Kapitel 9-Date

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„Unser Date heute Abend steht noch?" Derek kam mit einer Akte unter dem Arm zu mir und lehnte sich grinsend an die Wand. Ich nickte nur und wollte ihn einfach nicht anschauen. Er würde mich bestimmt wieder darauf ansprechen, dass ich kaum mit ihm rede. „Du willst das also geheim halten?" er lief neben mir her und steckte seine linke Hand in den Kittel. „Ja. Das ein Oberarzt mit einer Assistenzärztin ausgeht ist nicht gerne gesehen" „Ja stimmt. Also, ich muss dann jetzt wieder. Bis heute Abend" er verabschiedete sich und bog ab. Ich konnte jetzt erst richtig durchatmen, da mir ohne seine Anwesenheit nicht fast die Luft zum Atmen fehlte und ich nicht immer das unangenehme Gefühl hatte, ihn küssen zu müssen. Ich hatte aber Angst, dass ich es mir mit ihm verscherzen würde, falls ich mich weiterhin so komisch verhielt und keinen Körperkontakt zu lassen würde. Also musste ich heute Abend wohl über meinen Schatten springen. „Na Süße, schon in Gedanken bei dem Date heute Abend?" Carina grinste über beide Ohren und schien aufgeregter zu sein, als ich. Was nicht stimmte, aber es wirkte so. „Lass uns das einfach vergessen. Ich bin echt aufgeregt" „Wegen was? Da ist ein Mann, ein Tisch, ein Kellner, du und ganz viel Zeit. Nichts, vor was du dich fürchten müsstest" sprach sie mir Mut zu, so wie eigentlich immer, wenn ich wieder in meine Komplexe abrutschte. Mir schwirrte schon den ganzen Tag eine Frage im Kopf herum, die ich ihr jetzt endlich stellen würde. „Was wenn er mehr will?" flüsterte ich und fühlte mich, als hätte das ganze Krankenhaus das gehört. „Willst du mit ihm ins Bett?" ich schüttelte schockiert über diese Frage den Kopf. „Na siehst du, Frage erledigt. Wenn du nicht willst, dann wird es auch nicht passieren" das war irgendwie einleuchtend. „Aber... Was wenn ihm das egal ist?" „Das wird ihm nicht egal sein. Merkst du nicht, dass er sich um dich sorgt? Er will nur das Beste für dich. Und wenn du nun mal nicht mit ihm ins Bett willst, wird er das verstehen und warten" „Warten?" „Warten bis du es willst" darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. „Aber das würde ja voraussetzen, dass ich irgendwann mit ihm...Du weißt schon" „Ja natürlich. Oder willst du wie eine Nonne leben?" ich schluckte kurz. Ich hatte mir darüber keine Gedanken gemacht, weil es mehr oder weniger klar für mich war, dass ich niemals wieder Sex wollte. Aber das veränderte meine Sichtweise. „Warte, dass meinst du doch nicht ernst?" sie blieb schockiert stehen. „Doch eigentlich..." „Nein. Vielleicht denkst du das jetzt, aber irgendwann wirst du bemerken, dass du mit ihm ins Bett willst, du spürst das. Wenn nicht heute, dann irgendwann anders. Aber glaub mir, du bist nicht befreit davon" „Nein das glaube ich nicht. Dafür habe ich zu schlechte Erfahrungen gemacht" „Ja, und du musst diesen Teil deines Lebens endlich hinter dir lassen" sie nahm meine Hände um ihren Standpunkt noch klarer zu machen. „Er ist jetzt dein Neues Leben. Vergiss wenigstens für diesen Abend, was dir passiert ist und sei die Frau, die du gerne sein möchtest" rat sie mir. Ich nickte. Sie hatte Recht. Nach 6 Jahren, musste ich endlich vorrankommen. „Du wirst heute Abend, und das garantiere ich dir, ein Kribbeln im Bauch haben, sobald er dich auch nur ansieht. Und falls ihr euch küssen solltet und eure Körper sich dabei berühren, wirst du spüren, wie hemmungslos du wirst. Du wirst fühlen, was du noch nie gefühlt hast" erklärte sie. Das klang schön und beängstigend zu gleich. „Aber ich weiß doch gar nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Ich weiß nicht wie man... Flirtet..." mein Kopf war wieder gebeugt und ich sah zu Boden. Das war mir peinlich. „Das musst du auch nicht wissen. Dates sind nicht dafür da, geplant zu werden. Das meiste was dort passiert, passiert einfach. Und du wirst es schaffen, ihn für dich zu gewinnen, wenn du dich dazu überwindest" wir gingen in die Umkleide. Sie hatte wirklich Recht. Sie wusste irgendwie immer eine Antwort. „Und was, wenn er mich nach dem Date noch zu sich nachhause einlädt?" „Wenn er dich noch zu ihm einlädt und du ja sagst, dann ist das eigentlich eine Zustimmung dafür, dass ihr miteinander schlafen werdet. Aber keine Sorge, dass macht er nicht vor dem dritten Date" ich nickte und war um einiges erleichtert. Meine Auffassung des Ganzen war, dass es bei Dates eigentlich immer nur um das Eine ging. Aber wie hätte ich auch eine andere Sichtweise haben können? Niemand hat mir je etwas anderes gezeigt. „Und wenn was sein sollte, kannst du mich gerne anrufen. Ich sitze auf der Couch und warte auf dich" wir schlossen unsere Spinde und verließen das Krankenhaus.

