Kapitel 26

117 11 4
                                    

NJAL:

Es war erstaunlich, wie viel sich in einem Jahr ändern konnte.

Njal hatte nicht damit gerechnet, dass ihm sein Elternhaus so fremd einmal vorkommen würde.

Seine Mutter hatte kein einziges Mal nach seiner Hand gefragt und sein Vater hatte nur einen kurzen Blick darauf gerichtet und traurig das Gesicht verzogen. Den beiden war es nicht egal, es war ihnen nie egal gewesen, wenn eines der Kinder sich verletzt hatte, doch sie hatten gelernt, dass Njal als Ritter manchmal Verletzungen hatte, die er nicht erklären wollte.

Vermutlich schoben sie es darauf.

Es war auch ungewohnt wieder in einem Zimmer zu schlafen, in das am frühen Morgen die Sonnenstrahlen drang. Sein Zimmer bei den Hexen hat gar kein Fenster. Zudem schlief er wieder mit mehreren Personen in einem Raum.

Sein Kinderzimmer hatte er sich immer mit Darian und Marisa geteilt, doch das war mittlerweile zu dem Kinderzimmer seiner beiden Neffen umfunktioniert worden. Seit Njal im Schloss arbeitete, hatte er auch gar keine Verwendung mehr dafür gebraucht.

Njal verabschiedete sich nicht von seinen Eltern. Er würde sowieso bald wieder zurückkehren, das hoffte er zumindest.

Er hasste Abschiede, hatte sie schon immer verabscheut. Das war die beste Entscheidung für ihn gewesen und er war froh, als er neben Ayla in dem ausgeliehenen Wagen seines Vaters saß und Richtung Schloss ritt.

Von außen betrachtet war das Schloss verdammt imposant. Njal wusste, dass man von Innen fast alles sehen konnte. Noch immer fragte er sich, wie König Dorian es geschafft hat ohne Glas von außen diese Illusion zu erschaffen. Aber vermutlich war das auch alles wirklich nur eine Illusion.

Wie vorhergesagt wurden sie bereits am Eingang erwartet. Die Ritter erkannten selbstverständlich Kian und Njal.

Etwas zögerlich, wie sie sich verhalten sollten, da Njal nun mal seit mehreren Jahren unter ihnen gedient hatte und Kian ein Prinz war, führten die Ritter sie ins Innere des Schlosses.

Njal kannte den Weg, den sie einschlugen und es überraschte ihn deswegen nicht, als man sie in das Arbeitszimmer des Königs führten und nicht in den Thronsaal.

„Was für eine schöne Überraschung." König Dorian saß an seinem Schreibtisch und grinste die Gruppe an, als man die Tür hinter ihnen schloss. „Kian, lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?" erkundigte er sich bei seinem Neffen, der still neben Ayla stand.

Dorians saphirblauen Augen wanderten zu Kians Hand, die auf Aylas unterem Rücken lag und ein Mundwinkel hob sich. „Manon hat mir bereits davon erzählt aber es mit eigenen Augen zu sehen..." lächelnd schüttelte er den Kopf. „Du erinnerst mich ein wenig an Lorcan, weißt du das?"

Etwas überrascht hob Kian eine silberne Augenbraue, die einzige Reaktion.

„Ayla, schön dich wiederzusehen. Hast du also doch deine Meinung zu Aelin geändert?" Dorian wirkte noch immer sehr freundlich und Ayla erwiderte das Lächeln des Königs.

„Ihr hatte recht, Eure Majestät. Wenn man Aelin kennenlernt, dann kann sie ganz charmant sein."

„Natürlich hatte ich Recht. Ich kenne sie schließlich schon mein halbes Leben lang." Dorian zwinkerte ihr zu und wandte sich dann an Njal.

„Falls du jemals dich dazu entscheiden solltest wieder zurück an den Hof zu kehren, dann wird deine Stelle immer frei sein, Njal." Dankbar lächelte Njal ihn an. Nach allem, was geschehen war und was er gelernt hatte, hatte sich nichts an Njals Meinung zu seinem König geändert.

Er war nach wie vor loyal zu Adarlan und zu König Dorian Havilliard II. Dieser Mann vor ihm hatte ihm die Möglichkeit gegeben sich zu entfalten und auszuleben. Er hat seiner Bitte mit Ayla zu trainieren und ihr nach Orynth zu folgen stattgegeben und ihn auf diese unglaubliche Reise geschickt. Ohne diesen Mann vor ihm hätte er niemals Ayla, Xayir oder Samara kennenlernen dürfen. Er hätte niemals erlebt, was wahre Freundschaft bedeutet und wie sich Herzschmerz anfühlen kann.

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt