21. Verwandle Trauer in Effizienz

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Die Party war zwar keine Überraschung, aber recht unterhaltsam. Ich hatte ein gutes Gefühl bis mich ein Augenpaar anstarrte. Als ob ich etwas geahnt hätte lief mir ein Schauer über den Rücken, bevor es klingelte. Cole und ich eilten nichtsahnend zur Tür und öffneten sie...

...nun sitze ich allein in unserem Wohnzimmer. Onkel Jack und Cole unterhalten sich 2 Räume weiter mit dem Polizeibeamten. Ich starre einfach ins Leere - Ausdruckslos mit gläsernen Augen. Wahrscheinlich sind meine Augen geschwollen und meine Wangen rot. Die Worte des Beamten hallen in meinen Ohren wieder. Wieder und wieder lasse ich seine Botschaft in meinem Kopf abspielen, in der Hoffnung, eine Lüge, ein Zweifeln in seiner Stimme und ein Ungereimtheit zu finden. 

Wie sich herausstellte waren meine Eltern so viel unterwegs um einen Spezialisten zu finden. Offenbar erkrankte meine Mutter an einer seltenen Krankheit und zog sich deshalb ein wenig zurück. Mir und Cole war, dass nicht aufgefallen. Ich mache mir Vorwürfe, dass wir ihre spontane Reise nicht hinterfragten. Als der Polizist uns die Nachricht übermittelte blieb mein Herz stehen. Überwältigt von Trauer und Schuldgefühlen brach ich zusammen. 

Schockstarre - so würde man meinen momentanen Zustand beschreiben. Ich will ja nicht sagen "Ich hab's ja gesagt", aber ich hab's ja gesagt: Ich hasse meinen Geburtstag. Auch wenn meine Mutter längst nicht alles über mich wusste, war sie doch eine der Personen die ich am meisten geliebt habe. Manchmal wurde diese Liebe von Wut übertroffen, aber im Grunde war sie immer für mich da. Nur manchmal nahm sie mich nicht ernst genug, oder die Meinung anderer war ihr wichtiger als meine - dennoch, wollt sie bis zu ihrem Tod nicht, dass ich mir Sorgen machen musste und beschützte mich.

Noch vor dem Eintreffen des Polizeibeamten dachte ich über meine Situation nach. Austin war gekommen, um mich daran zu erinnern für welche Seite ich mich entschied. Dem perfekten Leuten zu trotzen erschien mir richtig, ich empfand so viel Wut, jedesmal wenn es meinem Bruder schlecht ging. Man sagte mal zu mir, mein Beschützerinstinkt sei fast größer als mein Herz.

~Jack~

Die Wahrheit war schon immer nur relativ für mich. Den Tod meiner Schwester vor meiner Nichte etwas auszuschmücken schien mir nicht so schlimm zu sein wie ihr die Wahrheit zu verraten. 

Nachdem dem der Beamte geht, ziehe ich meinen Neffen zu mir. "Deiner Schwester sagst du nichts."

"Und wenn sie so wie Mum ist oder unser Onkel, dessen Geschichte Eve und ich kennen seit wir 8 sind."

Mit ersten Blicken konfrontiere ich Cole. "Deine Schwester würde viel anfälliger dafür sein, wenn du ehrlich zu ihr bist.", warne ich ihn und werfe einen Blick ins Wohnzimmer. "Ich kenne deine Schwester, sie ist viel stärker als sie aussieht.", erzähle ich Cole und klopfe ihm beruhigend auf die Schulter. Ob das Wirkung hat, bezweifle ich. 

Dann gehe ich ins Wohnzimmer und setzte mich neben meine Nichte. "Dein Dad kommt morgen nach Hause.", beginne ich. Keine Reaktion. Nichts kommt zurück. Sie starrt stattdessen gedankenversunken ins Leere. 

~Cole~

Tage später und meine Schwester ist immer noch nicht aus ihrem Zimmer gekommen. Von der Schule wurde sie erstmal befreit, doch heute sollte sie eigentlich wieder fit für den Unterricht sein. Da es so heiß ist, dass man Spiegeleier auf den Fensterscheiben oder Gehwegen braten könnte, ziehe ich nur ein T-Shirt und Shorts an. 

