Kapitel 34

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Kapitel 34

Jeden Tag konnte Luana sehen, wie ihre kleine Siedlung wuchs.

Sie hatten gemeinsam angefangen das Haupthaus zu errichten. Es würde der Mittelpunkt ihrer Stadt sein. Es lag geschützt an dem Berghang und bot aktuell allen einen Unterschlupf zum Schlafen. Hier wurde auch gekocht, doch da selbst das Errichten dieses Gebäudes sehr lange gedauert hatte, gab es bisher noch nicht viel mehr. Nur Siennas Garten.

Es war ihr gelungen ein Gebiet komplett und sehr tief von Eis und Schnee zu befreien. Dort hatte sie Nutzpflanzen gezogen, die schon jetzt kurz vor der Blühte standen. Siennas Gaben waren wirklich hilfreich, doch die Leute wurden dennoch unruhig. Was vorrangig daran lag, dass niemand wirklich das Sagen hatte. Das sorgte für viele Diskussionen und Problemen.

Luana half Sienna dabei, die gewachsenen Unkräuter zu beseitigen, während sie lauschte, wie die anderen diskutierten.

Für sie war es im Grunde kein Problem. Sie hörte meist auf Ragnar, Amon oder Sienna. Nur waren sich Ragnar und Amon gerade uneinig.

Sie stritten darum, wie sie die Siedlung am besten beschützen sollen.

Während Amon einen Wall vorschlug, argumentierte Ragnar mit den fehlenden Ressourcen. Stattdessen wollte er die Leute zu Kämpfern ausbilden.

Dieser Streit ging schon fast eine Stunde, was wohl sogar bei Sienna für schlechte Laune sorgte.

Diese warf die Gartenkralle zur Seite und erhob sich. "Leute. Hört endlich auf damit. Wieso bauen wir keinen Wall aus dem sowieso vorhandenen Eis und um diesen zu schützen sorgen wir dafür, dass einige diesen bewachen. So habt ihr beide das, was ihr wollt", sagte sie entschieden, was Luana schmunzeln ließ.

Sowohl Amon als auch Ragnar blickten sie für einen Moment verwirrt an, bevor sie auf den Vorschlag eingingen. Ihre Diskussion änderte sich und nun ging es darum, wie sie das tun sollen.

Die Bewohner hatten sich dazu entschieden, dass Amon und Ragnar zusammenarbeiten sollten. Eigentlich gehörten Luana und Sienna auch dazu, doch diese mischten sich eher selten ein. Dabei war Luana allerdings aufgefallen, dass oft Sienna das letzte Wort hatte. So wie im Moment.

"Du kannst wirklich gut mit den Männern umgehen", bemerkte sie schmunzelnd, als Sienna zu ihr zurückkehrte.

Diese schnaubte leise. "Sie verlieren sich in Problemen, die keine sind", behauptete sie, bevor sie weiter den Garten pflegte. Sie brauchten die Nahrung bald, weshalb sich die beiden Frauen aktuell auf diese Dinge konzentrierten.

Sienna hatte gestern ein paar Bäume aus dem Boden wachsen lassen, die heute ausgewachsen waren. Einige Frauen und Männer erntete die Samen und dann würde der Baum gefällt werden. Luana machte das Sorgen. Sienna war müde und wirkte noch blasser als ohnehin schon. Es war sicherlich nicht gut, wenn sie diese Gabe ständig nutzte.

"Ich habe dich schon lange nicht mehr trinken gesehen", bemerkte Luana besorgt. Als Itari brauchte sie, genau wie Amon, regelmäßig Blut.

Amon hatte einige junge Rauen, die sich ihm gern anboten, doch bei Sienna war das bisher nicht der Fall gewesen.

Die Rothaarigw lächelte schief. "Ich möchte niemanden etwas nehmen. Sie alle brauchen ihre Kraft", behauptete sie, was Luana den Kopf schütteln ließ.