„Dieses Kleid ist der Hammer" sie machte eine Diva-Artige Handbewegung und sah mich an. „Nicht zu kurz, nicht zu nuttig, aber nicht zu brav. Es ist perfekt" sie hatte verschiedene Kleidungsstücke aus ihrem Schrank ausgewählt und mich anprobieren lassen. Ich fühlte mich wohl darin. Und ich hoffte natürlich, dass es ihm auch gefallen würde. So hatte ich wirklich noch nie gedacht. Noch nie hatte ich darüber nachgedacht, einem Mann zu gefallen. „Ich bin noch nervöser als auf dem Ball" ich sah mich wieder im Spiegel an und auch Carina, die meine Haare fertig machte. „Ist ja klar. Das ist dein erstes Date überhaupt. Aber er ist ein toller Typ, er wird sich gut um dich kümmern" ich sah auf die Uhr. Es war Viertel vor 8. „Wir sollten los" eigentlich wollte er mich abholen, aber ich hatte darauf bestanden, selber hinzufahren. Das lag hauptsächlich daran, dass ich nicht mit ihm alleine sein wollte. Carina schnappte sich die Autoschlüssel und wir setzten uns ins Auto. Ich nahm nochmal mein Handy, da ich Angst hatte, er würde noch kurzfristig absagen. „Sitze schon drinnen und warte 😊" las ich. „Er ist schon da" teilte ich Carina mit. „Ein Mann der mal pünktlich zur Verabredung kommt? Jetzt solltest du dir wirklich Sorgen machen" verängstigt sah ich sie an. „Das war ein Spaß. Wo ist dein Sinn für Humor geblieben?

Sie parkte vor dem Restaurant das wir ausgemacht hatten und ich blieb noch im Auto sitzen. Denn man konnte ihn schon vom Parkplatz aussehen, da er direkt an einer Scheibe saß. Er trug ein weißes Hemd, dessen oberster Knopf geöffnet war und dazu eine Anzughose. Sein Jackett hing vermutlich an der Garderobe oder lag im Auto. „Er sieht heiß aus" sensibel wie immer sah sie ihn grinsend an. Aber ich wusste, dass sie Recht hatte. „Worauf wartest du noch? Geh und verdreh ihm den Kopf" sie checkte nochmal ob meine Haare auch richtig saßen und umarmte mich dann. „Schreib mir, wenn ich dich abholen soll" ich nickte und stieg aus dem Auto aus. Ich rückte mein Kleid zurecht und atmete tief ein und wieder aus. Die Nervosität stieg mir bis zum Hals. Ich überwand mich und ging in das Restaurant hinein. Er hatte mich schon gesehen und lächelte. Ich ging an seinen Tisch. „Hey" begrüßte er mich und kam aus dem Lächeln gar nicht mehr raus. „Hi" ich konnte auch nicht aufhören, ihn an zulächeln. „Du siehst wirklich schön aus" komplimentierte er mich und zog seinen Stuhl noch ein bisschen näher an den Tisch. Die Musik die Leise spielte, das ruhige Getuschel anderer Gäste, das Licht der Straßenlaterne auf der anderen Straßenseite und die brennende Kerze neben uns, machten diesen Abend romantisch. „Danke. Du auch. Hemden stehen dir" ich lächelte ein wenig Unsicher und hielt meine Füße nah bei meinem Körper. „Willst du irgendwas trinken? Wein, Sekt, Champagner...Geht ja auf meine Kappe" sein charmantes Lächeln während er über den Rand der Getränkekarte sah, raubte mir den Atem. Mein Herz pochte immer schneller und mein Bauch kribbelte, immer wenn er mich mit diesem verträumten Blick ansah. „Bringen Sie uns doch bitte ihren besten Chardonnay" er lächelte die Kellnerin ebenfalls an, als er bestellte. „Gerne" sie sammelte die Karten wieder ein und er fuhr sich kurz durch die Haare.

Derek Shepherd- Der Schatten der WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt