Kapitel 22

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Am nächsten Tag konnte Njal schon wieder beim Frühstück teilnehmen. Er sah zwar noch etwas blass aus aber ansonsten beteuerte er, dass es ihm gut ginge.

Luana war bei Samara, die noch einen Tag auf ihrem Zimmer bleiben würde. Laut Njal, der am vergangenen Tag bei ihr gewesen sei, sollte es ihr wohl ganz gut gehen.

Kian habe ich seit einer ganzen Weile schon nicht mehr gesehen. Er kam zum schlafen nicht mehr in unser gemeinsames Zimmer. In der ersten Nacht habe ich mir nichts dabei gedacht, doch je mehr Nächte vergingen, desto größer wurde meine Sorge.

Den Gesprächen am Tisch hörte ich nicht großartig zu. Vika, die auf Valerians Schoß saß, erzählte irgendwas über ihre Woche. Das arme Mädchen hatte zwar mitbekommen, was mit Samara geschehen war aber sie hatte sie bisher noch nicht gesehen.

Ich wusste, dass Vika für Samara sehr wichtig war und auch Vika hatte in den letzten Tagen immer wieder nach Samara gefragt, doch bis gestern konnte niemand ihr eine vernünftige Antwort geben. Wir waren alle erleichtert gewesen, als die Nachricht kam, dass Samara erwacht war.

Komischerweise auch ich.

In den letzten Wochen sind mir die Hexen sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte gelernt, dass sie keine Monster waren. Ihre Vorgehensweisen aus der Vergangenheit waren nicht immer die richtigen aber die meisten zeigten Einsicht und es hatte sich verbessert.

Lustlos schob ich mein halb aufgegessenes Brot von mir und erhob mich. Njal warf mir einen fragenden Blick zu.
„Ich gehe Kian suchen." Erklärte ich knapp.

Njal sprang etwas schwerfälliger als sonst auf die Füße, doch ich winkte bloß ab. Ich hatte eine Vermutung, wieso er nun stand. „Ich muss mit ihm alleine sprechen, wenn ich ihn finde."

Keiner am Tisch sah wirklich begeistert aus, erst recht nicht Njal, der aber nur nickte und sich wieder hinsetzte.

Draußen auf dem Flur war es recht ruhig, da die meisten Hexen beim Frühstück waren. Ich sah zuerst in meinem Zimmer nach, doch da war Kian nicht. Irgendwie hatte ich gehofft, dass er dort sitzen und auf mich warten würde.

Als nächstes sah ich in den Ställen der Wyvern nach, doch außer den großen Tieren war dort niemand. Wahllos sah ich in verschiedenen Zimmern nach, von denen ich wusste, dass dort keine Hexen wohnten.

Privatsphäre wurde hier sehr groß geschrieben und ich wollte ungerne den Zorn einer der Frauen auf mich ziehen, nur weil ich ihn deren Zimmer war.

Nach beinahe einer Stunde Suche, ich hatte meine Arbeitsschicht verpasst anzufangen, kehrte ich zurück in den Speisesaal, wo mich Amadea nicht gerade glücklich empfing.

Bevor Njal erwacht war, hatte sie Nachsicht mit mir gehabt, doch jetzt wo Njal wieder auf seinen Beinen stehen konnte, erwartete sie von mir, dass ich wieder arbeitete.

Zu meiner Überraschung lungerte Njal noch im Speisesaal herum. Während meiner Schicht leistete er mir etwas Gesellschaft. Wir sprachen über alles und nichts, doch er vertröstete mich immer wieder auf Später, wenn ich ihn auf seinen Besuch bei Samara ansprach.

Anstatt mit den anderen zu Mittag zu essen, schnappten wir uns etwas zum Essen und gingen zu meinem Zimmer, wo wir es uns auf meinem Bett gemütlich machten.

Njals Arm war noch immer bandagiert und er konnte seine Hand noch immer nicht bewegen aber die Schmerzen waren wohl erträglicher geworden. Ich wechselte seinen Verband und musste mich zusammenreißen bei seinen Wunden das Gesicht nicht zu verziehen. Es sah wirklich schlimm aus.

„Samara hat gesagt, dass ich mit Cryder nach Rifthold zu Lady Westfall fliegen soll. Sie kann mir vermutlich helfen."

Ich sah von meinem Essen auf und sah zu Njal. „Das ist doch eine gute Idee."

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt