"Evelyn, ich hatte viel zu tun, ich wusste ja nicht dass es so ernst ist-"

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Evys Sicht

Ich Hätte mit jedem gerechnet aber nicht mit meiner Mum. "Evelyn." sagt sie formell und blickt mich eiskalt an. Keine Emotionen, nicht mal ein winziges Zucken in ihren Augen. "Mum." sage ich genauso kühl zurück.

Es kommt mir vor als wäre die Temperatur in dem Gang auf einmal unter Null gefallen. Die Freude die ich eben noch verspürt habe hat sich verflüchtigt und einer kalten Leere platz gemacht.

"Wie geht es dir?" fragt sie steif und geht einen Schritt auf mich zu. ich starre sie immer noch kühl an und antworte ruhig. "Gut soweit. Den Umständen entsprechend." Sie nickt. "Das ist schön zu hören." antwortet sie und ich lache bitter auf.

"Ernsthaft, Mum?" frage ich und sehe sie wütend an. "Small Talk? Denkst du das ist jetzt der richtige Zeitpunkt um über mein Leben zu reden?" Sie zieht die perfekte Stirn in Falten.

"Evelyn, ich hatte viel zu tun, ich wusste ja nicht dass es so ernst ist-" setzt sie an doch ich unterbreche sie. "Richtig. Du wusstest es nicht. Weil es dich nicht interessiert hat, wie mein Leben läuft. Weil du dich nicht darum kümmerst wie es anderen geht. Für dich gibt es nur dich selbst. Und sonst niemanden. Nach dir die Sinnflut!" fauche ich und trete auch einen Schritt vor.

"Seit ich 6 bin, ziehen wir andauernd um. Seit ich zur Schule gehe, hatte ich nie richtige Freunde. Und warum? Weil du es nicht für wichtig gehalten hast. Dir war es wichtiger, deine Firma aufzubauen. Von einer Stadt in die nächste zu jetten. Du hast doch gar nicht realisiert, dass ich meine ganze Kindheit alleine verbracht habe, in irgendwelchen Büros oder auf Galas auf denen ich stundenlang in schicken Kleidern auf Samtstühlen sitzen musste und brav alle dämlichen Fragen beantwortet habe! Du warst nicht da, als ich meinen ersten zahn verloren habe. Das war Hannah. Sogar deine teuren Designer hatten mehr interesse an mir als du jemals haben wirst. Du warst nicht da, als ich meine erste Schulauführung hatte. Du warst nicht da, als ich mein erstes Zeugnis bekommen habe. Du warst verdammt noch mal nicht da, als ich das erste mal meine Tage hatte, oder als ich das erste mal so richtig verliebt war. Du warst nicht da als ich meinen ersten Freund hatte und auch nicht als ich auf die erste Party gegangen bin. Du warst es nicht, die mich abgeholt hat, als ich weinend zu Hause angerufen habe, weil Monica mit dem Auto von der Fahrbahn abgekommen ist. DU WARST NICHT DA!  Und das wirst du auch nie sein, denn ich war und bin niemals eine Priorität von dir. Kapierst du das jetzt endlich mal?" meine Stimme bricht ab und eine Träne rollt meine Wange hinunter.

"Evelyn, ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber ich will-" setzt sie wieder an, doch ich lasse sie nicht ausreden. "Einen Fehler?! Einen? Bist du dir sicher dass es einer war? Denn ich glaube es waren so viel mehr, Mum. So viel mehr. und jetzt geh. Ich will nicht mit dir reden und mir dein Gesülze anhören von wegen, jetzt wird alles besser. Es ist vorbei. Entgültig. Geh einfach." rufe ich und starre sie an.

Ein Teil von mir hofft, dass sie bleibt, dass sie weiter versucht zu retten was nicht zu retten ist. Doch sie geht. Sie dreht sich um und geht. Und in dieser Sekunde bricht etwas in mir entzwei. Ich starre ihr hinterher, bis sie verschwunden ist. Das wars dann wohl.

Don't mess with the Bad boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt