Kapitel Elf: Anmeldung

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Versunken in einer Wolke aus Mehl, verarbeite ich den Teig für unsere neuste Kreation. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weshalb ich mich dazu entschieden habe, nach unten zu gehen und alles für die Öffnung um sieben Uhr vorzubereiten. Aber auch das hindert mich nicht daran, tief in meinen Gedanken zu versinken.

Hunter James hat es mal wieder geschafft, in meinem Kopf umher zu spuken.

Nachdem er mir gestern ins Wohnzimmer gefolgt ist, ist er nach unserem Gespräch aufgebrochen. Ella hat mich genaustens gemustert, aber keinen Ton gesagt. Sie weiß, dass etwas zwischen uns vorgefallen ist, hat aber den Anstand und wartet darauf, dass ich von alleine zu ihr komme.

Erst im Nachhinein, als ich unser Gespräch in Gedanken nochmals durchgegangen bin, konnte ich realisieren, was er mir genau gesagt hat. Denn durch seine Berührungen war ich nicht bei klarem Verstand, weil sich mein Körper nur auf seine Hände konzentriert hat.

Verdammt.

Verflucht seist du Hunter James.

Es war spät und ich zu aufgewühlt, damit ich Faith einen Kontrollbericht abstatte, so wie sie es mir beauftragt hat. Diesen werde ich heute, in einer ruhigen Minute nachholen. Ich kann mir denken, dass sie bereits weiß, dass Hunter beim Essen dabei war und deshalb zappelnd vor ihrem Telefon auf meinen Anruf gewartet hat. In dieser Stadt ist kein Geheimnis sicher. Jemand hat ihn sicher gesehen, als er vor dem Haus stand und hat bereit die Gerüchteküche weiter angeheizt.

Als hätten sie sonst nichts zu tun.

Immer weiter knete ich den Teig, dass bald darauf meine Hand zu schmerzen beginnt. Ich war so tief in meinen Gedanken versunken, weshalb ich gar nicht bemerkt habe, wie fest ich zudrücke. Augenblicklich lasse ich los und hole tief Luft. Ich darf mich auf keinen Fall aufregen.

Auch wenn die Menschen hier ziemlich neugierig sind, sind sie alle tolle Persönlichkeiten. Sie helfen überall, wo sie nur können und unterstützen Faith und mich in jeder Hinsicht. Denn ohne diese Menschen wäre unser kleines Café, bereits wieder geschlossen.

Seufzend schließe ich die Augen, da ich endlich mit den Vorbereitungen fertig bin und alle Öfen besetzt sind. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch eine Stunde habe, bis ich den Laden öffnen muss. Bewaffnet mit einer großen Tasse Kaffee lasse ich mich an der Theke nieder und blättere lustlos in der Zeitung. An einem Artikel bleibe ich stehen, da er meine Neugier geweckt hat und lese ihn interessiert durch.

Der 150. Backwettbewerb von North Carolina.

Es wäre interessant daran teilzunehmen. Wir könnten mit diesem Wettbewerb gute Werbung für Touristen bekommen. Zudem würde mich die Konkurrenz interessieren, die hier ganz in der Nähe schlummert. Das wäre eine klasse Idee. Ohne weiter darüber nachzudenken, fülle ich auf ihrer Internetseite die Anmeldung aus.

Es ist lange her, seit ich an einem Wettbewerb teilgenommen habe. In den letzten Wochen hatten wir gar keine Zeit, weil unser kleines Geschäft geboomt hatte. Aber diese Abwechslung wird mir guttun, da ich eine Ablenkung nötig habe.

Pünktlich öffne ich die Türen, sodass die ersten Kunden bereits eintreten. Immer wieder nehme ich Bestellungen auf, serviere die Getränke und lächle. Niemand von ihnen merkt, dass mein Lächeln gar nicht ehrlich ist. Denn ihnen reicht meine Fassade völlig aus, nur ganz wenige Leute ahnen, was ich genau hinter der Maske verberge.

Die Türglocke lässt mich aufschauen und ein grinsender Heath kommt auf mich zu. Seine Haare sind noch ganz verstrubbelt, denn er sieht aus, als komme er direkt aus dem Bett.