 Ich klopfe an der Zimmertür meiner Schwester, aber es kommt kein Lebenszeichen. Den Tod unserer Mutter musste ich auch erstmal verarbeiten und noch immer ist er mir ein Kloß im Hals- Es ist unangenehm wenn das Thema an die Oberfläche dringt, aber ich kann es nicht einfach herunterschlucken. 

Nach erneutem Klopfen, dreht sich der Schlüssel und die Tür geht auf. Wie neu geboren kommt meine Schwester fertig angezogen mit perfekt gemachten Haaren und Nägeln aus dem Zimmer. "Du bist fertig?", frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne, nur um ein Gespräch zu beginnen und endlich mal ihre Stimme zu hören. 

Mit einem knappen "Ja" geht sie an mir vorbei nach unten. Von hier aus kann ich hören, dass es nichts zu hören gibt. Auf ein Gespräch mit unserem Vater verzichtet sie wohl, genau wie ich. 

Bevor ich mich umdrehen kann, erweckt ein Klingelton mein Interesse. Ich betrete das Zimmer meiner Schwester und sehe den Bildschirm ihres Handys aufleuchten. Auch wenn ich nicht weiß, wen sie als "Idiot" eingespeichert hat, erkenne ich die Nummer auf dem Bildschirm. Mein bester -oder eher ehemals bester- Freund ruft an. Das erste was mir in den Sinn kommt ist ihr Kuss, den ich weder gesehen noch toleriert habe. Eve ist klug. Sie weiß in der Regel was sie tut, aber das, schien das dümmste und unüberlegteste zu sein. Wann sich diese "Geschichte" entwickelt hat ist mir nicht klar. Da stellt man ja jeden Besuch meines besten Freundes in Frage. Ich weiß wie sehr er Menschen runterziehen kann und meine Schwester in Versuchung zu bringen, hilft ihrer und meiner Situation nicht weiter. 

 Ich nehme also das Handy in die Hand, nachdem es aufgehört hat zu klingeln. Die einzelnen Nachrichten machen mich allerdings neugierig. Ich scrolle durch ihren Chat, nachdem ich das Handy mit meinem Fingerabdruck entsperrt habe, der offenbar noch drauf ist. 

Ich versteh, dass du deine Ruhe von mir willst, aber du kommst nicht zur Schule und sogar Henry ist im Unterricht mental kaum anwesend

Nach unserer Shoppingtour hatte ich das Gefühl da wäre was

Ich weiß, dass dein Bruder mich hasst und ich versuche es wieder gut zu machen

für dich

Die Nachrichten wirken auf mich aufrichtig, vielleicht sollte ich mal mit ihm sprechen?

~Eve~

Ich bin in der Schule, und nach allem was passiert ist, hasse ich diesen Ort nur noch mehr. Die Mädchen die den Kontakt suchen, um mit Justin Zeit verbringen zu können, sind nun noch nerviger als sonst. Dem Unterricht kann ich, selbst wenn ich es wöllte, nicht folge.  Niemand weiß was passiert ist, einschließlich ich selbst. 

Anstatt zu trauern, wie mein Bruder denkt, habe ich mich mit den Fakten auseinander gesetzt, meine Wut, meinen Frust und meine Trauer in mein Kissen geschlagen und mich mit Sport oder intensivem Lernen beschäftigt um mich abzulenken. 

Deshalb gehe ich auch sofort in der Mittagspause zu Austin. "Ich will zurückschlagen. Egal mit welchen Mitteln.", sage ich bestimmter denn je. Austin scheint es zu genießen, dass ich mcih auf seine Seite schlage.  

Abseits von allen anderen, drehen wir auf dem Hof ein paar Runden zu Fuß, damit wir ungestört reden können. "Schritt eins: Runter vom Footballfeld. Es ist sein gesamtes Leben, der Quarterback zu sein. Dann verlassen ihn seine Teamkollegen, die Mädchen und schließlich ist er wie jeder nur einer von den Normalen."

My Brothers best friend and IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt