Kapitel 27

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Kapitel 27

Luana spielte mit ihren Fingern an dem neuen Halsband herum. Sie verstand nicht genau, warum sie so eines tragen musste, allerdings war es für sie nicht so schlimm wie für Sienna. Dieser konnte man deutlich ansehen, dass ihr das gar nicht gefiel. Sie konnte allerdings auch nichts dagegen machen.

Ihre Magie war unterdrückt und damit war sie machtlos. Etwas, womit sie gar nicht gut klarzukommen schien. Nicht nur, weil sie der Ring scheinbar störte, sie wirkte auch, als wäre sie viel erschöpfter, langsamer und weniger geschmeidig. Luana hatte gar nicht gewusst, dass so viele Dinge mit der Magie zusammenhingen. Für sie war es einfach nur ein wenig unbequem am Hals.

Amon führte sie wieder hinaus zu und zur Kutsche. Kaum waren sie eingestiegen und losgefahren, wandte er sich an die beiden Frauen. "Wir fahren jetzt zum Sklavenmarkt", erklärte er mit ruhiger Stimme.

Während sich Luana fragte warum, begann Sienna unruhig zu werden. So sehr, dass es sogar wirkte, als würde sie aus der fahrenden Kutsche springen wollten. Bei ihrem Versuch landete sie jedoch mit dem Baum über Amons Beinen, der sie so festhielt.

"Ich will, dass ihr euch dort umseht. Luana, du sollst nach Werwölfen aus deinem Rudel Ausschau halten", sagte er ernst, was dafür sorgte, dass Sienna nun doch ein Stückchen aufsah und sich beruhigte. Ihr Blick wirkte fragend.

Luana verstand sie, denn sie blickte Amon ebenfalls verwirrt an. Warum sollte sie Ausschau nach Wölfen aus ihrem Rudel halten?

Eigentlich konnte sie fragen, doch sie traute sich noch immer nicht. Amon war nett und höflich, doch so stark, dass sie irgendwie mittlerweile zu ihm aufsah. Sie wollte ihn nicht nerven. Wenn er antworten und erklären wollte, würde er das tun.

Ob er die Werwölfe vielleicht für die Zucht wollte, wie er zu dem einen Vampir gesagt hatte? Luana konnte es nicht sagen. Sie spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Bauch bildete, je weiter sie fuhren. Die Aufregung hatte sie vollkommen im Griff, doch sie versuchte, ruhig zu bleiben.

Schließlich hielten sie. Amon stieg aus, bevor Luana folgte. Sie war so aufgeregt, dass sie zitternde Beine hatte und fast aus der Kutsche fiel. Der Vampir hielt sie jedoch, damit sie nicht stürzte. Dabei schmunzelte er belustigt.

"D-Danke", brachte Luana zögerlich hervor, bevor sie Sienna eine Hand reichte. Allerdings kam Amon ihr zuvor und half dieser.

"Sonst fallt ihr noch zusammen", bemerkte er nüchtern.

Erst, als alle drei sicher auf dem Boden standen, setzten sie sich in Bewegung.

Luana ließ ihren Blick umherwandern. Sie hatte das erste Mal nicht viel vom Sklavenmarkt gesehen, doch jetzt hatte sie die Gelegenheit diesen genauer zu betrachten.

Es gab mehrere Bereiche mit verschiedenen Händlern. Sie alle boten ihre Waren auf unterschiedlicher Weise an. Es gab Käfige, in denen die Sklaven saßen. Dann gab es den Bereich wo Luana gewesen war. Der mit den Pfälen.

Weiter weg gab es sogar eine Bühne. Amon erklärte ihr, dass dort Sklaven verkauft wurden, die bereits als Lustsklaven ausgebildet waren. Diese unterschieden sich sehr im Preis.

Luana schluckte. Sie fühlte sich sehr unwohl. Es gefiel ihr hier einfach nicht, doch sie hielt die Augen offen.

Selbst Sienna schien sich hier nicht wohlzufühlen. Sie rieb ihre Arme und blieb nah bei Luana.

"Wollt Ihr Eure Sklaven verkaufen?", fragte ein Händler, der sehr elegant gekleidet war an Amon gewandt. Sie befanden sich in der Nähe der Tribüne. Dort war allerdings noch niemand zu sehen.

"Nein", antwortete Amon kurz angebunden, bevor er zu einer Reihe Stühle ging. Er ließ sich nieder und zog Sienna auf seinen Schoß. Luana stellte sich unruhig neben ihn, weil sie wusste, dass sie sich nicht setzen durfte.

Aufgeregt starrte sie nach vorn. Was würde jetzt geschehen?

"Tipp mich an, wenn du jemanden siehst", sagte Amon mit leiser Stimme. Luana nickte. Ihr war klar, dass er sie meinte, weshalb sie weiter nach vorn starrte.

Einige Zeit lang geschah nichts. Zumindest nicht auf der Tribüne. Dafür sammelten sich immer mehr Vampire auf den Stühlen. Manche mit Sklaven, andere ohne.

Erst, als alle Plätze besetzt waren, trat ein Vampir auf die Bühne. Er hielt eine kleine Rede, der Luana allerdings nicht ganz folgen konnte. Das Einzige, was sie wirklich mitbekam, war die Tatsache, das sie hier ein paar besondere Sklaven präsentieren würden.

Luanas Herz klopfte heftig, während sie die Fäuste balle.

Während sie beobachtete, wie die ersten Sklaven auf die Bühne gebracht wurden, entspannte sie sich nach und nach. Es waren Frauen. Meistens Itaris, die als Lustsklaven ausgebildet waren. Werwölfe waren fast gar nicht darunter und wenn, dann kannte sie diese nicht.

Es gab auch einige Männer, doch diese hielten sich in Grenzen. Es gab wesentlich mehr Lycanermänner als Itarimänner. Das wunderte Luana, doch wahrscheinlich gab es einfach nicht so viele männliche Itaris.

Schließlich wurde ein Mann auf die Bühne geführt, der dafür sorgte, dass Luanas Herz einen Sprung machte und ihre Hand schnellte zu Amon. Sie schlug ihn regelrecht, weil sie so aufgeregt war. Dabei starrte sie auf Ragnar, der in Ketten gelegt war und seinen Blick gesenkt hatte.

Amon bot, doch ein anderer Vampir schien ihn ebenfalls zu wollen und bot mit.

Luanas Herz klopfte heftig und sie krallte ihre Hand sogar unbewusst in den Mantel von Amon. Ihr Blick war dabei nach vorn gerichtet. Sie hörte nur zur Hälfte, was da vor sich ging. Beide Vampire lieferten sich einen Bieterkampf, der Luana überraschte.

Er schien sogar dazu zu führen, dass Rangar aufsah, was da los war. Seine Augen wanderten umher und trafen dann auf Luana.

Beide starrten sich an, während die Vampire weiter boten. Luana hoffte sehr, dass es Amon gelingen würde, ihn zu ersteigern. Gleichzeitig wusste sie jedoch auch, dass er nicht jeden Preis würde zahlen können.

Luana-Tochter des Mondes (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt