du kennst mich nicht

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Ich weiß nicht genau wie das ganze hier passieren konnte aber Harry und ich lagen zusammen in seinem Kingsize Bett und redeten. Wir redeten über alles mögliche, bis auf das Projekt.

Er erzählte mir von seiner Beziehung zu seinem Vater. Und ich ihm von meiner.

"Aber wieso redetet ihr euch dann nicht einfach mal aus? Denkst du nicht dass er es verstehen würde wenn du langsam nicht mehr mit umziehen willst? Das muss doch verdammt scheiße sein. Nie langer an einem Ort sein zu können, oder?"

Harrys Vater war Filmproduzent. Ich wusste nicht all zu viel darüber, außer dass er dafür zuständig war dass die Filme eben richtig produziert werden. Dadurch war Harrys Vater immer auf durchreisen. Er flog von Ort zu Ort um an seinem nächsten Film zu arbeiten. Das erklärte Harrys Umzug, und auch dass er kaum persönliche Sachen in diesem Haus rumliegen hatte. Er blieb nie lange in einer Stadt. Ich weiß nicht aber für mich wäre das ganze viel zu ansträngend. Einmal umziehen und neu Anfangen, das wäre schön, aber diesen ganzen Prozess jährlich zu wiederholen? Nein danke.

"Klar, Ich könnte ihm sagen dass ich ausziehe aber weißt du, er hat niemanden außer mir. Auch wenn wir uns sehr oft streiten und uns kaum einig werden, bin ich der einzige der bis jetzt geblieben ist. Er versucht sich zwar sehr oft meine Liebe zu erkaufen und ist scheiße aber tief im inneren ist er anders. Früher war er anders. Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern wo er in seinen Mittagspausen zu mir gelaufen kam, mich umarmte und hoch in den Himmel hob. In diesen Momenten fühlte sich alles so unfassbar leicht an. So als könne man alles schaffen. Als wäre nichts unmöglich. Ich hatte immer daran geglaubt, dass mein Vater und ich alles zusammen schaffen würden. Eine Zeit lang klappte das auch verdammt gut aber von Zeit zu Zeit entfernten wir uns immer mehr von einander. Ich will jetzt auch gar nicht rum heulen, immerhin, naja, immerhin lebt er ja noch, aber es tut trotzdem verdammt weh so weit von ihm entfernt zu sein."

Irgendwie war mir gar nicht bewusst dass tatsächlich nicht alles perfekt war in Harrys Leben. Ich bin zwar davon ausgegangen dass er kein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte, das hatte man nie wenn der eigene Vater stinkreich ist, aber mir war irgendwie nicht bewusst dass ihn das verletzen könnte.

"Haben du und dein Vater eine gute Beziehung zueinander gehabt?" erkundigte sich Harry und drehte seinen Kopf zu mir.

"Ich glaube schon. Er war immer für mich da. Egal was ich für eine scheiße gebaut hatte, er war da für mich. Bedingungslos. Er hat mich immer wieder aufs neue aus allem rausgezogen. Egal wie Hoffnungslos alles schien, er war da und hat mir seine Hand gegeben. Er hat mir seine Hand und somit Halt gegeben."

Ich konnte spüren wie sich meine Augen langsam mit Tränen füllten und glasig wurden. Schnell wischte ich mir mit meinem Ärmel darüber.

Für einen Moment schwiegen wir. Man konnte nur noch die leise Musik wahrnehmen.

Heart Like Yours - Willamette Stone

"Du musst nicht darüber reden wenn du nicht bereit dazu bist." flüsterte mir Harry von der Seite aus zu.

"Ich weiß... Aber ich will die Erinnerungen an ihn nicht verlieren." flüsterte ich ebenso leise zurück.

"Wenn du magst, kann ich deine Hand halten. Vielleicht fällt es dir dann leichter."

Unsicher drehte ich mich auf die Seite um Harry ansehen zu können. Für einen Moment lang musterte ich ihn. Seine Locken hingen ihm in sein Gesicht. Seine Wangen waren ein wenig gerötet. Es war immer noch unfassbar warm hier drin. Für eine Millisekunde sah ich auf seine Lippen. Intuitiv leckte sich Harry über diese. Schnell sah ich wieder nach oben. In seine Augen. In seine smaragdgrünen Augen. Sie waren so verdammt klar und leuchtend. Für einen Moment könnte man meinen ich verlor mich kurz in ihnen. Ich räusperte mich leicht um wieder in der Realität zu landen.

das Ende der Welt || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt