Kapitel 15

224 27 6
                                    

Kapitel 15

Die Kutsche hielt, was dafür sorgte, dass Luana noch aufgeregter wurde. Was würde jetzt passieren? Was verlangte man von ihr?

Zuerst erhob sich der Vampir, der Sienna packte und sie förmlich mit sich zog. Diese wehrte sich nicht, stolperte aber dennoch mehr hinterher, als dass sie lief.

Luana erhob sich langsam und folgte den beiden aus der Kutsche heraus, um kurz darauf die Augen zusammenzukneifen, weil es einfach viel zu hell war. Waren Vampire nicht Geschöpfe der Nacht? Warum lebte er dann in einer so sonnigen Gegend?

Langsam blinzelnd versuchte Luana ihre Umgebung wahrzunehmen. Zuerst sah sie nur farbige Flecke, die langsam ein buntes Meer aus Blumen bildeten.

Staunend sah sie sich um, denn sie hätte mit wesentlich mehr düsteren Farben und abgestorbenen Bäumen gerechnet, doch hier blühte alles in voller Pracht.

Dann bemerkte sie das Gebäude, das dafür sorgte, dass ihre Augen groß wurden. Das war sein Haus? Wobei Haus diesem Gebäude sicherlich nicht gerecht wurde, doch Luana kannte die Begriffe für diese Bauten nicht. Es war auf alle Fälle riesig.

Irgendwie war es in stufenform erbaut. Der mittlere Teil war am höchsten mit vier Stockwerken. Dann kamen links und rechts kleinere Gebäude, die jedoch nahtlos an das mittlere anschlossen. Sie waren etwas kleiner, hatten aber ein Dach, das wohl as eine Art Balkon für den oberen Teil dienete.

Neben diese waren weitere kleinere Gebäude, wobei eines aussah wie ein Wintergarten.

Luana war so fasziniert von dem Anblick des aus hellem Sandstein bestehendem Gebäudes, dass sie erst reagierte, als der Vampir sie unsanft nach vorn schubste.

"Du wirst als erstes Sienna aus diesen Kleidern helfen und sie waschen", wies er Luana an. Diese nickte, wagte aber nicht zu fragen, wo das geschehen sollte. Sie wollte nicht bei ihrer ersten Aufgabe Ärger machen.

Der Vampir schob sie förmlich vor sich her und die Steinstufen hinauf, die zum Eingang führten. Luana fiel auf, dass Sienna recht langsam war und ihren Kopf erschöpft gesenkt hielt. Dabei hatte sie gerade erste getrunken und musste doch eine gewisse Kraft erhalten haben oder täusche sie sich da?

Wahrscheinlich setzte ihr auch die Hitze zu, denn Luana war durchaus aufgefallen, dass sie mehrere Schichten an Kleidern trug.

"Sienna wird dich führen. Du wirst dich danach auch gleich waschen", wies der Vampir an, der sie förmlich ins Haus schubste.

Luana bemerkte die Dienstmädchen, die links und rechts neben der Tür standen. Sie griffen nicht ein und blickten sie auch nicht an. Stattdessen schienen sie auf die Worte ihres Herren zu warten.

Etwas erleichtert, dass sie zwar schlicht, aber vollständig begleitet waren, sah sich Luana weiter um, bemerkte aber schnell, dass Sienna bereits durch die Gänge lief. Sie hielt auf die linke Seite des Gebäudes zu. Dort, wo sie den Wintergarten gesehen hatte.

Langsam folgte Luana und sah sich in ihrem Zuhause auf Zeit um. Sie nahm sich fest vor wegzurennen, doch dafür musste sie erst einmal Kraft tanken. Ohne Nahrung und Wasser würde sie nicht weit kommen. Nicht in ihrem Zustand. Zudem wusste sie auch gar nicht, wo sie hin sollte.

Sienna führte sie und deutete schließlich auf eine Tür. Die Itari war noch immer geknebelt, weshalb sie nichts sagen sollte. Luana wusste nicht, ob sie ihr helfen sollte oder nicht. Sie traute sich auch nicht wirklich.

Langsam öffnete Luana die Tür und entdeckte ein recht schönes Badezimmer. Zudem dampfte bereits Wasser in einem im Boden eingelassenes Becken.

