Kapitel 4

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Kleine Info zu Beginn: Harville ist eine ausgedachte Stadt. Die gibt es in der Welt von ToG nicht. Viel Spaß beim lesen! :) 

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Harville erinnerte mich an Farmond.

Es war grässlich.

Ich hatte gedacht, dass ich längst über meine Zeit in Farmond hinweg war aber beim Anblick des kleinen Städtchens irgendwo zwischen Allsbrook und Rosamel, dem Oakwald und den Staghorn Mountains, erinnerte mich wieder daran, wer ich einst war. Dass ich mal eine Sklavin ohne eine Stimme und ohne ein Recht auf Glück war.

Seit einer Woche waren wir nun schon unterwegs und hatten noch immer keine Spur von den Hexen.
Der letzte Angriff fand vor etwa anderthalb Wochen in der Nähe des kleinen Städtchens statt.
Nachdem wir zwei Nächte im Oakwald verbracht hatten, kamen wir vor drei Tagen in dieser Stadt an.
Manon verabschiedete sich von uns. Mit Abraxos würde sie zu sehr auffallen und sie weigerte sich strikt den riesigen Wyvern alleine im Wald oder in den Bergen zurück zu lassen.
Lysandra folgte ihr einen Tag später.

Sie konnten ohnehin nichts mehr für uns tun. Ab jetzt war es unsere Mission.

Mit dem Geld mieteten wir uns für eine Woche ein Zimmer in einem halbwegs ansehnlichen Gasthaus.
Wir bekamen ein Zimmer mit drei Betten, einem Badezimmer und zwei Mahlzeiten am Tag.

Njal und Kian zankten sich ab und zu, während ich die meiste Zeit stumm blieb.

Diese Stadt weckte wirklich schlechte Erinnerungen.

Heute Morgen, als wir über den Markt schlenderten und versuchten Informationen zu sammeln, bemerkte ich ein junges Mädchen. Sie war vielleicht vierzehn, höchstens fünfzehn Jahre alt. Ihre blonden Haare waren verfilzt und ich konnte ihre Rippen ganz deutlich unter ihrem durchscheinen Kleid sehen.
Das Mädchen hatte Kian und Njal einen hoffnungsvollen Blick zugeworfen. Vielleicht hoffte sie, dass irgendeiner der beiden zu ihr rüberkommen würde, um mit ihr gegen Bezahlung zu schlafen.

In meinem Inneren hatte sich bei diesem Anblick alles zusammengezogen. Ich bin mit solchen Mädchen aufgewachsen und wusste, was sie am Ende des Tages erwartete, wenn sie nicht genug Geld mit nach Hause brachte.

Aus Mitleid gab ich dem Mädchen eine Goldmünze, die sie gierig einsteckte und dann weglief.
Sie würde von dem Geld nichts zu sehen bekommen aber vielleicht würde ihre Herrin zufrieden mit ihr heute sein und ihr erlauben zu baden oder ihr etwas Vernünftiges zu Essen geben.

Informationen bekamen wir nur spärlich. Die meisten Bewohner trauten keinen Fremden.

Ich hatte Kians Äußere mit meiner Magie verändert. Er war viel zu auffällig gewesen. Jeder in Terrasen kannte Rowans Gesicht und Kian sah nun mal aus, wie sein Vater.
Zudem waren seine spitzen Ohren auch nicht gerade hilfreich.

Faes waren zwar nicht mehr so gefürchtet, wie noch vor zwanzig Jahren aber besonders die älteren Menschen erinnerten sich noch gut an die Zeit, in der ihnen eingetrichtert wurde, dass Fae blutrünstig waren und sie vernichten würden.
Manche Ansichten bekam man auch nach zwanzig Jahren nicht geändert.

Mittlerweile war es abends. Die Sonne war längst untergegangen.
Kian, Njal und ich saßen in der Taverne unseres Gasthauses und aßen unser Abendessen, was aus Brot und einer Suppe bestand.

Mir und Njal machte diese karge Mahlzeit nichts aus, doch Kian war deutlich anzuerkennen, dass er solches Essen nicht gewohnt war.
Bisher hatte er sich aber nicht beschwert und das rechnete ich ihm hoch an.

„Wir sollten demnächst weiterziehen." Sagte Kian und blickte erst mich und dann Njal an.
„Manon hat gesagt, dass wir erstmal hierbleiben sollten." Erwiderte Njal.
Wie so oft stritten die beiden über unser weiteres Vorgehen.
Ich schwieg.

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt