtzeitig, denn Luanas Beine gaben nach. Dennoch streckte sie die Hände nach ihm aus, weil sie ihn heilen wollte. "Heil dich selbst", fauchte er sie ungehalten an, bevor er sie sogar hochhob.
Luana wurde schwindlig, bevor sich ihr Blickfeld langsam schwarz färbte. Sie atmete schneller, in der Hoffnung, mehr Luft zu bekommen, doch es brachte nichts.
Ragnar fluchte, bevor Luana spürte, dass er sich schnell bewegte. Sie selbst bekam nicht richtig mit, was vor sich ging.
Erst, als man sie auf ein Bett legte und sich Nora über sie beugte, bemerkte sie, dass sie wieder zuhause war.
Sie spürte die Wärme, die von Noras Hand ausging und atmete erleichtert auf. Die Schmerzen wurden weniger und auch das seltsame, drückende Gefühl auf ihrem Kopf nahm ab.
"Ragnar", murmelte sie leise, da sie sich Sorgen um ihn machte.
"Ich bin hier. Mir geht es gut", versicherte er und griff sogar nach ihrer Hand.
"Geh nicht weg", flüsterte Luana, die spürte, dass ihr die Tränen kamen.
Sie spürte, dass er sanft ihre Hand küsste. "Gehe ich nicht", versprach er sanft.
"Ich kümmere mich gleich um ihn", versprach Nora, die nun von Luana abließ. "Du musst dich ausruhen. Da war Gift an der Waffe, die dich hätte lähmen sollen. Deine Magie hat dich vor schlimmeren bewahrt."
Luana versuchte, sich aufzusetzen, wurde aber von Ragnar daran gehindert. "Liegen bleiben", sagte er streng.
Nur widerwillig ließ sich Luana wieder zurück in die Kissen fallen. Ihr ging es noch nicht wieder richtig gut, doch sie wandte den Blick zu Ragnar, um diesen zu mustern. Im Gegensatz zu ihr, schien er nicht verletzt. Seine Wunden waren bereits geheilt. Bis auf sein Auge. Dieses hatte er noch immer zusammengekniffen, weshalb Luana die Hand hob. Sie wollte seine Wange streicheln, doch Ragnar hielt ihre Hand auf. "Nicht heilen. Du brauchst deine Kraft", sagte er besorgt.
"Ich schiebe dir ein Bett heran. Ich glaube Luana steht unter Schock", bemerkte Nora besorgt, die kurz darauf schon das andere Bett im Raum zu ihnen schob.
"Ich brauche kein Bett", meinte Ragnar nüchtern, was Nora lachen ließ.
"Willst du am Boden schlafen?", fragte sie belustigt. "Bleib die Nacht hier. Luana braucht dich."
Luana hörte zwar, was gesagt wurde, verstand jedoch nicht alles.
Ragnar setzte sich auf ihr Bett und nahm sie in den Arm. Sofort schmiegte sie sich an seine Brust. Die Wärme tat ihr gut, denn sie zeigte ihr, dass sie in Sicherheit war.
"So geht es natürlich auch", meinte Nora kopfschüttelnd. "Ich lass euch jetzt allein. Sienna will aber gleich nach euch sehen." Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.
"Du hast mir Sorgen gemacht", bemerkte Ragnar, der Luanas Kopf küsste. "Mach das nie wieder", flüsterte er besorgt.
"Was?", murmelte Luana, die nicht verstand, worauf er hinauswollte.
"Dich in Gefahr bringen", antwortete Ragnar angespannt, der begann, sie sanft zu streicheln.
"Ich hab es ja nicht mit Absicht gemacht", murmelte Luana, die sich langsam wieder entspannte.
"Ich weiß", flüsterte Ragnar, der sie etwas weiter an sich zog. "Versprich mir trotzdem, dass du nicht mehr dorthin gehst."
Luana spannte sich etwas an. "Nicht in nächster Zeit", versprach sie, was Ragnar nur mit den Zähnen knirschen ließ.
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Luana-Tochter des Mondes (Leseprobe)
WerewolfBEENDET Als die Werwölfin Luana im Dunkelwald einen fremden Mann findet, der ganz eindeutig nicht zu ihrem Rudel gehört, beginnt für sie eine Reise, die ihr einiges abverlangt. Sie deckt das Geheimnis ihres Rudels auf und alles, was sie kennt, brich...