War das wirklich ein Bad für Sklaven? Luana war überrascht, denn sie hatte etwas anderes erwartet.

Sienna trat ein und deutete Luana an, ihr zu folgen.

Diese kam zu ihr, schloss aber hinter sich die Tür. "Was soll ich machen?", fragte Luana unschlüssig und mit rauer Stimme, während sie Sienna musterte. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat sie auf Sienna zu und nahm ihr den Knebel langsam ab.

Sofort atmete Sienna tief ein, bevor sie leise seufzte. "Danke. Kannst du mir Wasser geben?", fragte sie mit rauer, kratziger Stimme.

Luana nickte und trat auf eine kleine Vorrichtung zu, die aus einer Art Sammelbecken und einem Loch in der Wand bestand. Dort floss frisches, klares Wasser in das Sammelbecken. Dort gab es auch ein Loch, durch welches das Wasser wieder ablief. Es wirkte wie ein selbst erschaffener Brunnen.

Langsam schöpfte Luana Wasser und reichte es Sienna, die noch immer keine Anstalten machte, sich auszuziehen. So wie Luana den Vampir verstanden hatte, war das nun wohl ihre Aufgabe. Wartete Sienna darauf?

Luana streifte ihr vorsichtig den Mantel ab und bemerkte dann, dass sie tatsächlich mehrere Schichten Kleider trug. Sie streifte diese immer weiter ab und stellte schließlich entsetzt fest, dass Siennas Hände auf den Rücken gebunden waren. Darum hatte sie keine Regung gezeigt. Sie konnte überhaupt nicht.

Nachdem Luana die Arme freigelegt hatte, betrachtete sie diese. "Wie soll ich das lösen?", fragte sie zögerlich. Es waren seile und es gab sicherlich eine Möglichkeit, doch Luana war darin nicht geübt.

"Versuch es bitte", flüsterte Sienna erschöpft, was dafür sorgte, dass Luana begann, an den Seilen herumzunesteln.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Luana die Seile gelöst hatte. Die junge Itari seufzte erleichtert und begann, vorsichtig ihre Arme zu bewegen. "Danke", hauchte sie erleichtert, bevor sie sogar begann, sich selbst weiter auszuziehen. "Zieh dich auch aus, dann können wir in die Badewanne", sagte sie müde.

Luana nickte, beobachtete Sienna kurz und zog sich dann ebenfalls aus. Sie hatte Mitleid mit ihr, doch sie konnte nichts tun. Diese Dinge lagen außerhalb ihrer Möglichkeiten. Sie konnte Sienna nur ein bisschen helfen. Daher holte sie die Schwämme und Kräuterpasten, mit denen sie Sienna waschen wollte.

Vorsichtig half sie Sienna sogar ins Wasser. Obwohl diese ein Geräusch machte, das deutlich zeigte, dass ihr das Wasser zu heiß war, ging sie mit zusammengebissenen Zähnen weiter. "Soll ich es abkühlen?", fragte Luana leise. Sie konnte mittlerweile so gut Magie, dass sie sogar das Eis beherrschte. Damit könnte sie die Temperatur ein wenig mildern. Hoffte sie zumindest.

"Es tut mir leid, dass du jetzt wegen mir hier bist", murmelte Sienna, die sich leicht ins Wasser gleiten ließ und auf ihre Frage nicht einging. Stattdessen schloss sie die Augen und schien zu versuchen, ruhig zu atmen.

"Es ist nicht deine Schuld. Und besser als am Pfosten zu stehen", seufzte Luana, die Sienna langsam folgte. Das Wasser war so heiß, dass es stach. Allerdings wurde es recht schnell besser und Luana bemerkte, dass es nur dadurch so war, weil ihr Arme und Beine sehr kalt waren. "Wo sind wir hier eigentlich?", fragte Luana, die das Bad genoss, aber auch die Zeit nutzen wollte, mehr herauszufinden.

"Ich habe keine Ahnung wie die Stadt heißt, aber wir sind auf Yama und Lord Amon ist der Herrscher dieses Gebiets", erklärte Sienna leise und mit einem entspannten Seufzen.

Luana-Tochter des Mondes (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt