das Ende der Welt || Larry Stylinson

nachbarn

Ich weiß nicht so recht wie ich es geschafft hatte, den restlichen Schultag zu überleben, aber ich hatte es irgendwie hinbekommen.

Das letzte Klingeln ertönte und man konnte allen die Freude anmerken.

"Lou, soll ich dich mit nehmen?" erkundigte sich mein Bruder.

Ich überlegte kurz ob ich nicht doch lieber laufen würde, entschied mich dann aber doch dazu mit zu fahren.
Oft ist es einfach komisch zwischen Noah und mir.
Im Auto entstehen immer so komische Gespräche.
So Gespräche wie 'Wie geht's dir' oder etwas in der Art wie 'Du weißt dass ich für dich da bin'.
Ich bin froh dass es jemanden gibt der sich für mich interessiert, wirklich, aber manchmal wünschte ich mir es wäre anders.
Es wäre so viel einfacher.
Ich wüsste dass ich niemanden mit meiner Art verletzen würde.
Ich weiß dass ich Noah verletze.
Damit, dass es mir egal ist, wie es um mich steht.
Ich habe keinerlei Selbstachtung.
Naja, aber wie denn auch?
Mir ist alles ziemlich egal. Alles ist eintönig und monoton.
Ab und zu spüre ich Schmerz.
Und ich bin froh über diesen Schmerz.
Ich weiß dass ich noch lebe, wenn ich fühle.
Aber manchmal will ich all den Schmerz den ich fühle einfach vergessen können.
Manchmal ist da dieser Schmerz, der mehr weh tut als es Wunden jemals könnten.
Manchmal wünsche ich mir dann, einfach nichts mehr fühlen zu müssen.
Beides ist scheiße.
Gefühle verletzen einen aber sobald man Kalt ist, ist es so als würde man kaum noch existieren.

"Du musst mir eh noch erklären was da heute morgen los war, Bro."

Oder es kommt zu so einem Gespräch.
Es ist nicht so dass ich es Noah nicht sagen will, es ist viel mehr so als fehle mir die Kraft dafür.
Die Kraft mich ständig zu erklären.

Noah wartete geduldig neben mir, bis ich es endlich hinbekam all meinen Kram in meiner Tasche zu verstauen.
Schließlich machte er Anstalten zu gehen und ich folgte ihm stumm.
Wir trotteten das Graue Gebäude entlang bis zu dem Schul-Parkplatz.

War Noah mit dem Auto bei der Reinigung?
"Sieht besser aus, nicht?" sprudelte es aus ihm heraus als könne er meine Gedanken lesen.
Ich schenkte ihm ein nickendes Lächeln und öffnete die Beifahrertüre.
Noah startete das Auto und keine Sekunde später war er auch schon bereit dafür mich zu Tode zu fragen.

"Na dann mal los, Mi Amore. Wieso warst du um 9 Uhr schon drauf und die viel wichtigere Frage... wieso hast du dich geprügelt? Wer waren diese Typen überhaupt?"

Ein undefinierbares Geräusch verließ meinen Mund.
Ich wusste dass er sich Sorgen machte, auch wenn er versuchte das so wenig wie möglich zu zeigen.

"Frage 1..." setzte ich an, um dann festzustellen dass ich selbst keine Antwort darauf hatte.
Ja wieso war ich Schon um 9 Uhr morgens bekifft?
Weil es deutlich angenehmer war so durch den Tag zu kommen?
Weil es keine Rolle gespielt hat?
Weil ich sowieso keinen Sinn mehr im Leben sah?

"Naja, ich hatte einfach Lust drauf. Wird nicht nochmal vorkommen."

Das klang für mich nach einer plausiblen Antwort mit einer noch plausibleren Entschuldigung.

"Zu Frage zwei: Das ist ganz einfach! Dieser komische Harry ist ein Arsch." stellte ich ziemlich schnell fest.

"Was hat er dir denn getan? Auf mich hat er eigentlich ganz normal gewirkt heute Morgen." versuchte Noah sich zu erkundigen.

Heute Morgen? Hatten die Jungs Ihn heute Früh auch schon bemerkt? Oder meinte er die Prügelei?
Aber wieso sollte man einen 'normalen' Eindruck auf eine Person haben, die gerade in einer Schlägerei steckte.

"Es gab sicher einen guten Grund dafür, dass dieser Harry so eskaliert ist." fuhr Noah seinen Gedankengang weiter.

Oder es war einfach nur Harry's Ego dass aus ihm sprach.
Oder er hatte tatsächlich einen guten Grund?
Nein, das glaub ich nicht.
Harry wirkte so arrogant ohne jeglichen Grund, wieso also sollte er einen Grund brauchen um jemanden zu schlagen.