„Hallo Haylee Lane. Wie geht es dir?", fragt er mit einem verschmitztem Grinsen. Dabei entgeht mir sein suchender Blick, der durch das Café gleitet, nicht. Ich kann mir denken, nach wem er Ausschau hält.

„Guten Morgen Heath. Mir gehts gut, und dir?"

Ich sehe schon, weshalb er mit Hunter befreundet ist. Sie sind beide gleich. Charmant, witzig und für alles zu haben. Auch wenn ich bemerkt habe, dass Hunter ernster geworden ist.

„Mir gehts prima. Was hast du heute Leckeres für mich? Und wo ist deine süße Freundin?"

Ich habs doch gewusst. Mit einem süffisanten Grinsen wende ich mich ab, damit ich ihm seinen Kaffee zubereiten kann. Dabei lasse ich ihn ein paar Sekunden zappeln, um zu sehen, wie groß sein Interesse wirklich ist.

„Ich kann dir die kanadischen Schokoschnitten empfehlen oder wenn du es nicht ganz so süß möchtest, den Bananenkuchen mit dunkler Schokolade."

Auf seine andere Frage gehe ich nicht ein. Ich finde es viel zu amüsant, ihn noch ein wenig leiden zu lassen. Ich stelle ihm seinen Kaffee auf die Theke, während er mich mit zusammengekniffenen Augen anstarrt.

„Er hat mich bereits vor dir gewarnt, Puderzuckerwölkchen. Aber es sei dir vergeben."

Dabei wedelt er übertrieben mit den Armen, sodass ich mich nicht mehr halten kann und laut loslache. Auch Heaths Mundwinkel zuckt in die Höhe, da er sein Lachen versucht zu unterdrücken.

„Puderzuckerwölkchen? Ist das dein Ernst?", hake ich amüsiert nach.

Irgendwie sind alle meine Spitznamen, auf Zucker oder Zimt zurückzuführen. Zustimmend nickt er übertrieben mit dem Kopf.

„Ja. Du bist wirklich Zucker. Aber ich muss zugeben, dass es nicht mein bester Einfall ist. Auf die schnelle ist mir nichts anderes eingefallen."

Ich halte mir bereits den Bauch vor Lachen. Ich kann gar nicht mehr aufhören damit und das tut so gut, weil ich lange nicht lachen konnte. Kopfschüttelnd seufze ich auf, nehme den Stift in die Hand und werfe ihn ab.

„Das kannst du sicher besser, Casanova."

Überheblich mustert er mich, während er seine Augenbrauen zusammenzieht.

„Natürlich mein Marmeladenherz. Was ist dir lieber? Du darfst ihn dir sogar selbst aussuchen. Diese Ehre gebührt nur wenigen, Puderzuckerflocke."

Woher hat er nur diese bescheuerten Kosenamen? Das ist doch nicht normal. Wie kommt man auf solche Ideen? Lachend winke ich ab, da es sowieso keinen Sinn ergibt. Er wird mich nennen, wie es ihm gerade passt. Er ist niemand, der gerne nach Regeln spielt. Soviel steht fest.

„Dann halt nicht, Zuckerbienchen. Dann wirst du halt jedes Mal aufs neue überrascht. Und ich nehme den Bananenkuchen", zwinkert er mir charmant zu. Also wenn sich Faith auf diesen Mann einlässt, dann wird es ihnen beiden niemals langweilig werden.

„Gut. Ach, meine Freundin hat heut frei. Du kannst sie am Nachmittag am Fluss treffen."

In einer Tüte überreiche ich ihm seine Bestellung, die er dankbar annimmt und mich mit einem schiefen Grinsen belohnt.

„Ich danke dir Zuckerwattebällchen für die Information. Du wirst es nicht bereuen, es mir verraten zu haben. Ach, und Hunter lässt dich grüßen."

Mit diesen Worten verlässt er das Lokal und mich, mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurück.

Das war wirklich erfrischend.

°°○°°

Da habt ihr einen kleinen Einblick von Heath bekommen. Wie findet ihr ihn?

Bis bald.
Eure AnyDii

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