"Wir alle brauchen dich", sagte sie entschieden. Ohne sie wäre die Gruppe nicht in der Lage, lange genug zu überleben.

Sienna seufzte. "Ich komme schon klar", versicherte sie abwinkend.

Luana machte das ein schlechtes Gefühl. "Trink von mir", bot sie an, wobei es irgendwie auch einen ungewohnt befehlerischen Ton hatte.

Sienna sah verwirrt und überrascht auf und direkt zu Luana, die ihr das Handgelenk hinstreckte.

Es war eine auffordernde Geste. Für Luana war es wichtig, dass Sienna gut genährt war.

Zögerlich trat diese sogar auf Luana zu. Sie wirkte ein wenig hin und her gerissen, doch sie griff nach Luanas Hand. "Sicher?", fragte sie zögerlich.

Luana, die überhaupt nicht zögerte, nickte entschlossen. "Du brauchst es", sagte sie entschieden.

Auf Siennas Lippen erschien ein kleines Lächeln, bevor sie sich zu Luana beugte und vorsichtig ihr Handgelenk mit ihren Lippen berührte.

Luana erwartete Schmerzen, doch da war nur ein leichter Stich, bevor sie spürte, dass Wärme von der Stelle ausging. Diese floss durch ihren ganzen Körper und ließ sie keuchen. Es war ein überraschend angenehmes Gefühl.

Obwohl Luana spürte, dass Sienna ihr Blut trank, hatte sie doch das Gefühl, dass diese ihr etwas zurückgab.

Schließlich löste sich Sienna von ihr und schenkte ihr ein Lächeln. "Danke, das hab ich gebraucht", gab sie zögerlich zu.

Luana strahlte sie an. Es freute sie sehr, dass es Sienna nun wieder besser ging. Sie war auch nicht mehr so blass, sondern wieder normal.

So sollte sie aussehen!

"Sienna, kannst du kurz mitkommen?", fragte Amon, der mit Ragnar auf die beiden Frauen zutrat.

Die Itari blickte zu Luana, bevor sie nickte. Dann deutete sie Luana an, dass diese ihnen ebenfalls folgten sollte.

Schnell putzte sich Luana den Mantel ab, bevor sie auf die beiden Männer zukam.

"Was ist denn?", fragte Sienna neugierig.

"Wir haben uns geeinigt und würden mit dir gern besprechen, wo wir die Mauer machen. Du kannst besser einschätzen, wie viel Platz wir haben", erklärte Amon. Diesr hielt zwar das Schild aufrecht, doch Sienna musste die Erde fruchtbar machen.

Diese legte den Kopf schief. "Ich habe keinen begrenzten Radius", sagte sie, was dafür sorgte, dass Amon sie verwirrt anblickte. Luana konnte das durchaus verstehen. Hieß Das etwas, dass Sienna theoretisch den ganzen Planeten beeinflussen konnte?

"Trotzdem sollten wir klären, wo wir den Wall entlang bauen", sagte Ragnar, der Sienna und Luana musterte.

Sienna nickte. "Gehen wir uns umsehen", stimmte sie zu, bevor sie sich in Bewegung setzten.

Gemeinsam liefen sie den Rand entlang. Dieser war erhöht, weil sie den Schnee nur bis zu einem gewissen Punkt beseitigt hatte. Eine Fläche, die im Moment groß genug war, dass sie alles wichtige unterbringen konnten.

"Setzen wir sie weiter nach draußen", entschied Sienna schließlich. "Dann können wir diesen Schnee nutzen. Auch haben wir dann mehr Platz."

Ragnar nickte. "Dann nutzen wir die Leute, diejenigen, die Magie beherrschen, um den Wall zu bauen", entschied er.

"Und danach fragen wir, wer es sich zutraut, diesen Wall zu schützen", fügte Amon hinzu.

Das ließ Luana lächeln. Es schien, als hätten sie die Rollen getauscht. Die beiden passten sehr gut zusammen. Als hätten sie schon immer miteinander gearbeitet.

Luana-Tochter des Mondes (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt